Medikamente sollen Viren dort angreifen, wo sie sich vermehren. Viren sind extrem wandlungsfähig. Darum fällt ihre Bekämpfung so schwer. Wissenschaftler haben nun eine neue Methode gefunden, wie sie Viren hemmen können.
Die Wandlungsfähigkeit von Viren bedingt, dass sich Resistenzen gegen Wirkstoffe bilden und regelmäßig ein neuer Impfstoff entwickelt werden muss. Wer sich nicht jedes Jahr impfen lassen wollte, schützte sich bisher am besten durch natürliche Vorbeugung gegen Grippe. Nun verfolgen Wissenschaftler einen neuen Ansatz im Kampf gegen Viren: Sie bekämpfen sie nicht mehr direkt, sondern gehen indirekt gegen sie vor.
Gegen Viren indirekt vorgehen
Wissenschaftler vom Biozentrum der Universität Würzburg und vom Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie in Berlin haben in Zusammenarbeit mit dem Robert Koch Institut neue Angriffspunkte gegen Viren gefunden: Um sich zu vermehren, müssen die Viren ins Innere einer Zelle eindringen und ihr eigenes Erbmaterial in die Zelle einbringen. Es ist die menschliche Zelle selbst, die dann mittels eines Proteins neue Viren produziert. Die Wissenschaftler suchten nun nach den Genen im menschlichen Erbgut, die an der Vermehrung von Viren beteiligt sind – mit dem Ziel, sie an ihrer Quelle zu bekämpfen.
Viren vermehren sich in der menschlichen Zelle
Unter den 25.000 Genen des Menschen fanden die Forscher 287 heraus, die an der Vermehrung von Grippeviren des Typs A beteiligt sind. Dieser Virustyp verursacht den Forschern zufolge 70 Prozent aller Grippeerkrankungen. Anschließend identifizierten die Forscher drei Proteine, ohne die sich die Viren in der Zelle nicht vermehren können. Durch eine Blockade dieser Proteine ist es nun im Labor gelungen, die Viren an der Vermehrung zu hindern.
„Mit der sich immer stärker verdichtenden Erkenntnis, dass für den Verlauf von Infektionen beide Seiten, nämlich die des Erregers und die seines Wirts, benötigt werden, eröffnen sich neue Chancen für die Behandlung akuter und chronischer Infektionen“, schreibt das Max-Planck-Institut in Berlin. Die Forscher versprechen sich mit dem neuen Ansatz Therapien, gegen die sich keine Resistenzen entwickeln. Diese Therapien wirken dann nicht nur bei aktuellen Grippeviren, sondern auch bei anderen, ebenso gefährlichen wie dem Hepatitis C-Erreger und bei künftigen Viren, die erst noch entstehen.
Aktueller Influenza-Wochenbericht
Weil zu wirksamen Maßnahmen gegen eine Grippewelle immer auch die genaue Beobachtung der Erkrankungsfälle gehört, veröffentlicht die Arbeitsgruppe Influenza des Robert Koch Instituts (RKI) in der Wintersaison einen wöchentlich aktualisierten Bericht. In diesem meldet das RKI für die Woche vom 6. bis 12. Februar 2010 eine ansteigende Anzahl akuter Atemwegserkrankungen – jedoch entsprechend der Jahreszeit im „moderaten Bereich“. Deutlich mehr Erkrankungen melden nur die Bundesländer Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg/Berlin.
In Bezug auf die Neue Grippe H1N1 werden europaweit sinkende Erkrankungsraten festgestellt. Mit drei Ausnahmen: Bulgarien, Griechenland und die Slowakei. Letztere meldet als einziges Land einen ansteigenden Trend.