Im Hürtgenwald: Erinnerungen an eine der verlustreichsten Schlachten im Zweiten Weltkrieg – literarisch und historisch aufgearbeitet.
Das Zitat findet sich im Vorspruch zu Jacques Berndorfs Krimi „Eifel-Kreuz“: „Das Wetter war umgeschlagen. Es war kalt, ein halber Sturm wehte, und vor uns lagen wie eine Mauer die schwarzen Forste der Schnee-Eifel, wo die Drachen hausten“. Für jemanden, der in der Nordeifel zu Hause ist oder sich dort auskennt, kein überraschendes Bild. Erstaunlich ist vielmehr, wer es gesagt, wer es aufgeschrieben hat. Ernest Hemingway nämlich. Und so gerät im 20./21. Jahrhundert wieder in Erinnerung, was 1944/45 grausame Wirklichkeit war. Dort in der Schnee-Eifel, genauer, im Hürtgenwald, tobten zum Ende des Zweiten Weltkriegs schwere, verlustreiche Gefechte zwischen der US-Army und der deutschen Wehrmacht. Und Hemingway war dabei, als Kriegsberichterstatter der Alliierten. Er hat daran erinnert auch in seinem Roman „Über den Fluß und in die Wälder“ – der allerdings zumeist in Oberitalien spielt – mit den Worten: „In Hürtgen gefroren die Toten ganz einfach, und es war so kalt, dass sie mit roten Gesichtern froren“.
Hemingway änderte seine Haltung zum Krieg
Ernest Hemingway, der Augenzeuge der Kämpfe in der Nordeifel, änderte fortan seine Meinung vom Krieg. Den er bis dahin verherrlicht hatte. Über diese Kämpfe schrieb er keine einzige Zeile. In der Tat war es eine der verlustreichsten Schlachten im Zweiten Weltkrieg. Allerdings entsprechen Schätzungen, hier hätten die Amerikaner im Winter 1944/45 ähnlich viele Gefallene zu beklagen gehabt wie später im Vietnamkrieg, nicht den Realitäten.
Auf den Spuren blutiger Geschichte
Hemingway im Hürtgenwald, mit ihm der US-Schriftsteller Jerome David Salinger, die Hollywood-Legende Samuel Fuller – später in geruhsamen Friedenszeiten auch Heinrich Böll – und das alles vor dem Hintergrund einer der längsten und verlustreichsten Schlachten auf deutschem Boden: Hier war und ist Stoff für vielfältige Betrachtungen, Mahnungen, Erinnerungen. So hat die in der Nordeifel beheimatete „Konejung-Stiftung“ zusammen mit Rureifel-Tourismus für Wanderer „literarisch-historische Wanderwege“ eingerichtet. Hier wird eingeladen, den Spuren der Geschichte und der Literatur zu folgen.
Vom Westwall-Weg zum „Death-Valley“
Die Wanderrouten bieten unterschiedliche Facetten zum übergeordneten Thema. Der 8,9 Kilometer lange Westwall-Weg führt beispielsweise vorbei an unterschiedlich gut erhaltenen Bunkern; darunter ist auch ein Sanitätsbunker. 5,2 Kilometer lang ist der Heinrich-Böll-Weg. Er beginnt nahe der Burgschänke in Bergstein, wo der Schriftsteller gern einkehrte, wenn er sich in seinem Haus in Langenbroich aufhielt. Mit 9,5 Kilometern ist der Hemingway-Trail der längste dieser Wanderwege. Er führt an den ehemaligen Kriegsschauplätzen vorbei, an denen sich der Schriftsteller während der Kämpfe aufhielt. Der Paul-Boesch-Weg erinnert an einen deutsch-stämmigen US-Kompanieführer, der seine Erinnerungen an die Kämpfe im Wehe-Tal, von ihm „Death-Valley“ genannt, literarisch verarbeitet hat. Der Ochsenkopf-Weg und der Kall-Trail schließlich erinnern an schwere Bunkerkämpfe damals; Gedenksteine für deutsche und amerikanische Soldaten erinnern daran.
32.000 US-Soldaten starben hier
Es ist mit viel Blut getränkter Boden, den der Wanderer hier betritt. Allein die Verluste der Amerikaner werden auf 32.000 Soldaten beziffert. Das Schlachtfeld, der Hürtgenwald, ist ein etwa 140 Quadratkilometer großes Waldplateau nordöstlich der belgisch-deutschen Grenze, südlich der Linie Aachen – Düren und westlich der Rur gelegen. Hier wechseln sich dichte Wälder mit unbewaldeten Hügeln ab, getrennt oft durch tiefe Taleinschnitte.