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Mit Pflanzen gegen Umweltverschmutzung

Die Phytosanierung ist ein noch junger Wissenschaftszweig, der aber seit Jahren an Bedeutung gewinnt. Landschaften werden in Zukunft womöglich ihr Gesicht verändern: zum einen, weil mit dem Klimawandel andere Pflanzen wachsen – zum anderen, weil es eine stetig wachsende Menge an Giften in Boden, Wasser und Luft gibt. Das gefährdet in zunehmendem Maße die Gesundheit von Menschen. Dabei gibt es bereits jetzt ebenso einfache wie preiswerte Verfahren der Reinigung.

Die Biokläranlage macht es vor: Pflanzen sanieren verunreinigtes Wasser – ganz ohne Chemikalien. Phytosanierung oder auch Phytoremediation lautet das Verfahren, welches das komplizierte Zusammenspiel zwischen Pflanze, Mikroorganismen, Schadstoffen und Boden oder Wasser nutzt, um die Umwelt nachhaltig zu reinigen. Manche Pflanzen können mit Hilfe von Bakterien Schwermetalle aus dem Boden saugen, andere können giftige Kohlenwasserstoff-Verbindungen abbauen.

Mit vier Methoden gegen Umweltgifte

Die Phytosanierung setzt auf vier Methoden: Die erste ist die Extraktion, bei der die Pflanzen die Schadstoffe aufnehmen und anschließend geerntet werden. Bei der Stabilisation wachsen zum Beispiel salz- oder schwermetall-tolerante Pflanzen in verschmutzter Erde und sorgen dafür, dass sich die Gifte nicht weiter in die Umgebung ausbreiten. Bei der sogenannten Degradation werden die Schadstoffe durch biologische Abbauprozesse – meist mit Hilfe von Bakterien – zersetzt. Die vierte Methode, die Volatisation, entlässt Gifte wie Arsen und Quecksilber durch Umwandlung von Bakterien in die Atmosphäre.

Indischer Senf gegen Schwermetalle

Im Kampf gegen die Wasserverschmutzung gibt es inzwischen viele praktische und erfolgreiche Beispiele: Immer mehr Gemeinden setzen in ihren kommunalen Kläranlagen auf biologische Reinigung. Und selbst so große Unternehmen wie Disneyland in Florida behandeln ihre Abwässer ausschließlich durch Pflanzenfiltration.

Natürliche Reinigung ausschließlich mit Hilfe von Pflanzen birgt auch gewisse Nachteile: Sie braucht Platz und Zeit – und eine genaue Prüfung der jeweiligen Gegebenheiten, denn längst nicht jede filternde Pflanze ist für jedes Gebiet und für jeden Stoff geeignet. Laut Studien sollen beispielsweise Pappel und Weide verschiedene Schadstoffe aus dem Grundwasser saugen; indischer Senf und Bambus sollen Schwermetalle und chemische Gifte aus Erde und Wasser filtern. Weitere Pflanzen wie Philodendron und Ficus benjamin werden in Innenräumen gegen Formaldehyd eingesetzt. Geforscht wird auch an einer bestimmten Art von Pilzen, die in Versuchen den Plastikinhaltsstoff Bisphenol A (BPA) in seine unbedenklichen Bestandteile zersetzten.

„Gute“ Algen für mehr Sauerstoff

Weil das Verfahren der biologischen Reinigung so vielversprechend ist, haben sich seit 1998 Fachleute aus ganz Europa in der Organisation „Cost-Action 837“ zusammengeschlossen. Wissenschaftler vom ökologischen Forschungsinstitut im französischen Rennes haben nun sogar einen Prozess patentiert, durch den die Fähigkeit von Pflanzen zur Schadstoff-Filterung gesteigert wird.

Die Stadt Duisburg indes hat im Sommer 2010 auf Algen gesetzt: Um den Duisburger Phoenix-See vor dem Umkippen zu retten, wurden eimerweise Armleuchter-Algen in die Tiefen des Sees versenkt, da diese Algen nachweislich ein Gewässer mit Sauerstoff anreichern können.