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Modedesigner aus Japan: Kenzo, Miyake und die neue Generation 

Kenzo präsentierte 1970 als erster Japaner eine Show in Paris. Heute mischen japanische Designer der nächsten Generation die internationale Modeszene auf.

Japan stieg schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts das erste Mal zum Mekka der europäischen Couture auf. Gleichzeitig mit der Befreiung aus dem Schnürkorsett erwachte in Frankreich die Faszination für blumige Kimonokleider und wallende Geishagewänder mit exotischem Flair. Die folkloristischen Trachten dienten berühmten Modeschöpfern wie Jeanne Lanvin und Paul Poiret als Vorlagen.

Seit den 70er Jahren fassten mehrere japanische High-Fashion-Designer in der internationalen Modewelt Fuß, und in Sachen Streetwear ist die Jugend Tokyos ohnehin Europas Teenagern uneinholbar voraus: seit Jahren beobachten Designer aus Paris bis New York auf der Suche nach Inspiration die Trendsetter in den Straßen Shibuyas und Harajukus.

Japanische Designer: Kenzo Takada, Rei Kawakubo und Yohji Yamamoto

Kenzo Takada, der als erster Mann am Bunka Fashion College in Tokyo studierte, richtete als erster Japaner 1970 in Paris eine Modenschau aus und erntete enorme Anerkennung. Eine seiner frühen als völlig unjapanisch geltenden Folklore-Kreationen im Mutikulti-Stil wurde umgehend auf dem Cover der Elle abgebildet. Seitdem waren Kenzos eigenwillige und fantasievolle Kollektionen bis zu seinem Rückzug ins Privatleben 1999 ein fester Bestandteil der Modewelt.

Einen neuen puristischen Stil, der sowohl die japanischen als auch europäischen Modekonventionen über Bord warf, fanden Yohji Yamamoto und Rei Kawakubo. Seit Mitte der 70er Jahre sorgte das damalige Designerpärchen zunächst in Japan mit asymmetrischen, androgynen Schnitten, gern mit offenen Nähten und gänzlich aus der Form geratenen Formen, für Denkanstöße. Während Yamamoto später seinen Weg in Paris allein weiterging, führte Rei Kawakubo ihr Modelabel „Comme des Garçons“ zu globalem Erfolg.

Issey Miyake und Hanae Mori: französisch-japanische Stilmixturen

Weitere international erfolgreiche Designer aus Japan, wie Issey Miyake und Hanae Mori, kreierten wiederum jeder ihren eigenen Stilmix aus europäischen und japanischen Elementen. Während Miyake vor allem für seine hypertechnisierten Schöpfungen und Falt- oder Wickelmodelle mit höchstem Tragekomfort bekannt wurde, verwob die Designerin Hanae Mori gern Mädchenträume aus verschiedenen Kulturen zu globalen Prinzessinnenkleidern. So sind ihre opulenten Kostüme, zum Beispiel für „Madame Butterfly“ und „Electra“ oder die japanische Produktion des Musicals „Evita“, und die Galaroben für Fürstin Grace von Monaco, Nancy Reagan oder Sophia Loren weltberühmt geworden.

Erfolgreiche Jungdesigner: Takahiro Miyashita und Yasuhiro Mihara

Yasuhiro Mihara, 1994 neben dem Studium in die Modebranche eingestiegen, entwirft seit sieben Jahren hippe Sportschuhe für Puma, die nach dem Namen seines eigenen Labels eher als „Miharayasuhiro“ bekannt sind. Seit 2004 bringt er auch seine Damen- und Herrenkollektionen in Mailand auf den Laufsteg. Die aktuellen Vintage-Styles mit Grunge-Effekten, sportiven Elementen und Naturanleihen warten noch auf die Einordnung in eine Schublade.

Ein anderer junger Wilder, Takahiro Miyashita, pflegte als Verehrer von Kurt Cobain den Grunge bisher unter seinem Label „Number (N)ine“, bevor er jüngst auf eine Zusammenarbeit mit Levi’s unter „Levi‘s Left Handed“ umschwenkte. Seine eigene Herbst-Winter-Kollektion 2010 „The Solo Ist“ überrascht mit viel klassisch-grauem Strick und Jersey in einem einzigartig puristischen Nostalgie-Look.

Limi Feu kreierte einen neuen japanischen Unisex-Stil

Nicht zuletzt gehört Limi Feu zu den Jungstars mit großen Ambitionen: die Tochter Yohji Yamamotos präsentierte im Frühjahr 2010 in Paris eine aufsehenerregende Kollektion, die als wegweisend für einen neuen japanischen Stil gefeiert wurde. Die androgynen Schnitte, Baggypants, Oversized-Hemden und Krawatten für Männer wie Frauen, in klaren Schwarz-Weiß-Designs vermitteln einen universellen Look, der bei der Pariser Fashion Show von Models und Normalmenschen beiderlei Geschlechts eindrucksvoll vorgeführt wurde.