Über Freiheit und Beziehungslosigkeit der heutigen Gesellschaft. Wenig Pärchen, viele Singles: In der heutigen Zeit stehen Freiheit, Unabhängigkeit und Spaß ohne Verpflichtungen an erster Stelle. Wie findet man dennoch Glück zu zweit?
Wieso sollte er auch?
Er sieht verdammt gut aus und ist total süß. Mit scheinbar verliebtem Blick schmachtet er sie an. Plötzlich weicht das Leuchten aus seinen Augen, er wird ernst und sagt zu ihr: „Nur damit wir uns nicht missverstehen – ich möchte keine feste Beziehung oder ähnliches, sondern einfach nur meinen Spaß mit dir!“. Sie hat das Gefühl, jemand reißt ihr den Boden unter den Füßen weg. Er ist gut aussehend, süß, charmant – ein wahrer Sunnyboy. Er könnte an jedem Finger eine haben, wenn er will. Wieso sollte er sich auf sie festlegen? Sie versteht ihn gut und antwortet: „Ist klar, keine Sorge. Ich will auch keine feste Beziehung im Moment.“
Neue Zeit, neue Werte
Spaß haben, unabhängig sein, frei sein – sind das die Werte der heutigen Zeit? Möglicherweise ja, denn laut statistischem Bundesamt sank die Zahl der Eheschließungen in Deutschland im Zeitraum vom Jahr 2005 bis 2007 von 388 451 Paare auf 368 922.
Ein Partner oder eine Partnerin ist für viele junge Menschen laut Befragungen heutzutage nur noch ein lästiger Klotz am Bein. „Wieso eine ganze Kuh kaufen, wenn man auch ein Glas Milch haben kann?“, lautet ein beliebter Standartspruch der betroffenen Singles. Oder: „Wieso sich für einen Kuchen entscheiden, wenn das Sortiment doch so groß und vielseitig ist!“.
Liebe, Zuneigung, Geborgenheit, Vertrauen – diese Werte scheinen von den neuen Werten – Freiheit, Unabhängigkeit, Spaß, Abwechslung – verdrängt zu werden. Wie soll man in einer Gesellschaft, in der viele das Single-Leben dem Beziehungsstatus vorziehen, das passende Gegenstück finden?
Bedürfnisorientiert leben und handeln
Wichtig ist es, den eigenen Standpunkt zu finden und den auch zu vertreten. Wenn man grundsätzlich eine Beziehung möchte, aber den Richtigen nicht findet, sollte man nicht als Kompromiss ein wildes Single-Leben führen, unter dem Motto „Warum auf den Richtigen warten, wenn man eine Menge Spaß mit dem Falschen haben kann?“. Nicht für alles und jeden zu haben zu sein, ist wichtig für die Glaubwürdigkeit, um später nicht die falschen Signale zu senden und an „die Falschen“ zu geraten.
Sobald man den Kompromiss einer Affäre eingeht, sendet man nämlich folgendes Signal an die Männerwelt: „Du musst mich nicht als ganze Kuh nehmen, ich biete dir auch ein Glas Milch!“.
Selbstwertgefühl und Ausstrahlung
Wer über ein gesundes Selbstwertgefühl verfügt, hat automatisch eine positivere Ausstrahlung. Erfüllt von Selbstzweifeln, Ängsten und Komplexen, wirkt man nicht sonderlich glücklich und attraktiv. Durch ständige Manipulation von außen – den Medien, die ein bestimmtes Schönheitsideal vorschreiben – sind leider viele gehindert, ihr eigenes Ich wertzuschätzen. Sie wollen so sein, wie andere, wenige sind so zufrieden mit sich, wie sie sind. Die eigenen Schwächen zu akzeptieren, sich selbst mögen, wie man ist – das gelingt den wenigsten. Ein geringes Selbstwertgefühl ist auch oft die Ursache für Bindungsprobleme, weil viele Menschen Angst davor haben, an der Seite des Partners/ der Partnerin nicht bestehen zu können. In Diskussions-Foren im Internet liest man häufig Beiträge von jungen Männern, die Angst haben, ihre Freundin zu verlieren, weil sie „zu hübsch“ oder „zu umschwärmt“ ist. Sie fühlen sich nicht gut genug, Eifersucht und Einengung ist die Folge.
Um dieser Gefahr auszuweichen, sollte man Dinge tun, die das Selbstwertgefühl stärken und sich dabei nicht zu stark von anderen beeinflussen lassen. Stattdessen sollte man sich darauf konzentrieren, was man im Leben für Erfolge erzielt hat, und was einen als Menschen wertvoll macht. Sich eigene Ziele setzen und diese erreichen stärkt das Selbstwertgefühl. Dabei sollte man seine Leistung jedoch nicht mit der Leistung anderer vergleichen sondern mit seinem eigenen Erfolg zufrieden sein. Erst wenn man sich selber so mag, wie man ist, wird man auch von anderen gemocht – denn keiner möchte einen Partner, der sich selbst nicht ausstehen kann.
Trotz Berufs- und Freizeitstress
Ein weiterer Faktor, der die Bindungsprobleme in der heutigen Gesellschaft beeinflusst, ist der hohe Stressfaktor. Neben Arbeit und Job bleibt nur noch wenig Freizeit übrig – und diese wertvolle Zeit soll dann mit einer einzigen Person geteilt werden? Die Zweisamkeit mit dem Partner/ der Partnerin, führt dazu, dass andere Freizeitbeschäftigungen, sowie Freunde und Freundinnen vernachlässigt werden, man kann sich schließlich nicht „in Stücke reißen“.
Aus diesem Grund haben viele Menschen Angst, sich fest zu binden. Um diese Angst zu beheben, ist es wichtig, sich in einer Beziehung möglichst schon von Anfang an gewisse Freiheiten zu lassen und nicht zu klammern.
Natürlich ist es verständlich, wenn viele junge Leute sagen: „Ich habe so wenig Freizeit, ich hab meine Freunde und dann noch den Sportverein- für eine Beziehung habe ich überhaupt keine Zeit!“. Doch eine gute Beziehung kann auch viel Kraft im Alltag geben und muss nicht immer für Stress stehen.