Die Hatha Yoga Pradipika entstand im 14. Jahrhundert und ist neben den Yoga Sutras des Patanjali die bekannteste klassische Yogaschrift.
„I.18. Die Niyamas,
die von den Meistern des
Yoga erwähnt werden, sind:
Tapas, Geduld, Glaube im Göttlichen, Güte, Verehrung des Göttlichen,
das Hören von Worten der Weisheit, Ehrgefühl, Verstand und Yajna.“
Tapas
Ein brennendes Streben. Der Schüler ist von dem Verlangen nach Vervollkommnung derart besessen, dass er bereit ist, die Disziplin und das Durchhaltevermögen aufzubringen. Der Weg eines Yogis ist voller Begegnungen mit den eigenen Schwächen. Durch Yoga werden sie in Stärken verwandelt. Tapas bedeutet Wärme oder Hitze, wird oft auch mit Askese übertragen. Hier bedeutet es, den Körper widerstandsfähiger zu machen, abgehärtet zu sein und Anstrengungen durchzuhalten.
Geduld
Einige Übungen zeigen rasch die positiven Wirkungen, aber bei einigen dauert es Wochen, Monate, Jahre oder Jahrzehnte. Wer geduldig weiter übt, der wird belohnt werden.
Glaube im Göttlichen
Wer sich der Höchsten Macht hingibt, dessen Leben wird eine Wonne sein. Im Yoga offenbart sich das Göttliche, auch dem, der nicht daran glaubt, da Yoga eine Technik ist und Gesetzmäßigkeiten folgt. Ist zu Beginn allerdings der Glaube schon da, dann kommt der Erfolg schneller.
Güte
Ein Yogi bekommt eine wunderbare Lebensqualität, wenn er aus Güte heraus handelt. Doch Güte bedeutet nicht, dass man sich ausnutzen lässt. Es ist eine Lebenseinstellung, in der gute, ethische Lebensregeln das Leben leiten.
Verehrung des Göttlichen
Das Göttliche offenbart sich auf vielfältige Weise, ebenso kann es auf viele Arten verehrt werden.
Hören von Worten der Weisheit
Die meisten heutigen Menschen leben im „Informationszeitalter“. Dutzende Fernsehprogramme, unzählige Radiostationen und Internet ermöglichen es, ständig Informationen zu erhalten. Leider sind die Beiträge selten von Weisheit erfüllt. Ein Yogi achtet darauf, durch geeignete Gespräche oder durch Literatur an Weisheit zu kommen.
Ehrgefühl
Wenn das Handeln Ehre bringt, dann erhebt es den Menschen. Durch ehrvolles Handeln und Denken erlangt der Mensch ein höheres Selbstwertgefühl.
Verstand
Der Yogi benutzt seinen Verstand als Werkzeug, damit er die Welt gestalten kann. Er sieht die Welt wie sie ist und seine Betrachtungsweise ist nicht durch Emotionen getrübt.
Yajna
Yajna wird mit Opfer übersetzt. Es bedeutet, dass man auf einige Dinge verzichten muss, dass man vieles aufgeben muss, um Höheres zu erreichen. Dieser Verzicht muss nicht qualvoll sein. Oft vollzieht es sich in Form des Loslassens. Wie ein Kind beim Heranwachsen irgendwann nicht mehr im Sandkasten spielt, weil andere Lebensinhalte wichtiger werden.
Ein Vergleich mit den Yoga Sutras des Patanjali lohnt sich.