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Onlinesucht – von Abhängigkeit und Vergnügen

Private Internetnutzung – 40 Prozent können nicht verzichten. Suchtgefahr durch Internet, Nikotin und Alkohol.

40 Prozent der Deutschen können auf private Internetnutzung nicht verzichten: Vier von zehn Deutschen sind der Meinung, auf privates Surfen im Netz auf keinen Fall zwei Wochen lang verzichten zu können. Acht von Zehn sind in ihrer Freizeit mindestens fünf Mal in der Woche im Internet unterwegs. Dabei ist der Grat zwischen Vergnügen und Abhängigkeit schmal. Vor allem von Online-Spielen und sozialen Netzwerken geht erhöhte Suchtgefahr aus, weil sie dazu verleiten, sich in virtuelle Welten zu flüchten und ständig online zu sein. Deutlich weniger gefährlich sind dagegen die kleinen Besorgungen im Netz wie Bankgeschäfte oder Reisebuchungen.

Internetsucht und Computerkonsum

Etwa sieben Prozent der Internetnutzer gelten mittlerweile als süchtig, ebenso viele als stark gefährdet. Die Folge von exzessivem Computerkonsum: Wer viele Stunden am PC verbringt, hat weniger Zeit für andere Dinge. Soziale Beziehungen zu Freunden und Partnern leiden darunter. Gleichzeitig gefährdet das stundenlange Sitzen die Gesundheit. Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage des Deutscher Ring Krankenversicherungsverein unter 1.500 Bundesbürgern.

Computersucht und Bewegungsmangel

Besonders der Bewegungsmangel aufgrund vieler Stunden vor dem PC führt dabei zu gesundheitlichen Beschwerden, wie Übergewicht und Rückenproblemen. Außerdem kann durch die ständige Überbeanspruchung der Augen das Sehvermögen nachhaltig geschädigt werden. „Exzessiver Computerkonsum ist von einem reinen Freizeitvergnügen zu einem echten Problem geworden, das nicht unterschätzt werden darf“, warnt der Gesundheitsexperte Frank Grunwald. „Kindern und Jugendlichen sollte deshalb frühzeitig der verantwortungsvolle Umgang mit dem PC, Spielkonsolen und anderen Medien beigebracht werden.“

Klassische Suchtstoffe nach wie vor gefährlich

Doch auch wenn der Medienkonsum in Deutschland zunehmend problematisch ist, gehen die größten Gefahren immer noch von den klassischen Suchtstoffen, wie Tabak und Alkohol aus. Sie spielen im Alltag vieler Menschen nach wie vor eine große Rolle. Jeder dritte Deutsche raucht mindestens fünf Mal pro Woche. Drei von zehn Rauchern sind sogar der Meinung, nicht einmal für kurze Zeit auf den Glimmstängel verzichten zu können. Ähnlich alarmierend ist der Alkoholkonsum. 15 Prozent der Bundesbürger trinken mehrmals die Woche Alkohol. Für jeden Zehnten ist es unmöglich, zwei Wochen ohne auszukommen. Kritisch ist der Umgang mit den Suchtmitteln vor allem, wenn versucht wird, damit Stress oder Anspannung auszugleichen.

Wann Genuss zur Sucht wird

Der Übergang zur Abhängigkeit ist häufig fließend. Deshalb lässt sich nicht pauschal festlegen, wann es sich tatsächlich um eine Sucht handelt. Es gibt jedoch mehrere Faktoren, die zuverlässige Hinweise darauf liefern und eine Überprüfung des eigenen Suchtverhaltens ermöglichen. Einer von ihnen ist, dass der Betroffene den Konsum nicht mehr genießen kann – er wird für ihn zum Zwang. Daneben spricht auch der Kontrollverlust für eine Abhängigkeit. Das Verlangen nach dem Suchtstoff wird immer stärker, bis der Betroffene nicht mehr in der Lage ist, den eigenen Konsum zu steuern. Typisch ist außerdem, dass die Dosis stetig erhöht wird. Wer abhängig ist, benötigt beispielsweise immer mehr Alkohol oder Nikotin um seine Sucht zu stillen, weil sich der Körper mittlerweile daran gewöhnt hat. Aus anfangs einer Flasche Bier pro Abend werden schnell fünf, sechs oder mehr. Wird die Dosis dagegen reduziert oder komplett ausgesetzt, kommt es zu körperlichen oder psychischen Entzugserscheinungen wie Herzrasen, Zittern oder Nervosität.

Suchtprävention

Treffen einer oder mehrere dieser Faktoren auf das Konsumverhalten zu, sollte der Betroffene sich dringend Hilfe suchen. Entsprechende Beratungsangebote gibt es in jeder Stadt beziehungsweise Region. Je früher die Sucht erkannt wird, desto einfacher ist es auch, davon loszukommen. Doch auch hier gilt vor allem mit Blick auf den Nachwuchs: Vorsorge ist besser als Heilung. Suchtprävention sollte schon im Kindesalter anfangen. Kinder und Jugendliche schauen sich den Umgang mit Alkohol, Nikotin oder auch Medien bei Erwachsenen ab. Eltern sollten deshalb vorleben, Dinge zu genießen – aber auch Grenzen zu setzen. Denn das Verhalten der Eltern wirkt weit stärker als jede spätere Belehrung.