Der Blaue Engel, das goldene M und das ÖkoContro-Siegel garantieren schadstoffarme Möbel und Wohntextilien. Dies ist gut für Gesundheit und Umwelt.
Laut Bayerischem Umweltministerium geben die Deutschen im Jahr 23 Milliarden Euro für neue Möbel aus. Diese dürfen dann im Schnitt für zehn Jahre einziehen, bis sie auf dem Sperrmüll landen. So werden jährlich 11 Millionen Möbelstücke heimatlos und ihre alten Stellplätze eventuell von neuen, moderneren Modellen besetzt. Dort stehen diese dann und dünsten, wie schon ihre Vorgänger, flüchtige organische Verbindungen, Formaldehyd oder Flammschutzmittel aus.
Die Bremer Umweltberatung gibt an, dass die Konzentration der einzelnen Stoffe so niedrig sei, dass gesundheitliche Schädigungen auszuschließen seien. Es mache vielmehr die Summe der Substanzen, die ein Aufatmen in den eigenen vier Wänden problematisch werden lässt: Reizung von Augen und Atemwegen, Kopfschmerzen, Schwindel, Müdigkeit bis hin zur Depression – alles Symptome, die man mit sogenannten „Wohngiften“ in Verbindung bringt. Allergien und vermehrte Chemikalienunverträglichkeiten können Folgen für den Verbraucher sein. Der Umgang mit Gefahrstoffen ist besonders für die Arbeiter in der Möbelproduktion kritisch und auch die Umwelt leidet bei Produktion und Entsorgung.
Bisher gibt es nur wenige gesetzliche Regelungen. Verboten sind bei der Möbelherstellung in Deutschland immerhin schädliche Pentachlorphenole (PCP), polybromierte Diphenylether (PBDE), krebserregende Azofarbstoffe und FCKW. Jedoch kann nicht gewährleistet werden, dass diese Stoffe durch den Import von Möbeln aus Ländern, in denen diese Verbote nicht gelten, Einzug erhalten und zu lästigen Mitbewohnern werden.
Welche giftigen Schadstoffe stecken in unseren Möbeln?
Schon mal auf Antimon gesessen? Bestimmt sogar, denn dieses Halbmetall kann man in Leder- oder Polyesterbezügen finden. Es steht im Verdacht, Haut und Schleimhäute zu reizen. Für Arbeiter in der Produktion ist es sehr kritisch, da es fruchtschädigend und erbgutverändernd wirkt. Wie Blei kann es sich im Körper anreichern. Da sitzt man gleich nur noch halb so bequem. Der Sammelbegriff AOX steht für Verbindungen mit Fluor, Chlor, Brom oder Jod, die in Polstermöbel sitzen, in Heimtextilien hängen oder in Matratzen liegen. Sollten sie ihren Dienst als Flammschutzmitel versagen, entstehen im Brandfall giftige Dioxine.
Das Einatmen von Chlorphenolen kann zu Unwohlsein führen. In Holz, Polstern und Heimtextilien können sie sich verstecken. In Holz, Polster und Leder versteckt sich auch schon mal Chrom, das zu Kontaktallergien führen kann. Ebenso lösen Dispersions-Farben in Heimtextilien und Polster aus Synthetikfasern Allergien aus. Vielleicht hat man Beschwerden aber auch durch Formaldehyd aus Spanplatten, Sperrhölzern, Leder, Schaumstoff, Möbelklebstoff oder Farben. Reizungen, Husten, Asthma und Kopfschmerzen könnten darauf hinweisen.
Terpene in Kiefern- oder Tannenholz sind zwar natürliche Lösungsmittel, die auch in Blüten und Blätter zu finden sind. Dennoch können sie allergische Reaktionen auslösen bis hin zu Kopfschmerzen und Übelkeit. Isocyanate in Schaumstoffen von Kissen, Polstern und Matratzen oder Spanplatten sind hochtoxisch und können in der Raumluft zu Asthma führen.
Motten- , Pilz- und Bakterienschutz in Wohntextilien
Polster, Vorhänge und Teppiche können ein wahres El Dorado für Motten sein. Um die Falter fern zu halten, werden sie mit Mitteln behandelt, die das Nervensystem schädigen können. Nitrosamine in Latexprodukten wie Matratzen, Kissen und Polster gelten als krebserregend. Optische Aufheller machen weiße Heimtextilien zwar schön weiß, man sollte ihnen aber nicht zu nahe kommen, das sie Hautausschläge hervorrufen können.
Organozinnverbindungen in Teppichböden, Farben und Lacken dienen als Fungizide. Sie werden durch Einatmen oder über die Haut aufgenommen und stehen neben Reizungen im Verdacht, das Hormonsystem zu beeinträchtigen. Triclosan in Bezugsstoffen von Möbeln und Matratzen wirkt antimikrobiell. Es schädigt allerdings die Hautflora und reichert sich in der Muttermilch an. Wie bei Antibiotika kann es zur Förderung von Resistenzen bei Bakterien und Pilzen führen.
Öko-Möbel
Die Begriffe „Öko-Möbel“ oder „Bio-Möbel“ sind nicht geschützt. Es gibt keine gesetzliche Definition. Es gibt jedoch einige Siegel, auf die man beim Kauf achten sollte, wenn man sich gesundheitlich unbedenklich einrichten möchte und auch der Umwelt was Gutes tun will. Oben genannte Substanzen sind dabei verboten oder auf ein gesundheitlich unbedenkliches Maß reduziert.
Hinter dem Blauen Engel steht das Umweltbundesamt mit dem Deutschen Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung (RAL). Umwelt wie Gesundheit werden hier gleichermaßen beachtet. Kritische Stoffe, die krebserregend, fruchtschädigend oder erbgutverändernd sind, sind grundsätzlich verboten. Bei Emissionen, beispielsweise von Lösungsmitteln, Formaldehyd oder flüchtigen organischen Verbindungen, werden Maximalwerte angegeben. Dabei beachten die Kriterien Herstellung, Gebrauch und Entsorgung.
Dies ist ebenso bei der Deutschen Gütegemeinschaft Möbel der Fall. Sie ist ebenso eine RAL-Gütegemeinschaft und vergibt das Siegel mit dem goldenen M. Dafür werden neben Umwelt- und Gesundheitsbeeinträchtigungen Langlebigkeit und Strapazierfähigkeit geprüft. Sowohl der Blaue Engel als auch das Goldene M fordern den Einsatz von pestizidfreiem Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft.
Das ÖkoControl-Siegel
Die ÖkoControl Gesellschaft ist eine Tochtergesellschaft des Europäischen Verbandes ökologischer Einrichtungshäuser, ein Zusammenschluss von etwa 50 Möbelhändlern. Ihr Ziel ist es, Verbrauchern, Händlern und Herstellern mehr Sicherheit zu bieten. Dabei gehen sie weit über die gesetzlichen Verordnungen hinaus.
Die Möbel mit dem ÖkoControl-Siegel sollen aus nachwachsenden Rohstoffen sein (außer Metallbeschläge und Gestelle). Oberflächen sind mit Lasuren, Ölen oder Wachsen auf natürlicher Basis behandelt. Tropenholz darf nicht verwendet werden. Wo immer möglich wird FSC- und Naturland-zertifiziertes Holz aus nachhaltiger Fortwirtschaft verwendet, das frei von Pestiziden ist.
Ein ökologisches Möbel wird aus Sicht von ÖkoControl unter größtmöglichen Verzicht auf Erdölchemie hergestellt. Es ist auf Langlebigkeit ausgelegt und somit ressourcenschonend. Auch die Entsorgung darf keine Umweltprobleme nach sich ziehen. Besonders sind Schadstoffemissionen in die Raumluft minimiert. Dabei gelten auch hier die Kriterien der RAL-Gütegemeinschaften. Darüber hinaus gelten für Wohntextilien die Kriterien des Internationalen Verbandes der Naturtextilwirtschaft (IVN) und der Öko-Tex-Standard.
Beim Möbelkauf sollte man also auf den Blauen Engel, das goldene M oder das ÖkoControl-Siegel achten, um sich möglichst schadstoffrei einzurichten.