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Migräne bei Kindern – Diagnose, Therapie und Vorbeugung

Migräne hat bei Kindern oft andere Symptome als bei Erwachsenen. Wie kann man die Erkrankung erkennen und behandeln?

„Mama, mir ist schlecht!“ Kommt Ihr Kind auch manchmal mit einem blassen Gesicht zu Ihnen und möchte sich nur noch hinlegen? Sie denken an einen verdorbenen Magen und stellen vorsorglich einen Eimer vor sein Bett. Das Kind schläft ein und wacht nach wenigen Stunden vollkommen fit wieder auf. Was war das denn nun wieder?

Auch wenn Ihr Kind keine Kopfschmerzen hatte, könnte es sich um eine Migräne gehandelt haben. Die Anzeichen können zwar ähnlich wie bei Erwachsenen aussehen, oft gibt es aber eine Reihe von Unterschieden zu beachten:

  • Bei einer akuten Attacke hört ein Kind auf zu spielen, möchte sich ausruhen oder schlafen.
  • Wenn es schläft, wacht es nach relativ kurzer Zeit beschwerdefrei wieder auf.
  • Der Schmerz ist pulsierend oder pochend und betrifft häufig beide Seiten und die Stirn.
  • Eine Attacke dauert meist nur 2 Stunden oder weniger.
  • Die Begleiterscheinungen wie Übelkeit, Erbrechen und Schwindel stehen oft im Vordergrund.
  • Manchmal treten die Begleiterscheinungen ohne Schmerzen auf. Diese Kinder entwickeln dann später als Erwachsene oft eine Migräne.
  • Wie bei Erwachsenen sind auch neurologische Ausfälle (= Aura) möglich: Flimmersehen, Gefühlsstörungen in Händen und Armen, Sprachstörungen, Sehen von phantastischen Bildern (Alice-im-Wunderland-Syndrom).

Ursachen

Wissenschaftler vermuten, dass Migräne durch das Zusammenwirken mehrerer Triggerfaktoren (innere und äußere Reize) entsteht. Von Bedeutung sind:

  • der Schlaf-Wachrhythmus
  • Stress
  • bestimmte Nahrungsmittel
  • hormonelle Schwankungen
  • erbliche Belastung

Wichtigster Bestandteil der Diagnostik ist ein Kopfschmerz-Tagebuch. Anhand der Eintragungen kann über die Art des Kopfschmerzes entschieden und eine individuelle Therapie erstellt werden. Apparative Untersuchungen wie eine Magnetresonanztomographie werden kaum notwendig, da lebensbedrohliche Ursachen nur sehr selten sind.

Therapie

Im Vordergrund steht die nichtmedikamentöse Behandlung. Häufig reicht, wie erwähnt, ein Schläfchen in einem ruhigen, abgedunkelten Raum aus. Ein kühles Tuch für die Stirn kann zusätzlich Linderung verschaffen. Auch die Anwendung von Pfefferminzöl im Stirn- und Schläfenbereich ist eine sanfte Möglichkeit, die Kopfschmerzen zu vertreiben. Dies sollte jedoch sehr vorsichtig geschehen und der Augenbereich muss großzügig ausgespart bleiben, da das ätherische Öl dort sonst Reizungen hervorruft.

Bringen diese Maßnahmen keine Besserung oder sind die Schmerzen zu stark, sollte dann doch nicht gezögert werden, Schmerzmittel zu geben. Ob und welches Mittel in Frage kommt, entscheidet immer der Arzt! Eine langfristige Selbstmedikation kann zu ernsthaften Folgeschäden wie Dauerkopfschmerz führen! Auf keinen Fall Asprin (Acetylsalicylsäure) verabreichen, es besteht die Gefahr einer Leber-Hirn-Erkrankung (Reye-Syndrom)!

Prophylaxe

Tritt ein Migräneanfall häufiger als 3 mal pro Monat auf oder sind die Attacken ungewöhnlich schwer (länger als 48 h), kann eine Prophylaxe sinnvoll sein. Über einen Zeitraum von mindestens 6 Monaten werden Medikamente wie Betablocker oder Calciumantagonisten eingesetzt. Allerdings sind auch hier sanftere Verfahren vorzuziehen, z. B.

  • die Progressive Muskelentspannung nach Jacobsen
  • Fantasiereisen
  • das Biofeedbackverfahren
  • ein verhaltensmedizinisches Programm, das aus mehreren Komponenten besteht. Erlernt werden Stress- und Schmerzbewältigung, die die Reizverarbeitung trainiert. Wichtig ist dabei auch das Führen des Schmerzkalenders.
  • Weglassen von Migräne auslösenden Nahrungsmitteln. Dies muss individuell beobachtet werden, eine generelle Diät macht hier keinen Sinn. Häufige Auslöser sind Kuhmilch, Lebensmittelfarben, Konservierungsstoffe, Schokolade, Weizenmehl, Eier, Käse, Tomaten, Fisch, Schweinefleisch und Sojaprodukte.

Andere Maßnahmen haben bisher keinen überzeugenden Erfolg gebracht. Allgemein sollte auch der Tagesablauf überprüft werden und eine Reizüberflutung durch zuviel Fernsehen, Computer usw. eingedämmt werden!

Tipps für kleine Migränepatienten

Damit die Kopfschmerzen erst gar nicht auftreten, helfen oft schon ganz einfache Dinge:

  • Regelmäßig und ausreichend schlafen
  • Regelmäßig und gesund essen, vor allem viele frische Sachen und wenig Süßigkeiten
  • Regelmäßig und viel trinken, vor allem Wasser
  • Viel Bewegung an frischer Luft
  • Auch Pausen nicht vergessen!
  • Eine Entspannungstechnik lernen und anwenden