Hat sich die Bänderschnecke dem Klimawandel bereits angepasst? Im Darwin-Jahr 2009 ist die Bevölkerung Europas aufgerufen Evolutionsforschung vor der eigenen Haustür an der Bänderschnecke zu betreiben.
Evolution ist die ständige Anpassung der Lebewesen an eine sich verändernde Umwelt. Durch Mutationen in dem Genmaterial entstehen immer wieder unterschiedliche Individuen. Diejenigen, welche den Umweltbedingungen am besten angepasst sind, überleben und pflanzen sich weiter fort. Die natürliche Selektion findet fortwährend statt. Charles Darwin hat die Zusammenhänge entdeckt und in seiner Evolutionstheorie zusammengefasst. Im Jahr 2009 wird die Evolutionslehre 150 Jahre alt und der Geburstag von Charles Darwin jährt sich am 12. Februar zum 200. Mal. Das Darwin-Jahr 2009 bietet sich somit für eine wissenschaftliche Mitmach-Aktion an, um so an aktuelle Verbreitungsdaten der Bänderschnecke zu gelangen. Die Initiatoren hoffen auf eine große Beteiligung der Bevölkerung.
Die äußeren Merkmale der Bänderschnecke
Evolution findet direkt vor der Haustür, in Wald und Wiese, statt. Beobachten und Mit-Erforschen kann man das jetzt am Beispiel der Bänderschnecke. Diese Schneckenart bevölkert ganz Europa von Norwegen bis Spanien. Selbst in den Alpen findet man sie bis in Höhen von über 1.000 Metern. Sie leben auf Wiesen, in Wäldern, Parks und Gärten. Die Bänderschnecke ist eine Schnecke mit Schneckenhaus. Ihre kugeligen Gehäuse sind auffallend gefärbt: von gelb über rot bis braun. Und – wie der Name der Bänderschnecke schon sagt, ihr Schneckenhaus ist gebändert. Bis zu fünf Bänder zieren es. In Deutschland findet man die Garten- und die Hain-Bänderschnecken, auch Schwarzmündige (Cepaea nemoralis) und Weißmündige Bänderschnecke (Cepaea hortensis) genannt. Die Garten-Bänderschnecke ernährt sich nicht von krautigen Pflanzen, sonder vorwiegende von Algen. Deshalb tritt sie im Garten nicht als Schädling auf. Der wesentliche äußere Unterschied der Hain-Bänderschnecke zur Garten-Bänderschnecke besteht in der dunklen Gehäusemündung. Die Hain-Bänderschnecke ernährt sich von verschiedenen Pflanzen. Sie sind eine wichtige Nahrungsquelle für Drosseln, die die Gehäuse der Schnecken an Steinen zertrümmern. Die gerippte Bänderschnecke findet man vorwiegend in Ost-Europa und die Berg-Bänderschnecke in den Alpen.
Evolution der Bänderschnecke im Klimawandel
Die Farbe des Schneckenhauses beeinflusst die Körpertemperatur der Schnecke. So wie ein schwarzes Auto, das von der Sonne beschienen wird, schneller erwärmt wird als ein weißes Auto, so werden dunkle Schnecken schneller warm als helle. Aus diesem Grund finden sich in kühleren Regionen mehr dunkle Schneckenhäuser, um die Sonneneinstrahlung effektiv nutzen zu können. Damit sind Zahl der Bänder und Farbe genetische Merkmale, welche durch die natürliche Selektion bestimmt sind. Vergleicht man nun das Aussehen der Schnecken mit früher und heute in Bezug auf ihr Verbreitungsgebiet, kann man Rückschlüsse auf den Stand der Evolution ziehen. Somit müsste man an zunehmend helleren Schneckenhäusern auch den fortschreitenden Klimawandel ablesen können.
Mitmach-Forschung: Schnecken suchen, Merkmale notieren und im Internet eintragen
Das EvolutionMegaLab ist eine Kooperation des Museums für Naturkunde Berlin, des Naturschutzbunds Deutschland und des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung. Es handelt sich dabei um ein europaweites Mitmach-Projekt, welches die Bevölkerung zum Datensammeln über die Bänderschnecke auffordert. Wer mitmachen möchte, informiert sich über die Schnecken und macht sich auf die Suche nach ihr. Ist man fündig geworden, so notiert man die wichtigsten Merkmale, wie Farbe, Anzahl der Bänder und natürliche den Fundort, und gibt diese Daten dann anschließend auf der Internetseite von EvolutionMegaLab ein. Dort erhält man auch weitergehende Informationen und Tipps zum Finden der Schnecken. Auf der Projektseite findet man geografische Karten, die die eingegebenen Daten in Form von Kuchendiagrammen grafisch wiedergeben. Mit ein wenig Glück, findet man auf den Karten historische Daten der Schnecke in seiner unmittelbaren Umgebung. Dann kann man direkt erkennen, ob eine Evolution stattgefunden hat. Bis zu 700 historische Angaben sollen eingearbeitet werden.