Kopfschmerzen richtig einordnen. Wer davon betroffen ist, interessiert sich auch für die Hintergründe. Migräne – Ursachen, Symptome, Therapie – das Krankheitsbild ist vielschichtig, aber behandelbar.
Die Migräne gehört mit dem Cluster-Kopfschmerz zu den unangenehmsten Cephalgien, da sie neben dem eigentlichen Kopfschmerz noch Symptome wie Lichtempfindlichkeit, Sehstörungen, Übelkeit und Erbrechen beinhalten kann. Während bei der häufigsten Kopfschmerzform, dem Spannungskopfschmerz, der Betroffene in aller Regel trotzdem noch oft, wenn auch mit Einschränkungen, seiner gewohnten Arbeit nachgehen kann, ist dies bei einer Migräneattacke schier unmöglich. Die Symptomatiken sind in aller Regel so heftig, dass der Leidende sich für gewisse Zeit aus dem Tagesgeschehen zurückziehen muss.
Symptome einer Migräne
Die internationale Klassifikation definiert zwei Hauptformen der Migräne: Migräne ohne Aura und Migräne mit Aura. Die häufigere Form ist die ohne Aura. Charakteristisch sind hier die allmählich zunehmenden und pulsierenden Kopfschmerzen, die meist einseitig auftreten und zwischen vier bis 72 Stunden anhalten. Häufig leidet der Betroffene zusätzlich unter Übelkeit und Erbrechen. Es besteht eine erhöhte Licht- und Geräuschempfindlichkeit. Die Migränekopfschmerzen werden oft selbst durch normale körperliche Anstrengungen wie Treppensteigen verstärkt. Die erste Maßnahme sollte ein Rückzug in einen ruhigen, abgedunkelten Raum sein.
Bei der Migräne mit Aura treten zusätzlich neurologische Symptome auf, welche der Kopfschmerzphase vorausgehen. Typische Symptome einer Aura sind:
- Sehstörungen, wie Flimmern vor den Augen, farbige Lichtblitze, Zickzacklinien oder auch schwarze Löcher im Gesichtsfeld (Gesichtsfeldausfälle)
- Gleichgewichtsstörungen
- Kribbeln und/oder Schwäche in einem Arm oder Bein
- Sprachstörungen (selten)
Migräneattacken mit Aura gelten bei Frauen unter 40 Jahren als Risikofaktor für einen Schlaganfall, wenn weitere Faktoren wie Übergewicht, Rauchen oder die Einnahme von Ovulationshemmern hinzukommen. Ein Migräneanfall kündigt sich klassischerweise schon Stunden bis Tage durch verschiedene Merkmale wie erhöhte Reizbarkeit, Euphorie, Appetitlosigkeit,aber auch durch Heißhungerattacken an. Ist die Attacke vorüber, kann es bis zu zwei Tagen dauern, bis sich der Betroffene vollständig erholt.
Migräne: Ursachen
Eine eindeutige Erklärung für die genauen Ursachen von Migräne gibt es bis heute nicht. Wissenschaftler vermuten, dass das Nervensystem der Betroffenen aufgrund einer angeborenen Veranlagung durch bestimmte Auslöser, auch Triggerfaktoren genannt, gereizt wird und überschießend reagiert. Jeder Migränepatient hat seinen ganz persönlichen, individuellen Auslöser, jedoch gelten Stress, Umwelteinflüsse sowie bestimmte Nahrungsmittel als die Hauptgruppen. Im Bereich der Ernährung haben sich insbesondere Schokolade, Käse, Wein und Lebensmittelzusatzstoffe wie beispielsweise Glutamat als häufige Triggerfaktoren herauskristallisiert.
Migränetherapie
Die Art der Therapie richtet sich nach der Stärke der jeweiligen Migräneattacken. Als erste Maßnahme sollte sich der Betroffene, wie schon beschrieben, in einen abgedunkelten, ruhigen Raum zurückziehen. Bei leichten bis mittelstarken Beschwerden kann zunächst ein Antiemetikum eingenommen werden, um die sehr beeinträchtigen Nebenerscheinungen Übelkeit und Erbrechen zu lindern. Zusätzlich wird auch erreicht, dass die eigentlichen Schmerzmittel besser vom Körper aufgenommen werden können. Die Analgetika der Wahl bei leichten bis mittelstarken Beschwerden sind Substanzen wie ASS, Paracetamol und Ibuprofen. Während im Allgemeinen immer davon abgeraten wird, eine Kombination aus verschiedenen Schmerzmitteln einzunehmen, hat sich in der Migränebehandlung herausgestellt, dass hier Kombinationspräparate aus Acetylsalicylsäure, Paracetamol und Koffein besonders gut helfen und weitaus wirksamer sind als Einzelsubstanzen oder eine Zusammensetzung ohne Koffein.
Triptane – gute Wirkung durch hohe Bioverfügbarkeit
Bei schweren Migräneattacken haben sich Medikamente aus der Substanzgruppe der Triptane bewährt. Sie haben die beste Wirksamkeit bei Migräne und den Vorteil, dass sie zu jedem Zeitpunkt der Attacke einsetzbar sind. Sie brauchen also nicht schon zu Beginn eines Anfalls eingenommen werden und helfen auch gegen Begleiterscheinungen wie Übelkeit und Erbrechen. Triptane sind verschreibungspflichtig, Ausnahme sind Präparate mit der Substanz Naratriptan, die nicht rezeptiert werden müssen. Bei Migräne mit Aura sollten sie erst eingenommen werden, wenn die neurologischen Symptome nicht mehr vorhanden sind. Ergotamine, Abkömmlinge aus dem Mutterkornalkaloid, kommen zum Einsatz, wenn selbst die wirksamen Triptane nicht mehr helfen. Zwar gelten Medikamente aus Mutterkornalkaloiden heute als nicht mehr empfehlenswert, wer jedoch unter lang andauernden, in kurzen Abständen immer wieder erneut auftretenden Migräneattacken leidet und bisher damit gut zurechtgekommen ist, sollte sie nicht absetzen.
Wichtiger Hinweis:
Keine unkontrollierte Einnahme von Schmerzmitteln! Für alle Analgetikagruppen gilt, dass die Einnahme nicht häufiger als zehn bis zwölfmal im Monat erfolgt, sonst besteht die Gefahr eines durch Medikamente verursachten Kopfschmerzes. Auch können andere Organe, wie beispielsweise Leber und Nieren geschädigt werden.
Nichtmedikamentöse Migränetherapie
Der Betroffene kann durch ein Vasokonstriktionstraining (Gefäßtraining) lernen, den oft im Vordergrund stehenden pulsierenden Kopfschmerz, der auf erweiterte Gefäße zurückzuführen ist, durch den eigenen Willen zu verengen und damit den Schmerz positiv zu beeinflussen. Auch kalte Kompressen können helfen, eine Vasokonstriktion zu beschleunigen. Verhaltensmedizinische Techniken können Verhaltensmuster, die mit der Auslösung eines Migräneanfalls in Zusammenhang stehen, positiv verändern. Hierzu gehören die psychologische Schmerzbewältigung, die progressive Muskelentspannung nach Jacobson, Biofeedback, Stressbewältigungstraining und Ausdauersport.
Naturheilkunde und Migräne
Aus dem naturheilkundlichen Bereich helfen Therapien wie zum Beispiel Akupunktur, Homöopathie und orthomolekulare Medizin. In einem akuten Anfall bringen diese Maßnahmen natürlich kaum Linderung, können jedoch helfen, auf Dauer die Häufigkeit der Attacken und die Schmerzstärke zu verringern. Eine Kombination aus Schulmedizin und Naturheilkunde bietet die beste Möglichkeit, dem Teufelskreislauf aus jahrelanger Tabletteneinnahme mit den daraus resultierenden Nebenwirkungen zu durchbrechen und das Reaktionsmuster des Körpers auf längere Sicht hin in positiver Weise zu verändern.