Meskalin ist der halluzinogene Stoff aus dem Peyote-Kaktus. Ein Erfahrungsbericht aus Deutschland mit dem Konsum von Peyote-Buttons.
Peyote wird von Indianern in Mexiko und Nordamerika traditionell in kultischen Zeremonien verwendet. Die Wirkung von Meskalin auf die Sinneswahrnehmungen des Menschen hängt von vielen Faktoren ab, unter anderem auch vom gesellschaftlichen und religiösen Hintergrund. Merle ist Deutsche und 26 Jahre alt, als sie ihren ersten und einzigen Selbstversuch mit Meskalin unternimmt.
Die Einnahme von Meskalin – Personen und Setting
Die Konsumentin Merle bezeichnet sich selbst als Gemütlichkeitsraucherin, was sich auf Tabak- und gelegentlichen Haschischkonsum bezieht. Außerdem hat sie zum Zeitpunkt des Versuchs bereits eine einmalige Erfahrung mit LSD hinter sich.
Bei Merle sind eine Freundin, die ebenfalls Meskalin nimmt, sowie ein Freund, der die Droge besorgt und schon einschlägige Erfahrungen damit gemacht hat. Dieser Freund ist der Ansicht, dass bei jedem Konsum von Meskalin jemand anwesend sein sollte, der nüchtern bleibt und sich mit den Wirkungen der Droge auskennt, um aufpassen zu können. Diese Rolle wird von ihm übernommen. Die drei Freunde sitzen ruhig und gemütlich beieinander und hören Musik.
Die Wirkung von Meskalin ist individuell und unberechenbar
Die Freundin von Merle wird immer ruhiger und mag nichts erzählen. Sie starrt lange Zeit auf einen Punkt der Zimmertür, die aus Holz ist. Wie sie am anderen Tag erzählen wird, genießt sie die überaus lebendige Struktur und Farbe des Holzes. Sie nimmt das Holz als dreidimensional und beweglich wahr.
Merle unterhält sich unterdessen ganz normal mit dem Freund. Sie verspürt keinerlei Wirkung des Halluzinogens. Als sich auch nach zwei Stunden noch keine Wirkung zeigt, äußert der Freund die Vermutung, dass jetzt auch nichts mehr passieren werde, die Droge bei Merle wohl nicht wirke. Daraufhin gehen der Freund und die Freundin nach Hause, und Merle bleibt allein zurück.
Der Bezug zur Realität geht verloren – Kontrollverlust
Sobald Merle allein ist, setzt die Wirkung der Droge schlagartig ein. Nun, nach dem Wegfall sozialer Kontrollen, verliert Merle „den Boden zur Realität“. Das Gefühl stellt sich ein, nichts dagegen tun zu können. Merle spürt, wie sie immer mehr wächst, immer größer und größer wird, ein Riese ist. Sie gerät nun in Panik, da sie die Kontrolle über das Geschehen weitgehend verloren hat. Deshalb beschließt sie, zu ihrem Freund zu gehen, um nicht alleine zu sein und dort Hilfe zu suchen.
Merle läuft quer durch die Stadt, die ihr laut und hektisch vorkommt. Wegen ihrer ungeheuren Körperlänge hat Merle den Bezug zu anderen Menschen verloren, sie kann nicht mehr mit ihnen kommunizieren. Sie geht sehr schnell und mit eingezogenem Kopf und hat das Gefühl, auf Stelzen zu laufen. Sie kann nicht reden.
Halluzinationen durch Peyote-Buttons
Plötzlich legt sich eine große Plastikfolie um sie herum, die sie und einen Vogel, der auf ihrer Schulter sitzt, einschließt. Der Vogel ist wahrscheinlich ein Rabe. Er hackt auf ihre Schulter und redet mit ihr, doch sie versteht nicht, was er sagt. Sie ist sich jedoch sicher, dass sie den Raben verstehen könnte, wenn sie es nur wollte. Die Plastikfolie knistert so laut, dass Merle die Autos und Menschen in den Straßen nicht mehr hören kann. Durch das laute Knistern steigt ihre Panik weiter an und sie wünscht sich, in Ruhe gelassen zu werden – auch von dem Vogel.
Als Merle bei ihren Freund ankommt, ist etwa eine Stunde seit Einsetzen der Wirkung des Meskalins vergangen. Der Freund gibt ihr Valium, woraufhin sie sich schnell beruhigt und in einen normalen Zustand zurückfindet.
Drogenrausch durch Meskalin – eine Interpretation
Am anderen Morgen beginnt Merle, das Geschehene zu interpretieren. Sie hat den Eindruck, dass durch das Meskalin Energien und Kräfte frei werden, die im Menschen bereits vorhanden sind. Ihrer Meinung nach ist das, was sie erlebt hat, nichts Übernatürliches, Mystisches, sondern das Meskalin ermöglicht es, einen anderen Zugang zu sich selbst zu bekommen, Energien und Kräfte zu aktivieren, die ohne die Droge nicht an die Oberfläche kommen.
Ihr Erlebnis des Wachsens und der Unfähigkeit zur Kommunikation ist Merle nicht fremd. Sie sieht klare Ursachen dafür in ihrer Sozialisation. Tatsächliche Kindheitserlebnisse bekommen hier eine andere Ausdrucksmöglichkeit.
Schizophrene Empfindungen durch Meskalin
Merle empfindet an ihrem Erlebnis mit Meskalin ganz stark die „Schizophrenie“, einerseits ein gefangenes, riesiges und hilfloses Wesen zu sein, andererseits jedoch genau zu wissen, dass sie Hilfe braucht und zu ihrem Freund gehen muss. Somit gibt es ein hilfloses und ein kontrollierendes Ich in ihr.
Droge Meskalin – hektisch, laut, aggressiv und grell
Merle hat nie wieder das Bedürfnis verspürt, noch einmal Meskalin zu nehmen. Sie ist zufrieden, einmal einen Einblick in die Wirkung der Droge gewonnen zu haben. Ihrer Ansicht nach kann Meskalin Anregungen geben, sich mit der eigenen Geschichte auseinander zu setzen, da Sachen hochkommen, die sonst nur unter der Oberfläche ihr Dasein fristen. Sie glaubt jedoch nicht, dass ein noch häufigerer Konsum von Meskalin zu immer weiteren Schlüssen führen würde. Vermutlich würden immer andere und neue Erlebnisse und Gefühle auftauchen, die sich nicht im Sinne einer Selbsttherapie systematisch und sinnvoll aufbereiten ließen.
Auf die Frage, wie sie die Wirkung der Droge Meskalin charakterisieren würde, antwortet Merle: „Hektisch, laut, aggressiv, grell, total wach machend.“