Zu den Instrumenten der nachhaltigen Mitarbeitermotivation gehört das Mitarbeitergespräch. In real umgesetzter Form kann dieses Instrument nicht greifen.
Für die nachhaltige Motivation der Mitarbeiter im Unternehmen existieren einige Instrumente, die als gewinnbringend vermutet werden. Dazu gehört das Mitarbeitergespräch. Wird dieses Instrument nicht mit größter Obacht genutzt und sensibel angewendet, mutiert es zu einem eher destruktiven Kontrollwerkzeug, dem sich die Geschäftsführung aus nicht zielführenden Gründen bedient. In deutschen Großunternehmen kann man daher eine flächendeckende Missinterpretation oder gar die Fehlnutzung eines ursprünglich gut gemeinten Instruments der internen Kommunikation feststellen. Schauen wir einmal genauer auf den Zweck dieses Tools oder anderen Motivationsmaßnahmen.
Mitarbeiter sind das größte Kapital eines Unternehmens
Warum sollten solche Instrumente zum festen Bestandteil der Unternehmenskultur werden? Richtig: Der Mitarbeiter soll motiviert werden. Dies ist im Interesse eines jeden Unternehmens. Grundsätzlich weiß man, dass die Mitarbeiter des Unternehmens größtes Kapital sind! Daraus folgt, dass nachhaltig motivierte Mitarbeiter ein noch größeres Kapital bilden! An dieser Stelle kommt vielleicht die Frage auf, was Motivation bei Mitarbeitern – und bei welchen Mitarbeitern – überhaupt bedeutet und bedeuten kann.
Was bedeutet Motivation für den Einzelnen?
Wird Motivation in Führungsetagen nicht oft mit der Erhöhung der Arbeitsleistung des Mitarbeiters bei gleich bleibendem Gehalt verwechselt? Wir könnten aber auch wohlwollend annehmen, dass eine solche unternehmensperspektivische Definition von Motivation mit der Ansicht vertreten wird, die Steigerung des Arbeitspensums würde das Selbstbewusstsein des Mitarbeiters steigern und seine Motivation nachhaltig sicherstellen.
Ein Aspekt spricht tatsächlich für diese Strategie. Ein höheres Vertrauen des Vorgesetzten in die Fähigkeit seines Mitarbeiters trägt diesen mit Sicherheit eine Zeit lang – solange sein Nervenkostüm in der Lage ist, dem stärkeren Druck Stand zu halten. Ein in Deutschland üblicher Nebeneffekt in solch einer Konstellation vereinfacht die Situation nicht. Das ausbleibende positive Feedback! Lob ist ein unverzichtbares Mittel der Mitarbeitermotivation. Bei Ausbleiben neigt der unsichere Kollege dazu noch mehr leisten zu wollen, um ein Zeichen der Zufriedenheit zurück zu erhalten.
Doch sieht die Realität in deutschen Unternehmen oft anders aus. Ein angesehener Mitarbeiter darf sich meist erst dann als solcher fühlen, wenn er keine heftige Kritik von seinem Vorgesetzten erfährt! So wird er dankbarer Empfänger von passivem Lob oder aktivem zustimmendem Schweigen.
Lob ist immer noch ein Ladenhüter im deutschen Wortschatz. Die fehlende konstruktive Förderung des Mitarbeiters durch den Vorgesetzten lässt eine eventuell nur kurze, positive „tragende“ Stimmungsblase schnell zerplatzen. Beim Betroffenen kommen rasch Stress und Demotivation zum
Psychologischer Stress am Arbeitsplatz verschärfen die Fronten
Seien wir realistisch: Stress geplagte Mitarbeiter sollen mit Stress geplagten oder Stress verursachenden Vorgesetzten ein konstruktives offenes Gespräch zu ihrer Motivation führen. In einer solchen Situation kann kein wirklich gewinnbringendes Gespräch zustande kommen. Der Grund liegt auf der Hand: Der Mitarbeiter traut sich kaum oder gar keine offene Äußerung zu. Wie kann er dann noch auf die Idee kommen, konstruktive Ideen platzieren oder gar Kritik üben zu dürfen – beides legitime Elemente eines idealen Mitarbeitergesprächs?
Untergebene üben keine Kritik
Nicht zu vergessen ist dabei: Wie kann ein Mitarbeiter, der sich in der Rolle des Untergebenen befindet, weil sein Vorgesetzter über die Existenz seines Arbeitsplatzes entscheiden kann – realistisch der Meinung sein, dass ihm Raum für offene Äußerungen gegeben worden ist, in dem das aufrichtige Mitarbeitergespräch erst beginnen sollte? Dann erst könnte auf faire Weise analysiert, entwickelt und erarbeitet werden, welche Veränderungen am Arbeitsplatz des Mitarbeiters notwendig und sinnvoll wären, um ihn in die Lage von verbesserter Durchführbarkeit ergo erhöhter Produktivität ergo gesteigerter Motivation zu versetzen!
Doch die meistgenutze Anwendung des Mitarbeitergespräch ist derzeit nicht die konstruktive Maßnahme zur Mitarbeitermotivation, sondern offensichtlich leider die destruktive Maßnahme zur Druckerhöhung. Mit seinem ursprünglich noblen Anspruch kann das Mitarbeitergespräch als Tool zur Mitarbeitermotivation so nicht funktionieren!