Was Foxtrott ist, weiß wohl jeder. Der indianische Foxwalk ist weniger bekannt. Diese Art der Fortbewegung im Schneckentempo kann sehr entspannend wirken.
Es gibt verschiedene Wege, sich zu entspannen. Ein sehr effektiver Ansatz führt über die Bewegung. Die kann schnell und intensiv erfolgen wie beim Joggen und Tanzen oder eher wie in Zeitlupe wirken, wie bei manchen Formen des Tai Chi. Am besten ist es, verschiedene Bewegungsarten auszuprobieren, um herauszufinden, welches Tempo einem persönlich am besten entspricht. Denn auch mit Langsamkeit haben manche Menschen so ihre Schwierigkeiten. Das „Schneckentempo“ macht sie eher nervös. Viele laufen beim Walking – egal ob mit oder ohne Stöcke – im Stechschritt durch die Gegend, ohne überhaupt etwas von der Natur wahrzunehmen. Wer sich dabei nicht entspannen kann oder noch einen Blick auf die Schönheiten am Wegrand genießen möchte, tut gut daran, einen Gang herunter zu schalten.
Entschleunigung tut gut
Manche Menschen kommen ganz gut zu Recht in unserer schnelllebigen und lauten Welt. Im Gegenteil, sie haben Schwierigkeiten damit, wenn es plötzlich still ist und einmal nichts passiert. Solche Zeitgenossen werden schon unruhig und nervös, wenn sie irgendwo nur einige Minuten warten müssen. Andere – vor allem Ältere und Kleinkinder – können bei diesem „Affenzahn“ kaum mehr mithalten. Besonders sensible Naturen finden das Tempo der modernen Informationsgesellschaft fast schwindelerregend. Doch Geschwindigkeit und Zeit sind ja bekanntlich relativ. Was der eine als normales Tempo wahrnimmt, wirkt auf weniger temperamentvolle Menschen vielleicht hektisch oder gar überdreht. Aber letztendlich haben wir es immer ein Stück weit selbst in der Hand, ob wir uns abhetzen (lassen) oder es einmal bewusst langsamer angehen wollen.
Egal, ob wir Auto fahren, fernsehen oder am PC arbeiten – wir sind es gewohnt, den Blick zu fokussieren. Das strengt auf Dauer nicht nur die Augen an, sondern kann auch zu Verspannungen und Kopfweh führen. Die folgende Übung schafft Abhilfe. Sinn und Zweck ist es, den Kopf frei zu bekommen und alle Gedanken vollständig auszuschalten. Am besten übt man am offenen Fenster oder im Freien, um sich optimal mit Sauerstoff zu versorgen. An der frischen Luft ist sie eine gute Vorbereitung auf den Foxwalk:
Inne halten und den Blick weiten
Man steht mit beiden Beinen etwa hüftbreit auseinander fest auf dem Boden und lässt die Arme seitlich am Körper hängen. Wer mag, schließt die Augen oder senkt zumindest den Blick. Sehen ist momentan völlig überflüssig. Die Ohren übernehmen nun für die nächsten Minuten die Wahrnehmung. Welche Geräusche höre ich und wie weit entfernt sind sie wohl? Wie wirken sie auf mich, beruhigend oder eher störend? Nun ganz bewusst die Aufmerksamkeit auf die anderen Sinne lenken. Wie riecht es hier im Wald/auf der Wiese/am Meer? Wie „schmeckt“ die Luft: salzig, modrig, eher würzig oder süßlich?
Nun die Augen öffnen und die Arme seitlich ausstrecken. Dabei die Finger bewegen und versuchen, beide Hände im Blick zu behalten. Nach einigen Minuten die Arme vor den Körper bringen. Dabei hält man eine Hand über dem Kopf und die andere möglichst weit nach unten. Nun wieder die Finger bewegen und aus den Augenwinkeln heraus beide Hände wahrnehmen. Zum Abschluss beide Arme wieder seitlich ausstrecken, noch einige Atemzüge so stehen bleiben, bevor man die Übung durch intensives Recken und Strecken beendet. Wer mag, sucht sich danach einen ganz persönlichen „Ort der Ruhe“ und bleibt dort noch eine Weile sitzen oder stehen. Schon die Indianer wählten besondere Plätze in der Natur oder alte Bäume, um dort Kraft und Energie zu tanken.
Im Foxwalk schleichen wie die Indianer
Das Wort Foxwalk stammt ebenfalls wie diese Art zu Gehen von den amerikanischen Ureinwohnern. Die indianischen Scouts und Fährtenleser konnten bei dieser Fortbewegung im Zeitlupentempo dem Wild ganz nahe kommen, das sie aufspüren wollten. Dabei ist jedes Geräusch zu vermeiden, dass die Tiere verschrecken könnte. Um noch mitten in der Bewegung inne halten zu können, geht man extrem langsam und natürlich barfuß. Man steht möglichst aufrecht da und hält die Arme eng am Körper. Ganz vorsichtig wird der rechte Fuß angehoben und mit dem Ballen und dem kleinen Zeh zuerst aufgesetzt, bevor die anderen Zehen den Boden berühren und die Fußsohle abgerollt wird. Nun folgt dasselbe mit dem linken Fuß. Die nackten Füße spüren Unebenheiten, Schnecken, Pilze, Tannenzapfen oder was auch immer, noch bevor man auftritt. So wird nicht nur das Knacken von Holz oder Rascheln von Laub vermieden. Man muss auch keine Angst haben, sich zu stechen oder anderweitig zu verletzen. Deshalb kann man nach einigem Üben der Technik die Augen vom Boden lösen und den Blick nach vorne richten. Wer dann beim Foxwalk den Blick ohne zu fokussieren in die Ferne schweifen lässt, der wird im Laufe der Zeit auch die kleinsten Bewegungen im Wald wahrnehmen können.
Positive Wirkungen des Foxwalk
Nach einigem Üben bewirkt der Foxwalk in Kombination mit dem geweiteten Blick völlige Ruhe und gedankliche Leere. Diese tiefe Entspannung ist messbar. Im EEG zeigen die Gehirnströme Alphawellen statt der im Alltag vorherrschenden Betawellen. Auf diese Weise, so meinten die Indianer, würden sie „geistig unsichtbar“. Das heißt, weder Tiere, noch andere Menschen würden den Foxwalker im Wald wahrnehmen. Wem es nicht gelingt, die Technik derart vollkommen zu beherrschen, der darf sich trösten, dass alleine schon das Barfußlaufen eine Wohltat ist. Nicht nur für die Füße, denn durch die Anregung der Reflexzonen hat es positive Auswirkung auf den ganzen Körper. Natürlich muss man nicht unbedingt im Wald üben. Eine Wiese oder der eigene Garten sind ebenso gut geeignet, doch sollte man besser einen Zeckenschutz auf die Haut auftragen. Sonnenschutz braucht, wer im Urlaub am Meer im Foxwalk durch den Sand schleicht.
An dieser Stelle konnte nur eine kurze Einführung in die Technik mit entsprechenden Hintergrundinformationen gegeben werden. Am besten lernt man Foxwalk in einem Kurs kennen, wie ihn manche Volkshochschulen anbieten. Auch andere Einrichtungen der Erwachsenenbildung haben solche und ähnliche Seminare zum Thema „Entspannung und Naturerfahrung“ im Programm, beispielsweise das Umweltbildungszentrum Oberschleichach. Die Autorin dankt dem UBIZ und der Referentin Ramona de Meuter für die hervorragende Heranführung an das noch relativ unbekannte Thema Wildnispädagogik.