Frühzeitige Diagnostik kann schlimme Folgen verhindern. Die Folgen der Fettleibigkeit sind häufig schwere Gesundheitsstörungen der Leber. Neuartige Messmethoden sollen dem entgegen wirken.
Die Folgen unseres heutigen Lebensstils werden maßgeblich den medizinischen Alltag der Zukunft bestimmen. „Bereits heute ist die Mehrzahl der Bevölkerung übergewichtig. Tendenz steigend. Menschen mit einem Body Mass Index (BMI) von 30 kg/m2 oder mehr entwickeln häufiger als Schlanke nicht alkoholinduzierte Fettlebererkrankungen. Eine frühzeitige Diagnostik kann Schlimmeres verhindern“, bestätigt Prof. Dr. med. M. Manns, Direktor der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie an der Medizinischen Hochschule Hannover. Eine neue FibroScan XL-Sonde verbessert die diagnostischen Möglichkeiten bei adipösen Patienten. Aufgrund des 2,5 MHz-Ultraschall-Transducer (Vibrator) und eines neuen elektrodynamischen Transducers können nun auch Messungen in tieferen Gewebeschichten (Haut-Kapsel-Abstand über 25 mm) mit einem angepassten Berechnungsalgorithmus durchgeführt werden. Die Lokalisierung der Leber erfolgt durch einen Ultraschallscanner. Der Arzt hat nun die Möglichkeit, die Leber unabhängig von der Morphologie seiner Patienten nicht-invasiv zu untersuchen.
Die Welle aus Übergewicht und Adipositas rollt mit unaufhaltsamer Geschwindigkeit auf uns zu und stellt schon jetzt eine globale gesundheitliche Bedrohung dar. Weltweit sind schätzungsweise mehr als 1,1 Milliarden Menschen übergewichtig. Etwa 320 Millionen von ihnen gelten derzeit als fettleibig. Die Fehlernährung hat weitreichende medizinische Konsequenzen: Übergewicht und Adipositas sind relevante Risikofaktoren für kardiometabolische Erkrankungen und korrelieren zudem mit der Prävalenz von nichtalkoholischen Fettlebererkrankungen. Ab einem BMI von 30 steigt das Risiko für die Entwicklung einer chronischen Lebererkrankung. Meist macht sich die Lebererkrankung zunächst kaum bemerkbar, abgesehen vielleicht von Müdigkeit, Unwohlsein oder Völlegefühl. In der Mehrzahl der Fälle hält sie sich auch auf einigermaßen stabilem Niveau. Bei mehr als jedem Vierten schreitet sie jedoch fort: Es kann sich eine Steatohepatitis („Fettleber-Hepatitis“) entwickeln, eine progressive Fibrose (wuchern von Bindegewebe in der Leber) bzw. eine Zirrhose (spätes Stadium einer chronischen Entzündung der sich in der Leber befindenden Gallenwege) mit tödlichem Leberversagen.
Fettleber früh erkennen
Es gilt deshalb, die nichtalkoholisch bedingte Fettleber bei den zahlreichen Betroffenen möglichst früh zu entlarven und zu behandeln. Die größte diagnostische Herausforderung besteht in der genauen Einschätzung des Stadiums der Lebererkrankung. Die transiente Elastographie (Messung der Elastizität der Leber durch Ultraschall) bietet die Chance, eine Leberfibrose früh zu erkennen und dann Betroffene rasch zu therapieren – auch bei solchen Patienten, bei denen eine Biopsie schwierig oder sogar unmöglich ist. Bei dieser diagnostischen Technik wird die Festigkeit der Leber anhand der Tatsache beurteilt, wie stark ein niederfrequenter Impuls die Leber verformt. Da die Leber mit zunehmender Fibrosierung eine steifere Konsistenz bekommt, laufen die Wellen schneller hindurch. Die Eindringgeschwindigkeit in die Leber wird dann mittels Ultraschall gemessen und in einen Elastizitätswert umgerechnet. Das nicht-invasive Verfahren ist schmerz- und komplikationsfrei und ermöglicht eine präzise Bestimmung des Fibrosestadiums.
Bisher technische Probleme
Bei Adipösen stieß die transiente Elastographie bisher aber an ihre Grenzen. So war die Arbeitsleistung des FibroScan bei übergewichtigen Patienten (BMI ≥ 25-28 kg/m²) bisher eingeschränkt. Die Scherwellen konnten sich nicht richtig durch das Fettgewebe ausbreiten, so dass es zu einer Abschwächung und Aberration (Abweichung) der Ultraschallsignale kam, was das Ergebnis verfälschte. Ein weiterer Grund für falsche Messergebnisse liegt in einem zu großen Abstand zwischen Haut und Leber. Daher ist die Leber schwer zu lokalisieren und der Messbereich liegt zum Teil außerhalb des Organs im Fettgewebe.
XL-Sonde: Optimierung der Elastographie bei Adipösen
Mit der XL-Sonde hat das Unternehmen Echosens nun aber die Limitationen des FibroScan in der hepatologischen Diagnostik bei adipösen Patienten behoben. Der neue, empfindlichere Ultraschall-Transducer arbeitet mit niederen Frequenzen als die normale Sonde, bei 2,5 MHz, und ermöglicht ein tieferes Eindringen der Schallwellen in das Lebergewebe. Dank des ebenfalls neu entwickelten elektrodynamischen Transducers wird die Schallamplitude verstärkt, so dass die Untersuchung nicht mehr durch einen größeren Haut-Leber-Abstand beeinträchtigt wird. Durch ihr neues Design ist die Sonde zudem für den Arzt leichter und ergonomischer. Auch die dazugehörende Software wurde optimiert und bietet dem Anwender nun neue Möglichkeiten: So ermöglicht ein verbesserter Berechnungsalgorithmus eine Festigkeitsmessung in tieferen Schichten (zwischen 35 und 75 mm). Ein Ultraschall-Scanner unterstützt die Lokalisierung der Leber sowie die Bestimmung des optimalen Messpunktes. Weiterhin ermöglicht er die Messung des Haut-Kapsel-Abstands (Skin Capsula Distance = SCD). Liegt der SCD-Wert zwischen 25 und 35 mm, ist der Einsatz der XL-Sonde erforderlich. Der BMI hingegen ist kein zuverlässiger Parameter für die Verwendung der XL-Sonde, da er keinen Aufschluss über die Fettlokalisierung gibt.
In klinischen Studien bewährt
Die Leistungsfähigkeit der neuen XL-Sonde wurde in einer Pilotstudie bei 99 adipösen Patienten im Vergleich zur M-Sonde untersucht. Die BMI-Werte lagen zwischen 30 und 65 kg/m2 (Durchschnittswert 41 kg/m2). In 46 Fällen konnte die Leberfestigkeit nicht mit der M-Sonde gemessen werden. Bei 59% von ihnen (n=32) gelang die Messung allerdings mit der neuen XL-Sonde (zehn valide Messungen). Die Messwerte zeigten eine hohe Korrelation mit biologischen Parametern und nicht invasiven Fibrosemarkern (FIB-4, GUCI, Virahep-C, Forns, APRI).
Weitere Studien haben ergeben, dass die Elastographie auch bei chronischer Hepatitis eine präzise Quantifizierung der Fibrose erlaubt .
Fazit für die Praxis
„Die neue FibroScan XL-Sonde ermöglicht uns bei einem Haut-Kapsel-Abstand zwischen 25 und 35 mm eine zuverlässige und leistungsfähige Messung der Leberfestigkeit, so dass wir nun auch adipösen Patienten eine schmerzfreie elastographische Diagnose und ein Monitoring einer Leberfibrose zuteil werden lassen können – Aspekte, die im Hinblick auf die kontinuierlich steigende Zahl Adipöser von hoher klinischer Bedeutung sind“, so Prof. Dr. med. M. Manns. Die XL-Sonde kann für die gleichen Lebererkrankungen eingesetzt werden wie die M-Sonde. Sie ermöglicht damit auch die Diagnose und Verlaufskontrolle von Leberfibrose bei Hepatitis B und C.