Die Entspannungsmethode Autogenes Training kann helfen, gelassener zu werden und Ängste abzubauen. AT stärkt das Immunsystem und kann den Blutdruck senken.
Das Autogene Training geht auf den Berliner Nervenarzt Johannes Heinrich Schultz zurück. Schultz hatte viele seiner Patienten mit Hypnosetherapie behandelt und damit auf der körperlichen wie auf der seelischen Ebene gute Erfolge erzielt. Seine Patienten berichteten davon, dass sie während der Behandlung ein entspanntes Körpergefühl hatten, das mit einer angenehmen Schwere der Glieder und einer wohligen Wärmeempfindung verbunden war. Schultz wollte die positiven Wirkungen der Hypnose möglichst vielen Menschen zugänglich machen, ohne dass sie von einem teuren Therapeuten abhängig wurden. Deshalb brachte er seinen Patienten bei, durch Konzentration auf verschiedene Körperempfindungen selbst in diesen Zustand der Tiefenentspannung zu gelangen. Er nannte die Methode „autogenes Training“, was soviel heißt wie „selbst erzeugtes Üben“.
Wie geht Entspannung mit dem Autogenen Training?
In einer lockeren Sitz- oder Liegehaltung sagen sich die Übenden in Gedanken sogenannte „Formeln“ vor, während sie gelassen aufmerksam auf die dazugehörigen Körperempfindungen achten. Dadurch kommt der Körper zur Ruhe, das Vegetative Nervensystem kann von Aktivität auf Erholung umschalten, was verschiedene stressabbauende und gesundheitsfördernde Effekte auf Körper, Seele und Geist hat.
Die Unterstufe des AT
Schultz teilte das Autogene Training in drei Abstufungen ein. Die Unterstufe ist der Teil des AT, bei dem der Übende die Tiefenentspannung erreicht. Hierzu gehören die
- Ruhetönung
- Schwereformel
- Wärmeformel
- Atemformel
- Bauchformel
- Herzformel
- Stirnkühle-Formel und in einigen Varianten auch die
- Schulter-Nacken-Formel.
Die Unterstufe dient der Selbstpflege und Gesundheitsförderung. Sie kann im Rahmen eines Kurses oder auch mit einer CD erlernt und geübt werden.
Die Mittelstufe des Autogenen Trainings
In der Mittelstufe des AT nutzen die Übenden den Zustand der Tiefenentspannung für die Arbeit mit formelhaften Vorsätzen. Das sind kurze Sätze, mit deren Hilfe sich zum Beispiel ungünstige innere Überzeugungen verändern lassen. Während die Unterstufe ein Mittel zur allgemeinen Gesundheitspflege ist, gehört die Mittelstufe bereits zur psychotherapeutischen Anwendung des Autogenen Trainings und sollte nur unter fachkundiger Anleitung oder im Rahmen einer Psychotherapie angewendet werden, da mit den formelhaften Vorsätzen tief ins Unbewusste eingegriffen wird. Ebenfalls zur Mittelstufe des AT gehört die Arbeit mit inneren Bildern, die während der Tiefenentspannung auftreten können.
Die Oberstufe des AT
In der Oberstufe geht es um eine meditative Anwendung des Autogenen Trainings. Möglich sind dabei Farb- oder Formmeditationen, wobei der Übende sich eine Farbe oder eine Form vorstellt, sich darin versenkt, Gefühle und Körperreaktionen in Bezug zu der Vorstellung bringt. Es ist auch möglich, zu einer Person oder einem anderen Lebewesen autogen zu meditieren. Auch hier ist es von Vorteil, sich von einer Fachperson anleiten zu lassen.
Welche Wirkungen kann das Autogene Training haben?
Die Entspannungsmethode kann allgemein zu einer Verbesserung der Gesundheit, Stärkung des Immunsystems und zum Stressabbau genutzt werden. Auch bei Erkrankungen wie Bluthochdruck, Asthma bronchiale, Diabetes mellitus, nervösen Magen- und Darmstörungen, Muskelverspannungen und chronischen Schmerzen kann das AT hilfreich sein. Ein Entspannungsverfahren wie das AT kann das Einschlafen erleichtern und die Schlafqualität verbessern. Auf der psychischen Ebene kann es innere Ruhe, Gelassenheit und Erholung bringen. Es kann Ängste mildern, den Kontakt zu Gefühlen und Bedürfnissen verbessern, den Selbstwert stärken und begleitend bei einer Psychotherapie eingesetzt werden. Autogenes Training kann auch kreative Kräfte freisetzen, die Konzentration stärken und zu einer wachsenden geistigen Klarheit führen.
Für wen ist AT nicht geeignet?
Wer gerade in einer tiefen depressiven Phase steckt oder an einer Schizophrenie leidet, sollte diese Entspannungsmethode nicht anwenden. Auch nach Bauch-OPs oder bei einer Neigung zu Magen-Darm-Blutungen ist das Autogene Training nicht geeignet, da es die Durchblutung der inneren Organe anregt. Wer an körperlichen oder seelischen Beschwerden leidet, sollte mit seinem Arzt, Heilpraktiker oder Psychotherapeuten besprechen, ob etwas gegen das Erlernen des AT spricht.