Mit welchen Impfreaktionen muss man rechnen?
Da viele Menschen in über 70 Ländern an der Schweinegrippe erkrankt sind, hat die Weltgesundheitsorganisation am 11. Juni 2009 zum ersten Mal seit 40 Jahren die höchste Influenza-Gefahrenstufe ausgerufen. Um eine weitere Ausbreitung zu verhindern, soll es im Herbst 2009 in Deutschland eine entsprechende Schutzimpfung geben. Aktuell wird für den Schweinegrippevirus H1N1 ein Impfstoff bei Kindern ab sechs Jahren und bei Erwachsenen bis 99 Jahren auf eine zuverlässige Schutzwirkung und gute Verträglichkeit geprüft. Die Probanden bekommen zunächst zwei Impfungen im Abstand von vier Wochen, danach erfolgt eine Auffrischung nach zwölf Monaten. Während der Studie werden die Teilnehmer engmaschig ärztlich betreut.
Welche Erfahrungen haben bisherige Impftests ergeben?
Der Impfstoff müsste im September zur Verfügung stehen, um eine sinnvolle Vorbeugung darzustellen, aber bis zu diesem Zeitpunkt können natürlich keine ausreichenden Daten über die Wirkung und Nebenwirkungen gesammelt werden. Selbst wenn man das Serum erst im November auf den Markt bringen kann, wie die Hersteller zur Zeit annehmen, wäre damit das Problem nicht gelöst. Man könnte zwar bis dahin das Medikament weiter testen, aber sein Einsatz käme dann viel zu spät. Bei den bisherigen Tests, die naturgemäß nicht besonders umfangreich sein konnten, haben die Forscher nur auf die häufigsten Nebenwirkungen geachtet. Experten überlegen nun, ob eine überstürzte Massenimpfung mit einem zu wenig geprüften Serum Sinn macht oder eher eine Gefahr für viele Betroffene bedeuten würde. Schon vor 40 Jahren wurde in den USA ein ähnlich gebauter Impfstoff aus dem Verkehr genommen, da er zu überschießenden Immunreaktionen mit Nervenlähmungen führte.
Sind Impfungen gegen die Schweinegrippe gefährlich?
Solche Erfahrungsberichte machen vielen Menschen Angst. Das zuständige Paul-Ehrlich-Institut, eine Einrichtung des Bundesministeriums für Gesundheit, vermutet jedoch, dass die neue Impfung höchstens leichte Nebenwirkungen wie Schwellungen und Rötungen an der Einstichstelle, Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen zeigen wird. Andere unerwartete Nebenwirkungen können allerdings nie ausgeschlossen werden. Da die Hersteller in kurzer Zeit große Mengen an Impfstoff bereitstellen müssen, wird dem Serum eine Verstärkersubstanz zugesetzt, was Kritiker dazu veranlasste, vor der Massenimpfung zu warnen. Tatsächlich hat man aber bereits früher sehr erfolgreich Impfstoffe gegen Grippeviren eingesetzt, in denen eine Verstärkersubstanz enthalten war.
In den kommenden Wochen werden weitere Erfahrungen gesammelt, denn die Mainzer Universitätsklinik erprobt seit dem 10. August die Impfung an erwachsenen Testpersonen. Diese müssen ein Tagebuch führen und eventuelle Impfreaktionen notieren. Wenn in den nächsten zwei Wochen keine schwerwiegenden Nebenwirkungen zu beobachten sind, sollen auch Kinder und Säuglinge getestet werden. Insgesamt werden an 15 Kliniken in ganz Europa Untersuchungen mit vier verschiedenen Impfstoffen durchgeführt.
Impfen oder nicht impfen?
Wer unsicher ist, ob eine Impfung sinnvoll ist oder ein Risiko darstellt, sollte dies mit dem Hausarzt besprechen. Das Paul-Ehrlich-Institut empfiehlt auf jeden Fall Schwangeren, sich mit einem Impfschutz versorgen zu lassen, da die Schweinegrippe gerade bei dieser Personengruppe zu schweren Erkrankungen, Komplikationen und zu auffallend vielen Todesfällen führen kann. Das gleiche gilt für chronisch kranke Menschen in jedem Alter. Trotz einer Impfung wird es allerdings keinen hundertprozentigen Schutz geben: Gesunde Menschen sind nur bis zu 90 Prozent, ältere Menschen noch etwas weniger geschützt.