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Mondsüchtigkeit und Schlafwandeln

Mondsüchtigkeit

Bei der Mondsüchtigkeit handelt es sich um ein aus heutiger Sicht veraltetes Krankheitsbild, das jedoch in Zusammenhang mit Schlafwandeln gesetzt wird.

Der Fachterminus für Mondsüchtigkeit lautet Lunatismus und leitet sich von dem lateinischen Wort „Luna“ ab. Luna ist zum Einen die lateinische Übersetzung für Mond, zum anderen ist damit auch die römische Mondgöttin gemeint.

Die Definition von Mondsüchtigkeit

Betrachtet man verschiedene Definitionen von Mondsüchtigkeit in unterschiedlichen medizinischen Fachbüchern und verschiedenen Links, so fällt auf, dass der Lunatismus ständig in Beziehung zum Schlafwandeln oder zu anderen Störungen des Wohlbefindens gesetzt wird. Gerade Kinder neigen bei Vollmond zum Schlafwandeln oder sind um die Zeit des Vollmondes herum besonders reizbar, können schlecht ein- oder durchschlafen. Umgekehrt berichten Eltern jedoch auch davon, dass ihre Kinder bei Vollmond zur Schlafenszeit quicklebendig sind und praktisch die Nacht durchmachen, ohne am nächsten Tag besonders müde zu sein. Offensichtlich scheint ein Zusammenhang zwischen Mondphase und Schlafqualität beziehungsweise Schlafwandeln zu bestehen, obwohl bis heute nicht eindeutig wissenschaftlich keine Relation zwischen Vollmond und Schlafstörungen hergestellt werden konnte. Frühere Thesen in diese Richtung konnten mittlerweile widerlegt werden.

Lunatismus – ein Synonym für das Schlafwandeln?

Wie bereits erwähnt, werden Mondsüchtigkeit und Schlafwandeln sowohl in Internet-Foren als auch in der Fachliteratur stets in Beziehung zueinander gesetzt. Schlägt man unter dem Begriff „Mondsüchtigkeit“ nach, so fällt auf, dass es in den Erfahrungsberichten oder Definitionen weniger um den Mond an sich geht als um die Tatsache, dass insbesondere Kinder und Jugendliche zum Schlafwandeln neigen. Im wissenschaftlichen Kontext wird kein direkter Zusammenhang zwischen Mondphase und Schlafwandeln vermutet, Eltern haben jedoch gerade in den Tagen um Vollmond herum unterschiedlichste Beobachtungen zu geändertem Schlaf- und Sozialverhalten ihrer Kinder gemacht (vergleiche oben).

Vom Schlafwandeln können jedoch auch Erwachsene betroffen sein, wenngleich häufiger von kindlichem Schlafwandeln berichtet wird, auch in der Fachliteratur. 10 bis 30 Prozent der Kinder zwischen fünf und zwölf Jahren sind mindestens einmal in ihrem Leben vom Somnambolismus – der Fachbegriff für das Schlafwandeln – betroffen, wenngleich sich diese Neigung in der Pubertät meist verliert. Bei den Erwachsenen sind sieben bis acht Prozent betroffen. Es werden jedoch genetische Zusammenhänge vermutet, das heißt, Eltern, die selbst zum Schlafwandeln neigen oder neigten, geben dies mit 70- bis 80-prozentiger Wahrscheinlichkeit an ihre Kinder weiter.

Der Mond als Auslöser für das Schlafwandeln?

In früheren Zeiten ging die Medizin tatsächlich davon aus, dass der Vollmond oder eine andere Lichtquelle der Auslöser für das Schlafwandeln ist. Diese These konnte jedoch mittlerweile widerlegt werden, zumal eine Vielzahl von Schlafwandlern auch bei Neu- oder Halbmond kurzzeitig außerhalb ihres Bettes oder sogar ihrer Wohnung unterwegs sind.

Da jedoch noch vor einigen Jahrzehnten ein Zusammenhang zwischen Vollmond und Somnambulismus angenommen wurde, leitet sich hieraus auch das Wort „Mondsüchtigkeit“ oder Lunatismus ab.

Ist Lunatismus eine Sucht?

Unter einer Sucht versteht man die psychische und/oder körperliche Abhängigkeit von bestimmten Stoffen (zum Beispiel Alkohol und Nikotin) oder Handlungen, Medien und so weiter (zum Beispiel Sex, Internet, Glücksspiel). In letzterem Fall spricht man von den so genannten nicht stoffgebunden Süchten.

Kennzeichen einer Sucht sind normalerweise, dass der Betroffene ohne den Stoff oder das Medium nicht mehr normal funktionieren kann und Entzugserscheinungen aller Art zeigt – starke Reizbarkeit, Zittern, Übelkeit und vieles mehr. Gerade bei stoffgebunden Süchten wie Alkoholismus oder Nikotin-, Medikamenten- oder Drogensucht ist häufig eine Steigerung der Dosis nötig, um sich einigermaßen gut zu fühlen und das Gefühl zu haben, voll leistungsfähig zu sein. Ob sich diese Prinzipien auch auf die so genannte Mondsüchtigkeit anwenden lassen, ist mehr als fraglich. Aus Beobachtungen von Eltern geht ja eher hervor, dass ihre Kinder immer reizbarer werden, je voller der Mond wird, das heißt, trotz „Dosiserhöhung“ ist keine Erleichterung festzustellen. Umgekehrt zeigen die Kinder jedoch wieder ein ruhigeres, ausgeglicheneres Verhalten, wenn die „Dosis“ reduziert wird, weil der Mond abnimmt. Von einer Sucht im klassischen Sinne kann man also beim Lunatismus nicht sprechen.