Die Liste der angeblich aphrodisierenden Pflanzen ist lang. Woher kommen diese Annahmen? Und was wirkt denn jetzt wirklich?
Der Mythos um die aphrodisierende Wirkung verschiedener Pflanzen ist teilweise älter als jedes Geschichtsbuch. Dieser gründet sich meist auf Belanglosigkeiten, wie beispielsweise der Form des Gewächses oder anderer ihm zugeschriebenen Wirkungen. Heute ist die Frage der Libido und der Potenz fast wichtiger denn je. Aufgrund der riesigen Medienpräsenz von Sex entstehen große Erwartungen, die nicht selten in sexuellen Störungen ihr Ende finden. Da ist es nicht verwunderlich, dass manch alter Mythos wieder hervorgeholt wird, in der Hoffnung, Körper und Geist wieder ins sexuelle Gleichgewicht zu bringen.
Die endlose Liste der möglichen Aphrodisiaka
Aphrodisiaka sind Mittel, die dem Volksmunde nach die Libido anregen, die Potenz erhöhen und das Vergnügen am Sex steigern sollen. In den letzten Jahrhunderten hat sich die Liste der möglichen pflanzlichen Aphrodisiaka immer mehr erweitert. In den 60er Jahren erschien in New York das „Dictionary of Aphrodisiacs“, von Harry E. Wedeck, welches allein schon um die 260 Seiten umfasst. Zu den bekanntesten zählen nicht zuletzt Gurken, Austern, Pfefferminzöl, Spargel, Hopfen, Marihuana, Erdbeeren und Honig. Die Annahme einer sexuellen Stimulation bei Einnahme dieser Produkte stützt sich auf die unterschiedlichsten Theorien.
In vielen Kulturen dieser Welt werden Pflanzen aufgrund ihrer phallischen Form als sexuelle Stimulanzien gewertet, wie beispielsweise der Spargel oder die Gurke. Andere verleiten aufgrund ihrer sinnlichen Beschaffenheit zu diesem Trugschluss. Beispiele wären Erdbeeren, bestimmte ätherische Öle und Honig. Manche Pflanzen stehen zwar in dem Ruf, stimulierend zu wirken, setzen jedoch lediglich die Hemmschwelle herab, wie der Hopfen in Bier, oder schärfen die Sinneswahrnehmung, wie der Genuss von Marihuana. Vorsicht ist allerdings geboten, wenn es um manche Mythen geht. Nicht selten wird giftigen Pflanzen eine aphrodisierende Wirkung zugesprochen, deren Genuss jedoch schneller im Krankenhaus enden kann, als einem lieb ist. Daher lohnt es, sich vor dem Experimentieren über die Gefährlichkeit der Aphrodisiaka rechtzeitig zu informieren.
Der Placebo-Effekt der Aphrodisiaka
Fakt ist, dass die meisten der oben genannten Pflanzen keinerlei körperliche Reaktion hervorrufen, die wissenschaftlich bewiesen werden könnte. Dennoch halten sich die Mythen hartnäckig und manch einer würde auf die Wirksamkeit des einen oder anderen Aphrodisiakums schwören. Da lässt sich schnell ausrechnen, dass hierbei nicht zuletzt auch der Kopf eine wichtige Rolle spielt. Die erfolgreiche Wirkung eines Aphrodisiakums kann tatsächlich bis zu 50 Prozent auf Einbildung beruhen, wobei dieses Phänomen als Placebo-Effekt bekannt ist. Die Amerikanische Medizinische Gesellschaft (AMA) geht sogar soweit, in der von ihr veröffentlichten medizinischen Enzyklopädie zu behaupten „keine Substanz (habe) erwiesenermaßen irgendwelche sexuell anregenden Wirkungen“, aber jede könne „den erwünschten Effekt erzielen, solange die Person, die sie einnimmt, nur fest genug daran glaubt“.
Pflanzliche Aphrodisiaka, die tatsächlich wirken
Trotz des vernichtenden Urteils der AMA ist die Wissenschaft mittlerweile so weit voran geschritten, dass sie bestimmten Nahrungsmitteln, Kräutern und Pflanzen biochemische Wirkungen nachweisen können, die tatsächlich Einfluss auf die menschlichen Sexualfunktionen haben. So können manche in den Hormonhaushalt eingreifen und die Geschlechtshormone, Androgene und Östrogene, positiv beeinflussen. Andere erhöhen oder verringern die Konzentration der Neurotransmitter im Gehirn, die die Geschlechtsorgane steuern. So können pflanzliche Aphrodisiaka durchaus nicht nur kurzzeitig Lust auf Sex machen, sondern sogar längerfristig die sexuelle Aktivität steigern und den ganzen Reproduktionstrakt in Schwung bringen. Solche Naturheilmittel werden auch Sexualtonika genannt, da sie erst bei regelmäßiger Einnahme eine Wirkung auf die Sexualfunktionen zeigen. Dazu gehören Hafer, Ginkgo und Ginseng. Im allgemeinen lohnt es, sich über die Vielfalt der pflanzlichen Aphrodisiaka zu informieren.
Aphrodisiaka, die ihren Namen zu Recht tragen, gibt es wenige. Dennoch gibt es einige, die ihrem Ruf durchaus gerecht werden, nämlich kurzzeitige Erregung zu generieren. Das folgende Aphrodisiaka Yohimbe wird direkt vor dem Liebesakt eingenommen, und unterscheidet sich so von den Tonika. Yohimbe steigert die Potenz, erhöht die Libido und vergrößert die Lust am Geschlechtsverkehr. Es kann von Frauen und Männern gleichermaßen konsumiert werden.
Das wohl wirkungsvollste pflanzliche Aphrodisiakum, Yohimbe
Yohimbe ist wohl eins der wirkungsvollsten pflanzlichen Aphrodisiaka, die wir kennen. Einheimische in Westafrika trinken seit Urzeiten einen Tee, der aus Yohimbe-Rinde gebraut wird, um Impotenz zu kurieren und sich auf wichtige sexuelle Begegnungen einzustimmen. Seit den 30er Jahren wird Yohimbe wissenschaftlich untersucht, dennoch ist die Wirkweise noch nicht vollständig erschlossen. Der Wirkstoff des Yohimbe Baumes findet sich in der Rinde, das Alkaloid Yohimbin. Dieses setzt im Gehirn bestimmte Neurotransmitter frei, was dazu führt, dass die erektilen Gewebe des Körpers sich stärker mit Blut füllen.
Gleichzeitig bewirkt das Yohimbin eine Verengung der Venen, wodurch das Blut langsamer abfließt. Übertragen auf die männliche Sexualität bedeutet dies eine stärkere und länger anhaltende Erektion. In potenzfördernden Medikamenten findet vor allem Yohimbinhydrochlorid Verwendung. Studien ergaben, dass ein Drittel der Männer, die an Impotenz leiden, durch Yohimbinhydrochlorid kuriert werden können. Auch bei gesunden Männern blieb die Wirkung nicht aus. Der gleiche Vorgang gilt auch für die Klitoris, sodass die Einnahme von Yohimbe auch für Frauen sinnvoll ist. Die Wirkweise von Yohimbe ist allerdings so komplex, dass weiterhin noch viele Fragen offen bleiben. Vor allem ungeklärt ist, wie Yohimbin, neben den körperlichen Einflüssen, auf die Libido wirkt.
Vorsicht bei Yohimbin: Die Nebenwirkungen sind extrem
Das Alkaloid Yohimbin verursacht leider extreme Nebenwirkungen. Zu diesen unangenehmen Begleiterscheinungen gehören Übelkeit, Schwindelgefühle, Reizbarkeit, innere Unruhe, Schweißausbrüche, Bluthochdruck und Kopfweh. Yohimbe wird ebenfalls eine leicht halluzinogene Wirkung nachgesagt und das Schärfen der Sinneswahrnemung. Aus diesem Grund empfiehlt es sich dringend, Yohimbe nur unter der Anleitung eines Arztes beziehungsweise eines Heilpraktikers anzuwenden. Desweiteren sollten sie Yohimbe meiden, wenn sie unter einer Herz-, Nieren- oder Lebererkrankung leiden, Bluthochdruck haben oder aber schwanger sind. Ebenso verhält es sich, wenn sie an einer psychischen Störung erkrankt sind oder Medikamente gegen Depressionen einnehmen. Für weitere Informationen empfiehlt sich das Buch „Forever fit – die Top 20 der Naturmedizin“ von Mark Mayell. Dieses Werk ist ebenfalls die Hauptquelle dieses Artikels.