Nanopartikel aus Silber könnten ein wichtiger antimikrobiell wirkender Stoff sein. Doch die Risiken eines massenhaften Einsatzes scheinen groß zu sein.
Die Angst der Deutschen vor Mikroorganismen ist groß und wird von interessierter Seite noch heftig geschürt. Eine Flut von mehr oder weniger wirksamen Mittelchen zur Desinfektion wird massiv beworben und verwendet. Mitsamt teilweise bedenklichen Nebenwirkungen. Da erschien Silber als antimikrobiologisch wirkendes Produkt wie pure Natur. Und in Nanogröße dann gar bezahlbar. Doch halt: ist Nanosilber wirklich ein Königsweg?
Da gibt es offensichtlich erhebliche Zweifel. So rät das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in einer Stellungnahme vom 10. Juni 2010 derzeit davon ab, Nanopartikel aus Silber in verbrauchernahen Produkten einzusetzen. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sieht den Einsatz von Nanosilber schon länger sehr kritisch.
Nanosilber und seine Eigenschaften
Zu den Eigenschaften von Silberionen gehört eine keimtötende Wirkung. Nanopartikel des Edelmetalls bieten in kleinen Mengen große Oberflächen und damit viele Silberionen, die ihre antibakterielle Wirkung entfalten können. Die winzigen Partikel sind und den Faktor Tausend kleiner als der Durchmesser des menschlichen Haares. Und da liegt laut Aussagen des BUND vom Dezember 2009 ein Problem: die Teilchen könnten im Körper zum Beispiel die Blut-Hirnschranke oder auch die Plazentaschranke überwinden.
Einsatz von Nanosilber
Die Silberionen mit ihren antimikrobiellen Eigenschaften werden schon lange für verbrauchernahe Produkte eingesetzt. Inzwischen werden dabei auch zunehmend Silberpartikel im Nanomaßstab verwendet. Z. B. werden Oberflächen in Kühlschränken mit Nanosilber beschichtet, um das Wachstum von Keimen zu unterbinden. In Sportsocken soll Nanosilber die Bildung unangenehmer Gerüche verhindern.
Risiken von Nanosilber
Ob von Nanosilber ein gesundheitliches Risiko für Verbraucher ausgeht, dass lässt sich nach Auffassung des Bundesinstituts für Risikobewertung derzeit nicht abschließend beurteilen. Daher rät das Institut zur Zurückhaltung beim Einsatz von Nanosilber. Dazu sagte der Präsident des BfR Professor Dr. Dr. Andreas Hensel „Solange wir mögliche gesundheitliche Risiken nicht sicher ausschließen können, empfehlen wir Herstellern, auf Nanosilber in verbrauchernahen Produkten zu verzichten“.Unterm Strich titelt das BfR: Nanosilber gehört nicht in Lebensmittel, Textilien und Kosmetika. Und es sieht Forschungsbedarf zur Klärung grundlegender Fragen im Zusammenhang mit der Verwendung von Nanosilber als antimikrobiell wirkendes Material:
- In welchem Maße kommen Verbraucher mit den nanoskaligen Silberteilchen in Kontakt?
- Was bewirkt Nanosilber im Menschen?
- Wie groß ist die Gefahr der Resistenzentwicklung?
Und es gibt die Empfehlung, auf die Verwendung von Nanosilber in verbrauchernahen Produkten bis zum Vorliegen einer abschließenden Sicherheitsbewertung ganz zu verzichten.
Das BfR macht weiter darauf aufmerksam, dass in Lebensmitteln nanoskalige Zusatzstoffe zulassungspflichtig sind. Nanosilber ist für den Einsatz in Lebensmitteln bisher nicht zugelassen.
Nach Angaben des BUND steht das Nanosilber im Verdacht, die Erbsubstanz von Lebewesen zu schädigen. Bei Tierversuchen haben die Teilchen Leber- und Nervenzellen sowie Lungen geschädigt. Dazu kommt, dass auch nützliche Bakterien vernichtet werden und das Nanosilber in die Umwelt gelangt. So wird das Nanosilber aus damit ausgerüsteten Strümpfen sehr schnell ausgewaschen.
Seine Erkenntnisse zum Thema hat der BUND in der Studie „Nanosilber, der Glanz täuscht“ zusammengestellt. Die geht auf die bisherigen Anwendungen von Nanosilber sowie Ergebnisse zur Umwelt- und Gesundheitsrelevanz recht ausführlich ein.