Muttersöhnchen

Wenn der Sohn Mutters große Liebe ist, haben Partnerinnen es schwer.

Loriots Ödipussi, der Klassiker unter den Filmen über Muttersöhnchen, mag zum Lachen animieren. In der Realität ist eine Partnerschaft mit „Mamas Liebling“ oft problembehaftet.

Wie wird aus einem Sohn ein Muttersohn?

Hinter einem übermäßig bemutterten Sohn steckt meist eine enttäuschte Mutter. Die Liebe zum Vater des Kindes hat sich nicht wunschgemäß entwickelt, vielleicht ist die Beziehung gescheitert oder der Partner ist verstorben. Alle Liebe, alle Hoffnungen richten sich nun auf den Sohn. Dem Jungen fehlt die Vaterfigur. Vielleicht versucht er die emotionale Instabilität seiner Mutter auszugleichen, indem er sich artig und angepasst verhält. Zum Dank wird er besonders umsorgt und verwöhnt. Mehr und mehr wird das Kind zum Partnerersatz. Wächst der Sohn heran, vertraut ihm die Mutter vielleicht Dinge an, die sie sonst mit einem Partner besprechen würde. Der Sohn wird zum Mann im Haus. Er wird immer unentbehrlicher. Ein Abnabelungsprozess findet nicht statt.

Konflikte zwischen Mutter und Partnerin

Jede Mutter möchte, dass es ihrem Kind gut geht. Und eigentlich sollte es immer eine Freude sein, wenn der Sohn eine nette Partnerin gefunden hat. Ist die Mutter-Sohn-Beziehung besonders eng, steigt jedoch die Wahrscheinlichkeit, dass die Freundin es schwer haben wird, von der Schwiegermutter in spe akzeptiert zu werden. Das mag im Härtefall regelrechte Machtkämpfe nach sich ziehen – und häufig steht der Mann handlungsunfähig dazwischen: Er mag seine Mutter nicht verletzen und seine Partnerin nicht verlieren. Hinzu kommt, dass der Mann, mag er seine Partnerin auch lieben, häufig seine Mutter zum Frauenideal erkoren hat, und daher – bewusst oder unbewusst – immer wieder Vergleiche anstellt. Auch dann, wenn Sohn und Partnerin zusammenleben, bleibt der enge Kontakt zur Mutter bestehen: Täglich wird (mehrfach) telefoniert, sonntags lädt Mutter zum Essen ein oder sie kommt vorbei, um „endlich mal wieder richtig sauberzumachen“.

Wie man mit einem Muttersöhnchen besser auskommen kann

Als Partnerin eines Muttersohnes hat man die Wahl, sich mit den Umständen abzufinden, oder aber sich die Mühe zu machen und versäumte „Erziehungsarbeit“ nachzuholen. Wer es gewohnt war, dass das schmutzige Hemd, das man abends im Badezimmer fallen gelassen hat, anderntags ordentlich gebügelt wieder im Schrank hängt, der sieht gar nicht die Arbeit, die dahinter steckt. Diese Selbstverständlichkeiten abzuschaffen, erfordert ein Stückchen Arbeit, Konfliktbereitschaft und guten Willen von beiden Seiten. Eine Mutter-Sohn-Abhängigkeit kann nur bestehen, wenn beide Parteien diese Form der Beziehung unterstützen. Das heißt, dass der Partner bereit sein muss, sich aus der engen Verbindung zur Mutter zu lösen. Er wird außerdem lernen müssen, zu seiner Mutter „Nein“ zu sagen.

Am Wichtigsten ist, dass das Paar im Gespräch bleibt und versucht, das Konfliktthema Mutter immer möglichst offen und sachlich zu diskutieren. Ein Ablösungsprozess geschieht am besten Stück für Stück: nicht mehr zweimal die Woche hinfahren, sondern nur noch einmal. Am Sonntag auch mal andere Pläne schmieden, aber der Mutter rechtzeitig Bescheid geben. Da Frauen, die eine enge Beziehung zu ihrem Sohn pflegen, ihn gerne um Rat bitten, kann es hilfreich sein, wenn dieser seine Mutter immer wieder ermutigt, besser für sich selbst zu sorgen: sich ein neues Hobby zu suchen, einem Verein beizutreten, sich für eine Sache zu engagieren. Nur so kann der Sohn langsam aus dem Mittelpunkt der mütterlichen Lebenswelt heraustreten und die Mutter kann lernen loszulassen.

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