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Negative Kalorien – Mythos oder Wahrheit? Gibt es sie wirklich?

Internetseiten empfehlen Lebensmittel mit negativem Kaloriengehalt. Stimmt es wirklich, dass gewisse Lebensmittel – wie Gurken, Sellerie, Spinat oder Kohl – mehr Kalorien verbrauchen, um verdaut zu werden, als sie enthalten?

Ein relativ neuer Diättrend ist, seine Ernährung auf gesunde und dabei zahlreiche sogenannte Lebensmittel mit angeblichen negativen Kalorien zu reduzieren. Einfach erklärt enthalten diese Lebensmittel sehr, sehr wenige Kalorien, fordern den Körper aber ordentlich heraus, wenn es darum geht, sie zu verdauen.

Ein Beispiel: Sellerie. Sellerie enthält kaum Kalorien, aber der Körper hat aufgrund des hohen Ballaststoffgehalts einige Mühe, um ihn zu verdauen. Das beginnt beim Kauen, geht weiter im Magen und endet schließlich im Darm, wo die vielen Ballaststoffe des Gemüses wieder ausgeschieden werden. Viel Kalorien, die gespeichert werden, können da nicht zurück bleiben. Klingt logisch, oder?

Der Denkfehler – Thermogenese und Kalorienrechnen

Die Wahrheit ist: Es existiert kein Lebensmittel, das dem Körper Null Kalorien bringt und dafür noch ein paar verbraucht. Denn der Kaloriengehalt eines Lebensmittels wird so berechnet, dass die für die Verdauung nötige Thermogenese, also der Aufwand, den der Körper für die Verdauung braucht, bereits mit einberechnet wurde. Tatsache ist also, dass eine Stange Sellerie, die etwa 10 Kalorien hat, 2 Kalorien braucht, um verdaut zu werden und somit nur noch 8 Kalorien übrig bleiben, die der Körper verwerten kann.

Für die Thermogenese werden ungefähr 10% der Kalorien eines Lebensmittels verbraucht, manchmal sogar bis zu 20%, wie bei unserem Beispiel, dem Sellerie. Aber ein Lebensmittel, und sei es noch so gesund oder habe es einen noch so hohen Wasseranteil, verbraucht niemals 100% (oder mehr) der Kalorien, die es dem Körper gibt. Negative Kalorien sind also ein Mythos, erschaffen von der Diätindustrie und besonders promotet auf sogenannten ProAna-Seiten, auf denen junge Mädchen extreme Diäten und sogar Magersucht bewerben. Es ist ein leichtes, im Internet Listen von sogenannten „free foods“ zu finden, also von Nahrungsmitteln mit scheinbar negativem Kaloriengehalt, die man auch bei extremen Diäten massenhaft verzehren darf.

Die beliebtesten und am meisten als negative Kalorien-Lebensmittel angepriesenen sind Salat, Gurken, Sellerie, Kraut, Pilze, Spinat, Tomaten, Zwiebel, also Lebensmittel, die so wenige Kalorien enthalten, dass sie von Diätexperten und Ärzten als vernachlässigbar eingestuft werden und die während einer Diät ohne Einschränkung konsumiert werden dürfen. Manche zählen auch gewisse Früchte wie Ananas oder den guten alten Apfel zu diesen Lebensmitteln. Obst enthält aber zu viel leicht verdaulichen Zucker, um als ein negatives Kalorien-Nahrungsmittel angesehen zu werden.

Negative Kalorien-Diäten

So weit, so gut. Gegen gesunde Nahrungsmittel wie Spinat oder Salat kann man kaum etwas einwenden. Gefährlich wird die Sache aber, wenn die Ernährung nur auf diesen scheinbar negativen Kalorien basiert. Das Internet bietet eine schier unendliche Menge an Diätplänen und magischen Wegen, in kürzester Zeit Gewicht zu verlieren. Die Negative Kalorien-Diät ist einer davon.

Natürlich wird man relativ schnell Gewicht verlieren, wenn man sich nur noch von den oben genannten Gemüsesorten ernährt. Dies liegt aber daran, dass dem Körper schlicht und ergreifend Nahrung fehlt und er auf eigene Reserven zurückgreifen muss.

Man sollte sich also bewusst sein, was wirklich hinter dem negative Kalorien-Mythos steckt und diese Lebensmittel als das sehen, was sie tatsächlich sind. Gesundes Gemüse, reich an Ballaststoffen mit kaum Kalorien oder Fett, das als großartige Beilage oder Vorspeise zu einer ausgeglichenen Mahlzeit passt. Mehr aber auch nicht.