Faces of Meth: Massenmörder, Modedroge und Medienliebling. „Nenn‘ es Speed. Dope. Meth. Crystal. Ice. Tweed. Oder einfach Methamphetamine. Nenn‘ es, wie du willst. Nur der Nachschub muss stimmen.“ Dieser Prolog aus dem Film „Spun“ sagt bereits einiges über die Substanz aus. Besonders der letzte Satz.
Methamphetamin, auch N-Methylamphetamin oder kurz Meth ist ein psychotroper Wirkstoff, der wie das Amphetamin, das Kokain und eine Reihe von Amphetamin-Derivaten zur Gruppe der Psychostimulanzien zählt.
Im Gegensatz zum Amphetamin gelangt die ebenfalls synthetische Substanz in Folge ihrer lipophilen Eigenschaften schneller ins Gehirn und erzeugt so eine deutlich erhöhte Rauschwirkung. Methamphetamin wird im menschlichen Körper zu Amphetamin verstoffwechselt, da es bei diesem biochemischen Stoffwechselvorgang als Hauptmetabolit dient.
Des Teufels Masterplan
Methamphetamin verhält sich zu gängigem, also in düsteren Diskos und auf staubigen Straßen gehandeltem und im Vorfeld bis zur Grenze der Unkenntlichkeit gestreckten Standard-Amphetamin wie Doctor Steel zu Doctor Snuggles. Während die neurobiologischen Prozesse und damit auch die Wirkungen auf das zentrale Nervensystem weitestgehend identisch sind, zeigt sich die Ausschüttung der körpereigenen Botenstoffe Noradrenalin und Dopamin hier in Bestform.
Himmel und Hölle im Konsumentenkopf
Wenn der enorm erfahrene Konsument von bestenfalls befriedigendem Amphetamin nun erstmals beherzt ins szenetypische Tütchen greift und sich seine lange Linie mit Methamphetamin legt, so wird er möglicherweise unsanft geerdet. Selbst wenn er sich soeben äußerst mieses Methamphetamin quer durch den Kopf ins pfiffige Hirn gejagt hat, wird nun mit dem Faktor zwei gerechnet. Doppelte Euphorie, doppelte Freude und ein nahezu gottgleiches Selbstwertgefühl neben der Risikobereitschaft eines Fremdenlegionärs. Die Kommunikation läuft auf Profiniveau, denn der beflügelte Konsument hat jetzt extrem viel zu erzählen. Dass Blutdruck, Puls und Herzfrequenz sich in bedenklichen Bereichen bewegen, fällt da nicht ins Gewicht. Dahin fällt dank des bis auf weiteres deaktivierten Hungergefühls vorerst eh nichts mehr.
Perfekt. So wie Pepp am Anfang war, nur eben doppelt so gut, weil doppelt so potent. Sofern das Methamphetamin aber nicht äußerst mies, sondern äußerst rein ist und der Konsument sich in seiner gewohnten Amphetamin-Frequenz daran erfreut, können Wirkung und Rausch durchaus auch vier bis sechs Mal so stark sein. Das war der Himmel. Irgendwann kommt ein Punkt, an dem der Konsument in Methamphetamin planschen könnte wie Dita von Teese im Champagnerkelch und trotzdem nicht mehr funky durch die Sphären flattern würde.
Nachschub aus Teufels Küche
Wenn dem Konsumenten dämmert, dass auch am nächsten Tag und womöglich auch die bereits zweite Nacht in Folge an Schlaf nicht zu denken ist, fällt ihm eventuell auf, dass alles, was besser oder nahezu perfekt war, jetzt umso schlechter oder komplett am Boden ist. Er ist doppelt so lange wach, doppelt so fahrig und wird in Folge dessen auch doppelt so nervös, übellaunig und aggressiv. Schlimmstenfalls nimmt ihn der Schlafentzug dann noch mit in die lustige Parallelwelt der paranoiden Wahnvorstellungen. Und spätestens dann muss, wie Ross es zu Beginn sagte „…nur der Nachschub stimmen.“
Da die weltweite Produktion von Methamphetamin bereits im Jahr 2005 auf 278 Tonnen geschätzt wurde, scheint für selbigen durchaus gesorgt zu sein. Nicht erst seit 2005 übrigens, denn bei der DEA steht „The Devil’s Drug“ schon länger ganz oben auf der Liste. Und so irritiert es schon, dass Meth, Crystal oder Ice – nenn’ es wie du willst – Jahr ein Jahr aus als brandneue Modedroge aufersteht. Es scheint fast als benötige man mindestens 275 Tonnen Meth um das seichte Sommerloch zu füllen.