Sichere Therapie mit sofortiger Schmerzlinderung. Minival-invasive Bestrahlung mit gleichzeitiger Stabilisation durch Knochenzement sind die Grundlagen der neuen Behandlung bei Wirbelsäulenmetastasen.
Bösartige Tumoren neigen zu Metastasenbildung, das heißt Bildung von Tochtergeschwülsten in andere Organe und Gewebestrukturen. Vor allem die Knochen und hier an erster Stelle die Wirbelsäule sind häufige Orte, in denen sich die Metastasen entwickeln. Durch die Metastasierung wird der Knochen so stark angegriffen, dass er instabil wird und sich regelrecht auflösen kann. Insbesondere Brust-, Lungen-, Nieren und Schilddrüsentumore sowie Lymphome bilden gerne Knochenmetastasen. Diese Geschwulste entstehen aus Tumorzellen, die meist über den Blutkreislauf verteilt werden und sich schließlich im Knochenmark ansiedeln. Erst durch das Metastasenwachstum im Knochenmark erfolgt auch eine Schädigung der umgebenen Knochensubstanz, einerseits durch die Druckbelastung, andererseits geben die Krebszellen Stoffe ab, die im Tumorbereich das natürliche Gleichgewicht von Knochenauf- und -abbau verändern und so die Knochensubstanz zerstören.
Bisher nur Bestrahlung von außen möglich
Bislang wurden Wirbelsäulenmetastasen durch die intakte Haut hindurch bestrahlt mit der Intention, die Metastase zu zerstören, beziehungsweise im Wachstum aufzuhalten und eine Regeneration des Knochens einzuleiten. Bei dieser Behandlung treten jedoch oft Rezidive auf, da nur eine geringe Strahlendosis eingesetzt werden kann, um die Haut und das gesunde Rückenmark nicht zu schädigen.
Bei frakturgefährdeten Wirbelkörpern wird weiterhin in einer Operation eine Kyphoplastie beziehungsweise Vertebroplastie gemacht, bei der die Wirbelkörper mit Hilfe von Knochenzement stabilisiert werden. Nicht immer ist dies jedoch möglich. Vorher muss abgeklärt werden, ob die Kortikalis (äußere Knochenschicht) des Wirbelkörpers intakt ist und ein Austreten des Zementes in den Spinalkanal ausgeschlossen werden kann. Alternativ bleibt ansonsten nur die Korsettstabilisierung des betroffenen Wirbelsäulenabschnitts.
Direkte Bestrahlung des Tumors durch winzigen Hautschnitt
Am Orthopädisch-Unfallchirugischen Zentrum in Mannheim unter der Leitung des stellvertretenden Direktors Professor Dr. Udo Obertacke ist es mit Unterstützung der Klinik für Strahlentherapie (Professor Dr. Frederik Wenz) weltweit erstmals gelungen, die Bestrahlung direkt am Tumor durchzuführen; dies bedeutet, ein minimaler Hautschnitt von weniger als einem Zentimeter ermöglicht eine punktuelle, zielgerechte Behandlung, bei der trotz Einsatz einer relativ hohen Strahlendosis das umgebende gesunde Gewebe geschont wird. Während desselben Eingriffs wird der Wirbelkörper, wenn nötig, durch Knochenzement stabilisiert.
Dieser neue Therapieansatz zur Behandlung von Wirbelsäulenmetastasen entwickelte sich aufgrund der bereits guten und bewährten Erfahrungen der Mannheimer Strahlenklinik mit der Intraoperativen Strahlentherapie (IORT) der Brust, die bereits seit Jahren in Zusammenarbeit mit der Universitäts-Frauenklinik erfolgreich angewendet wird.
Für etwa 30 Prozent aller Patienten mit Wirbelsäulenmetastasen wäre die Intraoperative Strahlentherapie in Kombination mit einer Kyphoplastie eine geeignete und gute Behandlungsstrategie.
Das neue Behandlungsverfahren für Wirbelsäulenmetastasen wird jedoch derzeit erst einmal nur im Rahmen einer klinischen Studie angewendet.
Siehe auch Artikel: Krebs – Entstehung und Ursachen