Der Mil Mi-8 mit dem NATO-Codename Hip wurde in der UdSSR von Michail Leontjewitsch Mil entwickelt. Der universell einsetzbare Transporthubschrauber mit großen Ladetoren am Heck wird von zwei Turbinen angetrieben.
Entwicklung des Mi-8
Der Mi-8 sollte den mit einem Kolbenmotor ausgerüsteten Mil Mi-4 ablösen. Der neue Hubschrauber sollte eine Nutzlast von 1,5 bis 2,0 Tonnen transportieren können. Als Antrieb war eine Turbine vom Typ Iwtschenko AI-24W aus der Antonow AN-24 vorgesehen. Ein erster einmotoriger Prototyp wurde im Juni 1961 fertig.
Mil sah in der einmotorigen Lösung etliche Probleme. Daher arbeitete er parallel an einer zweimotorigen Variante. Für die wurde eigens die Turbine Isotow TW2-117 entwickelt. Die ersten Triebwerke und das Untersetzungsgetriebe wurden im Sommer 1962 geliefert. Erste Flugproben mit diesem Hubschrauber folgten im August 1962. Im September 1962 wurde dieser Hubschrauber Nikita Chruschtschow und hochrangigen Funktionären des Warschauer Paktes vorgeführt.
Im Sommer 1963 ging der dritte Prototyp W-8AT an den Start. In ihm wurden die Ergebnisse der Tests eingearbeitet. Im Mai 1964 folgte der vierte Prototyp W-8AP. Ende 1965 verließen die ersten Serienhubschrauber der Versionen Mi-8P und Mi-8T die Fabrik in Kasan. Über 12.000 Hubschrauber des Typs Mi-8 in mehr als 120 Versionen wurden bisher in Kasan (mehr als 7.300 Stück) und in Ulan-Ude (mehr als 3.800 Stück) gebaut.
Der Mi-8 ist auch der Stammvater für weitere Hubschrauberserien. Antrieb und Flugwerk sind auch im Kampfhubschrauber Mi-24 eingesetzt. Der Mil Mi-14 ist eine aus der Mi-8 abgeleitete Version für die Marine mit einem bootsähnlichen schwimmfähigen Rumpf. Der Mi-38 basiert ebenfalls auf dem Mi-8. In ihm werden westlichen Triebwerke und moderne Avionik eingebaut.
Die Maschine
Der Transporthubschrauber Mil Mi-8 wurde schnell für verschiedenste militärische und zivile Einsatzzwecke modifiziert. Grundsätzlich gab es den Mi-8 in drei Versionen: Transportversion Mi-8T, bewaffnete Transportversion Mi-8TW und die Variante mit Sonderausstattung Mi-8S.
Der konventionelle Rumpf besteht aus vier Sektionen und wird in Ganzmetall-Halbschalenbauweise aus Duraluminium realisiert. Der Heckausleger ist abnehmbar. Das Cockpit hat drei Instrumentenpanele und eine doppelte mechanische Steuerung. Der Laderaum ist zum Cockpit abgetrennt. Im Mittelrumpf befindet das Triebwerk. Das dreibeinige hydropneumatische Fahrwerk ist nicht einziehbar.
Der Heckrotorausleger endet mit dem Getriebe für den dreiblätterigen Heckrotor mit 3,90 Meter Durchmesser. Der Hauptrotor hat fünf Blätter. Er ist direkt über den beiden oben liegenden Antriebsturbinen postiert. Als Antrieb werden verschiedene Versionen des Isotow TW2-117- oder TW3-117-Triebwerkes genutzt. Die beiden identischen Turbinen sind so ausgelegt, dass ein Flug auch beim Ausfall einer Turbine fortgesetzt werden kann. Unter den Triebwerken ist das dreistufige Hauptgetriebe angebracht und hinter diesen ein Hilfsgetriebe für das Hydrauliksystem.
Der Mi-8 bei der Nationalen Volksarmee
Die Luftstreitkräfte der Nationalen Volksarmee, die Armeeflieger und die Volksmarine der DDR verfügten über 115 Hubschrauber der Baureihen Mi-8T, Mi-8 B, Mi-8S(PS) und Mi-9 sowie 6 Mi-14BT als Minenabwehr-Hubschrauber und 9 Mi-14PL zur U-Boot-Jagd. Interflug Spezialflug setzte von 1968 bis 1989 sieben MI-8 als „Fliegende Kräne“ ein. Die wurden u.a. zur Montage von Oberleitungen für die Deutsche Reichsbahn genutzt. Weitere Mi-8 flogen für die Interflug Bildflug und wurden von der Volkspolizei eingesetzt.
Zur Zeit der Wiedervereinigung waren bei der NVA noch 52 Mi-8 im Einsatz. Einige blieben noch im Seenotrettungsdienst bis 1994 im Einsatz. Die Mi-8 des Hubschraubergeschwaders 34 (HG 34) in Brandenburg an der Havel flogen noch bis 1994 und wurden dann außer Dienst gestellt. Die Brandenburger waren damit von der heftigsten Lärmquelle weit und breit befreit.
Der Mi-8 im Museum
Das Luftwaffenmuseum der Bundeswehr zeigt auf dem ehemaligen Flugplatz Gatow in Berlin die Hubschrauber Mi-8T mit der Kennung 93+01 und 93+44. Diese beiden Exemplare flogen bis zum 30. Juni 1994 bei der HG 34. Weiter gehört eine Mi-8S Salonausführung, von der Flugbereitschaft des Bundesministers der Verteidigung noch bis 1997 geflogen, zum Bestand des Museums. Weitere Mi-8 stehen in:
- Aeronauticum in Nordholz
- Auto und Technik Museum in Sinsheim
- Technik Museum Speyer
- Flugplatzmuseum Peenemünde
Die Daten des Mi-8T
- Hersteller: Mil
- Besatzung: 2 Piloten, 1 Techniker, 1 Navigator
- Antrieb: Zwei Turbinen Klimow/Isotow TW2-117 mit je 1.267 Kilowatt Leistung
- Höchstgeschwindigkeit: 260 km/h
- Dienstgipfelhöhe: 4.500 Meter
- Reichweite: bis 650 Kilometer
- Länge des Rumpfes: 18,31 Meter
- Länge bei laufendem Rotor: 25,28 Meter
- Höhe: 5,60 Meter
- Durchmesser des Hauptrotors: 21,91 Meter
- Durchmesser des Heckrotors: 3,80 Meter
- Leergewicht: 7.100 Kilogramm
- Startgewicht: max. 12.000 Kilogramm
- Bewaffnung: von der Version abhängig