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Nicht Geld, sondern Anerkennung fördert die Leistung

Nicht Geld und materieller Wohlstand sind die beste Motivation. Menschen tun vieles auch ohne Honorierung, wenn sie nur einen Sinn in der Arbeit finden.

„Mehr Geld, mehr Leistung“, denken viele Firmenchefs und spornen ihre Mitarbeiter mit Zielvorstellungen und Boni an. Und vielen fällt nicht einmal auf, dass das nicht funktioniert. Es spornt zwar tatsächlich an, aber oft nur dazu, das Falsche zu tun. Wer etwa Provision für den Abschluss von Versicherungspolizzen bekommt, dem geht es letztlich nur mehr ums Verkaufen und nicht um den Kunden, den er beraten soll. Unternehmen sind für die Mitarbeiter und für die Kunden da, und wenn das ein schiefes Gefälle ergibt, funktioniert das Ganze nicht mehr. Unternehmen sind quasi lebende Organismen, die als Ganzes krank werden, wenn ein Teil nicht mehr richtig funktioniert.

Leistung durch Anerkennung, nicht durch Boni

Der Wirtschaftspsychologe Rüdiger Hossiep nennt ein anderes Beispiel: Ein Baumarkt zahlte Boni an die Abteilungsleiter, und zwar für den Umsatz pro Quadratmeter Verkaufsfläche. Ergebnis: Die Leute verkleinerten die Verkaufsfläche mit allem möglichen Tricks (Ware vor die Tür …), der Umsatz im Verhältnis zur Verkaufsfläche stieg, und damit auch die Boni – der Gesamtumsatz dagegen ging zurück.

„Die besten Dinge im Leben kosten nichts. Die reine Anerkennung kann stärker motivieren als ein Bonus.“ Hossiep berichtet von einer Raiffeisenbank in Ichenhausen, die in Befragungen eine nahezu gigantische Mitarbeiterzufriedenheit aufwies. In dieser Bank gibt es keine Zielvorgaben, keine Boni – aber es trieft beinahe vor Menschlichkeit. Obwohl es um die Aufstiegschancen eher schlecht bestellt ist, will niemand die Bank verlassen. Zwar herrscht auch hier ein Klima, das Leistung verlangt, aber gute Leistungen werden durch menschliche Anerkennung und ein gutes Miteinander gefördert, nicht durch Boni. Die Gehälter liegen über dem Durchschnitt, aber Leistungsprämien gibt es nicht.

Geld kann auch den Erfolg verhindern

Die Mitarbeiter müssen zwar schon das Gefühl haben, angemessen bezahlt zu werden, aber abgesehen davon sind innere Anreize, die in der Tätigkeit selbst liegen, wichtiger, etwa ob jemand seine eigene Kreativität einsetzen und Eigeninitiative setzen kann. Während sich früher die Unternehmer nach den Verhaltensforschern richteten und durch Belohnung und Bestrafung den bedingten Reflex erreichen wollten, weiß man heute, dass das nicht funktioniert, dass solche Belohnungssysteme sogar negative Folgen haben können. Das konnten Verhaltensökonomen und Psychologen wie Mark Lepper, Edward Deci und Sam Glucksberg zeigen. Der Mensch ist eben doch kein „homo oeconomicus“, sondern viel mehr.

Die Wissenschaftler stellten zwei Gruppen die gleiche Aufgabe – etwa ein Geschicklichkeitsspiel zu lösen – und versprachen einer Gruppe dafür Geld, der anderen nicht. Erstaunlicherweise schnitten im Durchschnitt jene besser ab, die keine Bezahlung erwarteten. Anscheinend leidet die Kreativität, wenn man sich auf Belohnung konzentriert. Ebenso wurde zwei Gruppen die Gelegenheit gegeben, Blut zu spenden. Von der Gruppe, der dafür Geld versprochen wurde, entschieden sich weniger fürs Blutspenden. Die Erwartung der Belohnung hatte offenbar den Wunsch, selbstlos Gutes zu tun, überlagert.

Arbeiten für ein höheres Ziel

Belohnungssysteme funktionieren nur bei mechanischen Routineaufgaben, die werden aber zunehmend nach Fernost verlagert oder von Maschinen übernommen. Heute sind die Aufgaben komplexer, und die Motivation wird entscheidend. Motiviert sind Angestellte dann, wenn sie selbstbestimmt arbeiten können und außerdem das Gefühl haben, zu einem höheren Ziel beizutragen. Der Mensch ist kein „homo oeconomicus“, sondern ein „animal rationale“. Wobei das „rationale“ ursprünglich nicht rational im heutigen Sinne bedeutete, sondern vernunftbegabt. Mit anderen Worten: Der Mensch ist ein Wesen, das nach Sinn sucht.

Wer die Arbeitswelt also nur durch die Brille von Wirtschaftswachstum, Gewinnmaximierung, Leistung und Geld sieht, hat nicht nur einen nicht eben menschlichen Blick, sondern handelt auch noch unwirtschaftlich!