Termingeschäfte gelten als risikoreich. Aber was steckt eigentlich hinter Optionen und Futures, und was macht sie so riskant?
Termingeschäfte stammen eigentlich aus der Landwirtschaft. Schon lange versuchen Bauern ihre Produkte so früh wie möglich an Händler zu verkaufen, um so ihr Einkommen vor dem Risiko eines Preisverfalls zu schützen. Die Händler sichern sich auf der anderen Seite gegen steigende Einkaufspreise ab. Mit anderen Worten, sie spekulieren auf steigende Preise. Die Industrialisierung und die Entwicklung der Finanzmärkte ließen die Nachfrage nach Termingeschäften auch für Rohstoffe, Währungen und Aktien steigen. Ob für die Absicherung oder zur Spekulation, Termingeschäfte gewannen bereits Ende des 19. Jahrhunderts an Bedeutung. Heute sind sie aus dem Wirtschaftsleben nicht mehr wegzudenken.
Forwards und Futures sind unbedingte Termingeschäfte
Termingeschäfte zwischen einem Bauern und einem Händler waren früher nicht standardisiert. Der Bauer verkaufte seine erwartete Erntemenge zu einem vorher festgelegten Preis. Die Lieferfrist richtete sich nach der Zeit, die bis zur Ernte verblieb. Ein solches nicht-standardisiertes Termingeschäft nennt man Forward. Mit der Gründung der Chicago Produce Exchange 1874, der ersten Futures-Börse, begann die Standardisierung der Termingeschäfte. Dabei wurden sowohl die Mengen als auch die Lieferzeiten standardisiert. Standardisierte, an der Börse notierte Termingeschäfte nennt man Futures. Ansonsten hat sich der Charakter des Vertrages jedoch nicht verändert. Auch bei Futures wird eine bestimmte Menge eines Produkts zu einem vorher festgelegten Preis zu einem vereinbarten Termin verkauft. Forwards und Futures sind also unbedingte Termingeschäfte, denn zum Lieferzeitpunkt findet in jedem Fall ein Warenaustausch statt. Die einzige Möglichkeit, einen Warenaustausch zu verhindern, ist der Abschluss eines exakten Gegengeschäfts.
Long und Short – Positionen in einem Termingeschäft
Für den Terminhandel wurden spezielle Begriffe definiert. „Long“ steht dabei für kaufen und „Short“ für verkaufen. Der Bauer im vorherigen Beispiel geht demnach Short Future, er verkauft seine Ware zum an der Börse notierten Future-Preis. Der Händler geht entsprechend Long. Wer eine Long-Position glattstellen möchte, also eine Warenlieferung vermeiden möchte, muss vor Fälligkeit des Futures eine Short-Position über die gleiche Menge eingehen. Das Gewinn-Verlust-Profil einer Long Future Position ist vergleichbar mit dem Gewinn oder Verlust, der durch den Kauf der Ware entsteht. Das heißt, wer Long Future geht, gewinnt bei steigenden Preisen und verliert bei fallenden Preisen. Das Gewinn-Verlust-Profil einer Short-Future-Position ist exakt spiegelverkehrt. Dabei ist das Ausmaß von Gewinn und Verlust nicht begrenzt.
Optionen bieten dem Käufer ein Wahlrecht
Option ist das englische Wort für Wahlrecht. Dem Käufer einer Option (Long Option) wird das Wahlrecht eingeräumt, eine Ware zu kaufen oder zu verkaufen. Für dieses Recht bezahlt der Käufer eine Optionsprämie. Der Verkäufer einer Option (Short Option) geht hingegen die Pflicht ein, eine Ware zu kaufen oder zu verkaufen, wenn der Käufer sein Wahlrecht in Anspruch nimmt. Optionen sind bedingte Termingeschäfte, denn ein Warenaustausch findet nur statt, wenn der Optionskäufer sich dafür entscheidet. Ob der Käufer seine Option ausübt, hängt davon ab, wie sich der Marktpreis der zugrundeliegenden Ware entwickelt. Der Marktpreis muss mit dem in der Option vorher vereinbarten Preis, dem Strike Price verglichen werden. In welchem Verhältnis Marktpreis und Strike Price stehen müssen, hängt von der Art der Option ab.
Call und Put Optionen
Optionen, die dem Käufer das Recht einräumen, eine Ware zu kaufen, nennt man Call Option. Put Optionen hingegen gewähren das Recht, eine Ware zu verkaufen. Wer eine Call Option gekauft hat (Long Call), wird die zugrundeliegende Ware nur kaufen, wenn der Strike Price unter dem Marktwert der Ware liegt. Liegt der Strike Price bei Fälligkeit der Option über dem Marktwert, lässt der Käufer die Option verfallen, denn er kann die Ware billiger am Markt kaufen. Umgekehrt wird eine Long Put Option nur ausgeübt, wenn der Strike Price über dem Marktpreis liegt, denn andernfalls könnte die Ware zu einem höheren Preis am Markt verkauft werden.
Hedgen oder Spekulieren
Put Optionen haben den Charakter einer Versicherung. Wer Aktien gekauft hat und sich vor einem möglichen Preisverfall schützen möchte, kauft Put Optionen. Die Bezahlung der Optionsprämie kommt der Zahlung einer Versicherungsprämie gleich. Fällt der Aktienkurs tatsächlich, kann der Käufer der Put Option seine Aktien zum Strike Price verkaufen und so einen Verlust vermeiden. Steigt der Aktienkurs, lässt er die Option verfallen und gewinnt auf der anderen Seite an seinen Aktien. Der Verlust ist auf die Höhe der Optionsprämie begrenzt. Darum können Put Optionen zum Hedgen, also absichern, eines Aktiendepots verwendet werden. Call Optionen hingegen kommen vornehmlich beim Spekulieren zum Einsatz. Da Optionsprämien deutlich niedriger sind als Aktienpreise, können Optionskäufer mit viel geringeren Einsätzen Gewinne machen und so ihre Rendite steigern. Diesen Effekt nennt man Hebelwirkung oder Leverage.
Für Privatanleger sind Termingeschäfte nur begrenzt geeignet
Termingeschäfte gelten als deutlich riskanter als die zugrundeliegenen Waren- oder Finanzgeschäfte. Das hängt mit verschieden Aspekten bei Termingeschäften zusammen. Zum einen führt die Hebelwirkung zu größeren Gewinn- und Verlustausschlägen. Zum anderen können Short Positionen zu Verlusten führen, die über dem eingesetzten Kapital liegen. Aus diesem Grund sind Privatanleger von vielen Termingeschäften ausgeschlossen. Für die private Geldanlage kommt am ehesten der Kauf von Call oder Put Optionen in Frage, da bei diesen Geschäften die Verluste auf die Optionsprämie begrenzt sind. Aber auch diese Termingeschäfte sind nur für Privatanleger geeignet, die die Risiken aus der Hebelwirkung der Optionen einschätzen können.