Öko-Feldtag nahm Klimaschutz unter die Lupe: Es wird wärmer und Regen verteilt sich um. Wie kann Biologische Landwirtschaft diese Entwicklung aufhalten?
Kann der Biolandbau einen Weg aus dem Klimawandel weisen? Dieser Frage ging Frau Susanne Weißbecker vom Bioland-Verband in ihrem Einführungsvortrag zum Feldtag „Ökologischer Landbau“ des Lehr- und Versuchsgutes Bernburg (LVG) nach. Am Mittwoch der zweiten Juni-Woche 2010 besuchten zahlreiche Interessenten den jährlichen Öko-Feldtag am Schwarzerde-Standort Bernburg an der Saale mit Besichtigungen von Pflanzenbau- und Landessortenversuchen unter ökologischen Anbaubedingungen.
Lachgas ist das häufigste Treibhausgas aus der Landwirtschaft
In ihrem Vortrag bezog sich Frau Weißbecker auf die Publikation „Klimaschutz & Biolandbau in Deutschland“, die der Bioland e.V. herausgegeben hat. Demnach entstehen 16 Prozent aller Treibhausgase (THG) in der Landwirtschaft, davon 80 Prozent Lachgas (N2O). Das N2O entstammt zu 75 Prozent dem Pflanzenbau einschließlich 51 Prozent Tierfutterpflanzenanbau, zu 20 Prozent aus der Tierproduktion und zu 5 Prozent aus dem erdölabhängigen Energieverbrauch landwirtschaftlicher Maschinen. N2O ist etwa 293mal schädlicher für das Klima als Kohlendioxid (CO2). Auch Methan (CH4) ist ganze 23mal klimarelevanter als CO2.
Wobei entweichen die THG-Emissionen aus der Landwirtschaft?
Als Emissionsquellen kommen vor allem die Grünlandumbrüche der letzten 50 Jahre sowie die Entwässerung von Mooren in Betracht. Weiterhin werden N2O und CO2 verstärkt durch den Humusabbau bei intensiver Landbewirtschaftung freigesetzt. Hohe THG-Emissionsmengen entfallen auf die Herstellung mineralischer Stickstoff (N)-Düngemittel und Pflanzenschutzmittel (PSM). Den globalen Treibhauseffekt feuern zudem Importe an, wenn für die Erzeugung der eingeführten Produkte Urwaldflächen gerodet wurden.
Humus bindet THG-Emissionen & Öko-Landbau baut Humus auf
Vorhandene organische Bodensubstanz bindet dreimal mehr Kohlenstoff (C) als die oberirdische Vegetation. Die Humusbildung ist im Ökologischen Landbau im Vergleich zur konventionellen Pflanzenproduktion besser. Das ist nicht unwesentlich dem in die Fruchtfolge integrierten stickstoffsammelnden Leguminosen-Anbau mit Gründüngungseffekt zu verdanken. Die Umstellung von konventioneller auf ökologische Bewirtschaftung bringt 1 t C-Bindungspotential je Hektar und Jahr. Im Ergebnis verhält sich der Öko-Landbau bezüglich der THG-Emissionen umweltfreundlicher. Der Klimaschutz durch stetigen Humusaufbau wird durch geschlossene N-Kreisläufe und kaum vorkommende Betriebsmittel-Importe unterstützt. Das THG-Einsparpotential des Biolandbaus ist höher. Ein Vergleich der THG-Emissionen von 40 Öko-Pilotbetrieben und 40 herkömmlich wirtschaftenden Pilotbetrieben erbringt dafür die Beweise.
Verbesserungspotentiale des Biolandbaus
Aber auch der Biolandbau kann noch besser werden. So muss das Output gesteigert werden, indem die Nährstoffe effizienter ausgenutzt und Sortenzüchtungen noch mehr auf die ökologischen Belange ausgerichtet werden. Für reduzierte Bodenbearbeitungsverfahren gilt es die Schwierigkeiten des Verzichts auf PSM im Öko-Landbau weiter zu überwinden. Neue Landnutzungssysteme, die die strikte Trennung von Forst- und Landwirtschaft sowie Gartenbau überwinden, können dem Klimaschutz zugute kommen. Das große Ziel ist dabei die vermehrte CO2-Speicherung durch Humusaufbau.
Wie die Bio-Fläche weiter wachsen kann
Im Rahmen der Anpassung an den Klimawandel heißt ein klimapolitisches Ziel der Bundesregierung daher die Biolandfläche stetig zu mobilisieren. Ganze 4,2 Mio. Hektar Landwirtschaftliche Nutzfläche (LF) könnten durch die Reduzierung des Konsums tierischer Lebensmittel an den Ökologischen Landbau übergehen. Schon wenn die Deutschen 25 Prozent weniger Fleisch essen, würden 2,1 Mio. Hektar LF frei werden. Positiver Nebeneffekt wären eingesparte 70 Mrd. Euro, die derzeit als Folgekosten falscher Ernährung und ernährungsbedingter Erkrankungen anfallen. Auch die Wegwerfgesellschaft verbraucht durch Lebensmittel, die im Abfall landen unnütz Anbauflächen. Durch Minderung der Wegwerfverluste um die Hälfte könnten 1,7 Mio Hektar sinnvoller, etwa ökologisch genutzt werden. Biologischer Landbau steht für eine nachhaltige Bewirtschaftungsform, in der Klimaschutz als wichtige Komponente des großen Ganzen integriert wurde.
Nach dem Referat ging es auf zwei Anhängern an einem Traktor auf die Öko-Versuchsfelder. Mit geschärften Augen für den Klimaschutz wurden die Feldversuche zur Grundbodenbearbeitung und zu den Anbausystemen „ökologisch ohne Vieh“, „ökologisch mit Vieh“ und „konventionell“ im Vergleich als auch die Sortenprüfungen für ökologisch angebaute Winter- und Sommerungen (Weizen, Gerste, Roggen, Triticale, Kartoffeln, Erbsen) unter die Lupe genommen.