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Padmasana, der Lotussitz im Yoga: Meditationshaltung und Asana

Der Lotussitz ermöglicht Fortgeschrittenen langes schmerzfreies Sitzen während der Meditation. Yoga-Anfänger können im halben Lotus einsteigen.

Yoga wird in der westlichen Welt neben dem Kopfstand immer spontan mit der Lotushaltung verbunden. Dieses traditionelle sitzende Asana wird auch aus guten Gründen in verschiedenen Richtungen etwa des Hatha oder Ashtanga Vinyasa Yoga (Power Yoga) als Ausklangsposition nach einer jeden Übungsstunde geschätzt.

Aber auch für Menschen, die ohne andere körperliche Yogaübungen meditieren möchten, bietet sich der Lotussitz oder seine Vorstufe als ideale Haltung an.

Warum ist der Lotussitz die perfekte Meditationshaltung?

Beim Lotussitz ruht der linke Fuß mit der Sohle nach oben auf dem rechten Oberschenkel und der rechte Fuß gegengleich auf dem linken Bein, während die Knie fest auf dem Boden liegen, der Rücken gerade bleibt und die nach oben geöffneten Hände die Knie berühren.

Zum Meditieren eignet sich nur eine Position, die jemand lange und schmerzfrei halten kann, so dass sich das körperliche Bewusstsein komplett ausblenden lässt und echte Entspannung möglich wird. Um jedoch nicht einzuschlafen, empfiehlt sich nicht die zu bequeme auf dem Rücken liegende Stellung. Im Unterschied zum landläufigen Schneidersitz, bei dem die Beine nicht auf dem Boden aufliegen, bietet der Lotussitz Stabilität und hält fast automatisch die Wirbelsäule aufrecht und den Kopf in deren natürlicher Verlängerung. Die aufrechte Rückenstellung verhindert nicht nur Rückenschmerzen, sondern ermöglicht auch die ungehinderte Strömung aller Nervenimpulse, die über das Rückenmark den für die Meditation und die Atemtechnik Pranayama wichtigen Austausch zwischen Körper und Gehirn regeln.

Gesundheitliche Vorteile: fördert die Verdauung und erhöht die Kondition

„Zerstörer aller Krankheiten“ nannte schon die Gheranda Samhita, eine Yogaschrift aus dem 17. Jahrhundert, den Lotussitz. Nach der yogischen Lehre erklären sich zahlreiche der ihm zugesprochenen positiven Effekte zum Beispiel aus der umgeleiteten Blutzirkulation, die sich wegen der verkreuzten Beine auf den Unterkörper fokussiert. Viele Anwender bestätigen der Position daher eine lindernde Wirkung bei Verdauungsproblemen und bei Ischiasschmerzen, außerdem kann sie gegen Menstruationsbeschwerden helfen und wegen guter Blutversorgung der Geschlechtsorgane Potenz und Libido anregend beeinflussen.

Eine medizinische Untersuchung aus dem Jahr 1975 des indischen Forscherteams Salgar, Bisen und Jinturkar kam zu dem Ergebnis, dass die tägliche Übung von Padmasana über mehrere Monate auch ohne Meditations- oder Atemübungen zahlreiche positive Auswirkungen auf den Stoffwechsel entfaltet, zum Beispiel die Sauerstoffaufnahme erhöht und damit zu einer Steigerung der Kondition führt.

Gegenanzeigen und Alternative zu Padmasana: der halbe Lotus

Zwar sind keine grundsätzlichen Risiken der Lotushaltung bekannt, Menschen mit Knieproblemen ebenso wie mit Verletzungen an den Fußgelenken sollten sie jedoch keinesfalls ohne ärztlichen Rat ausführen. Anfängern ist die Anleitung durch einen geschulten Yogalehrer zu empfehlen.

Auch gilt wie immer bei Yogaübungen, dass sich niemand über die Schmerzgrenze hinaus verbiegen sollte. Wer die Position noch nicht komfortabel einnehmen kann, fängt einfach mit einem halben Lotus an, legt also ein Bein auf das andere, während der zweite Fuß unter oder kurz vor dem Knie auf dem Boden ruht. Sobald die Position unbequem wird, ob im halben oder ganzen Lotussitz, tut immer ein Seitenwechsel gut.

Aufwärmübungen für den Lotussitz: Schmetterling oder andere Yoga Asanas

Alle, die im Rahmen eines Yogaprogramms schon intensiv Asanas üben und Padmasana als Abschlussposition verwenden, brauchen keine speziellen Vor- oder Aufwärmübungen. Denn einige der traditionellen Asanas dehnen bereits die Oberschenkel und den Lendenbereich in der erwünschten Richtung, so vor allem die Vorbeuge mit halbem Lotus im Langsitz, Ardha Baddha Padma Paschimottanasana.

Wer direkt mit dem Lotussitz als Meditationshaltung beginnen möchte, sollte sich aber vorher unbedingt aufwärmen und am besten auch die Knie massieren, bis sie warm sind. Als Vorübung eignet sich besonders gut der Schmetterling in sitzender Stellung, Baddha Konasana, bei dem die Füße mit den Fußsohlen gegeneinander gelegt und mit den Händen umschlossen werden, während die Knie in Richtung Boden ziehen.