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Natürliche Familienplanung als Alternative zu Pille & Co.

Gelernt ist gelernt: An Frauengesundheitszentren und Volkshochschulen bieten Beraterinnen Kurse für Natürliche Familienplanung (NFP) an.

Die meisten Frauen in Deutschland verhüten mit Pille. Rund zehn Prozent verhüten mit Spirale und ca. sechs Prozent mit Kondom. Nur wenige der 15- bis 45-jährigen Frauen wenden die „Natürliche Familienplanung“ (NFP) an – viele halten aber die Methoden der Natürlichen Familienplanung für „interessant“.

Fruchtbare Tage selbst feststellen

Es ist ein Aha-Erlebnis für viele Frauen, wenn sie zum ersten Mal ohne Arzt oder Zykluscomputer selbst diagnostizieren, an welchen Tagen sie fruchtbar sind: „Nach einer langen Pillenphase wusste ich nichts über meinen Zyklus. Seitdem ich natürlich verhüte, habe ich ein ganz neues Körpergefühl“, sagt Petra Burkart-Kuttenkeuler. Seit vielen Jahren wendet die NFP-Beraterin die Kombination von Temperaturmessung und Gebärmutterschleimbeobachtung an. „Ich finde, man verpasst etwas als Frau, wenn man sich nie mit seinem Zyklus beschäftigt hat“, sagt die Mutter von zwei Kindern.

Natürliche Verhütung lernen

Natürliche Familienplanung will gelernt sein. „Das Vorurteil, sie sei zu unsicher, ist nicht unbegründet“, sagt Petra Burkart-Kuttenkeuler. Viele Frauen sind mit Methoden wie „Coitus interruptus“, einer Zyklus-Rechnung „Pi mal Daumen“ oder dem „Mittelschmerz“ als Indikator für den Eisprung unbeabsichtigt schwanger geworden. Die Arbeitsgruppe NFP der Malteser lehrt deshalb die „sympto-thermale“ Methode. Sie gilt als „hochsichere“ Familienplanungsmethode – natürlich nur, wenn die Anwenderin keinen ungeschützten Verkehr in der fruchtbaren Zeit hat.

Die meisten Frauen und Paare in einem NFP-Kurs wollen verhüten lernen. Doch mittlerweile kommen über 20 Prozent der Paare wegen unerfülltem Kinderwunsch. Auch für sie ist es wichtig, fruchtbare und unfruchtbare Zeiten in ihrem Zyklus genau zu kennen.

Die sympto-thermale Methode – “Sensiplan” genannt

Der Menstruationszyklus ist kein starrer Regelkreis. Belastungen wie Reisen, wenig Schlaf, seelischer Stress oder zu viel Alkohol können zum Beispiel das Gelbkörperhormon so beeinflussen, dass es seine Tätigkeit reduziert. Konsequenz: Die Regel setzt früher ein als erwartet.

Deshalb sind Disziplin und Erfahrung nötig, um NFP richtig anwenden zu können. Zu den Basis-Techniken der Fruchtbarkeitswahrnehmung gehört das tägliche Messen der Morgentemperatur (vor dem Aufstehen fünf Minuten). Der jeweilige Wert wird konsequent in ein Zyklusblatt eingetragen (gibt es in der Apotheke zu kaufen). Dann wird eine Kurve gezogen. Weil die Körpertemperatur vom Hormon Progesteron beeinflusst wird, aber auch von wechselnden Arbeitszeiten, Krankheit oder Zigaretten, werden Bemerkungen dazu in das Temperaturblatt eingetragen. Der Eisprung findet in der Regel zwei Tage vor dem ersten Ansteigen der Morgentemperatur statt.

Tägliche Schleimbeobachtungen

Auch die täglichen Schleimbeobachtungen werden detailliert im Zyklusblatt notiert. Unter Östrogen-Einfluss verflüssigt sich im Laufe des Zyklus der Schleimpropf im Gebärmutterkanal. Während vorher weißlich, klumpig oder kaum vorhanden, hat der weibliche Schleim in der Eisprungphase die Konsistenz von rohem Hühnereiweiß. Eine Spanne von drei Tagen vor und drei Tagen nach dem Schleimhöhepunkt gilt als fruchtbare Zeit der Frau. Bei der Selbstbeobachtung, Temperatur- und Schleimmethode kombiniert, wird es so möglich, fruchtbare Tage und die unfruchtbare Phase nach dem Eisprung mit großer Sicherheit herauszufinden. Mit Hilfe von einfachen Rechnungen können zudem die unfruchtbaren Tage vor dem Eisprung ermittelt werden. NFP richtig angewendet, heißt, dass während zwei Drittel des Zyklus nicht zusätzlich verhütet werden muss.

Das Hormonmessgerät Persona

Persona ist ein Monitor in der Größe eines Brillenetuis. Jeden Monat wertet das Gerät acht Teststreifen aus, die in den Morgenurin getaucht und in den Leseschlitz des Monitors gesteckt werden. Ein signifikanter Anstieg des Hormons Östriol-Glucuronid markiert dabei den Anfang der fertilen Phase. Der Monitor wertet die Ergebnisse aus und zeigt nach fünf Minuten den aktuellen Fertilitätsstatus für den Tag durch ein rotes Licht (fruchtbar) oder ein grünes Licht (unfruchtbar) an.

Wichtig: Das Gerät ist nur für Frauen mit sehr regelmäßigem Zyklus geeignet, die einer Schwangerschaft nicht grundsätzlich negativ gegenüberstehen. Laut Fachliteratur ist der Zykluscomputer bei Kinderwunsch „sehr geeignet“. Denn er zeigt der Frau den bevorstehenden Eisprung an. Eine Startpackung kostet ca. 80 Euro (Persona-Monitor und 16 Teststäbchen für den 1. Zyklus). Für jeden weiteren Monat kostet die Packung Teststäbchen rund 14 Euro.

Weitere Informationen

An Volkshochschulen, Frauengesundheitszentren und anderen Institutionen bieten NFP-Beraterinnen Einführungskurse über vier bis sechs Abende an. Frauen und Paare erlernen dort NFP über einen Zeitraum von drei Zyklen. Auskünfte über Kursangebote bundesweit gibt es zum Beispiel bei den Maltesern in überall in Deutschland unter natuerliche-familienplanung.de