Gründe der Täter und Abhilfe für die Opfer. Mobbing verläuft in verschiedenen Phasen. Wenn sich das Opfer gegen Mobbingattacken nicht wehrt, steigert sich das aggressive Verhalten der Täter häufig.
Damit von Mobbing gesprochen wird, muss eine Person mindestens ein halbes Jahr lang mindestens einmal pro Woche von einer Mobbing-Attacke betroffen sein. In Abgrenzung zu anderen Konfliktsituationen zielt Mobbing auf Ausgrenzung des Betroffenen und greift den Menschen an „psychischen, biologischen, sozialen Grundlagen“ an, so das Bundesministerium für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz (BMSG) in seiner Präambel.
Das Verlaufsschema beim Mobbing
Typisch für den Verlauf des Mobbings ist eine Steigerung der Aggression. Wenn zunächst nur indirekt Aggressivität gezeigt wird (Verantwortlichmachen, Entwerten der Arbeit), folgen in der zweiten Phase häufig öffentliches Lächerlichmachen, direkte verbale Entwertung und Isolation. In der dritten Phase geht der Täter, aufbauend auf die vorangehende Degradierung, ganz direkt und oft körperlich vor. Das Opfer dann wird nicht selten beschuldigt, psychisch krank zu sein.
Die häufigsten Mobbinghandlungen
Die Angriffe erfolgen zuerst auf subtile Weise, später, wenn das Opfer bereits gebrandmarkt ist, auch offen. Sie äußern sich in verschiedenen Bereichen, etwa der Möglichkeit, sich mitzuteilen (ständiges Unterbrechen des Redeflusses, lautes Schimpfen, ständige Kritik am Arbeits- und Privatleben, Kontaktverweigerung durch strafende Blicke usw.). Oder der Betroffene wird sozial ausgegrenzt (räumliches Auslagern des Arbeitsplatzes, Verweigerung des Gesprächs und ein Verbot an die Arbeitskollegen, den Betroffenen anzusprechen). Häufig wird auch das soziale Ansehen geschädigt, indem der oder die Täter Gerüchte verbreiten, eine Behinderung verspotten, Gang, Stimme oder Gesten imitieren und dadurch lächerlich machen, sexuelle Angebote äußern oder die politische oder religiöse Einstellung angreifen. Auch der Bereich der Arbeitssituation wird häufig benutzt, indem dem Opfer keine, sinnlose, dem Niveau nicht angemessene oder ständig wechselnde Arbeiten zugewiesen werden. Nicht selten kommt es zu Angriffen auf die Gesundheit (gesundheitsschädliche Arbeiten, Androhung körperlicher Gewalt und Misshandlung, sexuelle Handgreiflichkeiten usw.).
Ursachen für Mobbing: Warum Täter handeln, wie sie handeln
Als häufigste Ursache wird die eigene Angst des Täters genannt. Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes, vor dem Abstieg, vor dem Versagen bei neuen Aufgaben oder Angst vor Überforderung führen häufig zu einem (bewussten oder unbewussten) Verhalten. Die Degradierung der Kollegen oder Untergebenen stellt dann eine Art Überlebensstrategie dar. Häufig vermissen die Täter selbst eine faire und gute Behandlung durch den Vorgesetzten. Auch Führungskräfte müssen sich in die Strukturen der Firmen einfügen und erleben Angst vor dem Verlust ihres Arbeitsplatzes. Mitarbeiter, die eine vermeintliche Gefährdung der eigenen Position darstellen, werden daher häufig gemobbt.
„Typische“ Opfer! Ist das Mobbing-Opfer mitschuldig?
Wenn ein Mensch durch seine Andersartigkeit auffällt (besondere Intelligenz, Sensibilität oder Kreativität, soziale Herkunft, Kleidung, Dialekt, Sprachfehler usw.) ist er besonders in Gefahr, Mobbingopfer zu werden. Auch wer alte Firmenstrukturen in Frage stellt, besonders fleißig ist oder seine Meinung frei und konsequent vertritt, setzt sich einer Gefahr aus. Oft sagen die Täter hinterher, das Opfer habe durch sein Abweichen aus dem Gewohnten selbst Schuld an der Situation. Das „typische“ Opfer gibt es nicht. Es kann im Prinzip jeden treffen.
Was man gegen Mobbing tun kann und sollte
Die psychischen und physischen Folgen von Mobbing sind fatal. Schlafstörungen, Verzweiflung, Verfolgungswahn und Depression ziehen körperliche Erscheinungen wie Herz-Kreislauf-Probleme, Atemnot, Schwindel, Kopfschmerzen, Erbrechen u. a. nach sich. Diesem Prozess muss Einhalt geboten werden. Extrem wichtig ist es, sich Hilfe zu holen, um das gestörte Selbstbild wieder aufzubauen. Selbsthilfegruppen hierfür bestehen bereits. Schafft ein offenes Gespräch mit den Kollegen keine Abhilfe (sachlich und ohne Aggression), sollte man den Betriebsrat oder die Personalvertretung einschalten. Bei vielen Mobbing-Attacken handelt es sich außerdem um Strafbestände, die zur Anzeige gebracht werden können und sollten. Das Wissen um die eigenen Rechte und den juristischen Sachverhalt geben Sicherheit. In manchen Fällen reicht die Androhung einer Strafanzeige oder Schadenersatzklage gegen den Mobber, um seinen Angriffen ein Ende zu setzen.
Welche Präventionen gibt es?
Abgesehen davon, dass jeder Mensch individuelle Konfliktlösungsstrategie für sein Leben erarbeiten muss (Reflexion über Mechanismen, eigene Schwachstellen erkennen, das Ansprechen von Konflikten usw.), müssen die betrieblichen Rahmenbedingungen stimmen. Gute Bedingungen sind transparente Arbeitsorganisation (zur Vermeidung von Überschneidungn oder Missverständnissen), keine langfristige Über- oder Unterforderung und das körperliche Wohlbefinden der Arbeitnehmer (Verminderung von Stress durch Lärm, Schmutz usw., Förderung innerbetrieblicher sozialer Kontakte u. a.).