Kopfschmerzen im Kindesalter kommen häufiger vor als man denkt. Die Diagnose der Migräne bei Kindern ist schwierig. Wir informieren Sie über typische Symptome, mögliche Auslöser von Kopfschmerzattacken und wie man diese ausschaltet.
Die wenigsten Erwachsenen können sich vorstellen, dass man im Kindesalter Migräne haben kann. Dabei liegt die Zahl der betroffenen Schüler, die regelmäßig unter Kopf- oder Migräneschmerzen leiden, bei beachtlichen elf Prozent! Bei Migräne handelt es sich um sogenannte idiopathische Kopfschmerzen, ohne organische Störung. Es wird angenommen, dass die Veranlagung zur Migräne vererbt wird, wobei mehrere Generationen übersprungen werden können.
Schwierige Diagnose der Migräne bei Kindern
Die Diagnose der Migräne gestaltet sich bei Kindern schwierig, vor allem wenn sie noch relativ klein sind. Denn sie können dann ihre Beschwerden schlecht oder gar nicht in Worte fassen. Oft sind sie einfach unruhig und gereizt und klagen über Bauchweh. Tatsächlich kann sich der Schmerz bei Kindern im Magen-Darm-Bereich konzentrieren. Übelkeit und Erbrechen kommen manchmal hinzu. Folgende Symptome sind typisch für eine kindliche Migräne, müssen aber nicht alle gleichzeitig auftreten:
- Frieren, auch wenn man im Warmen ist
- Kalte Hände und Füße
- Auffallende Blässe oder rote Flecken im Gesicht
- Übel- und Appetitlosigkeit, Erbrechen
- Müdigkeit, Apathie
- Licht- und Lärmscheu, Geruchsempfindlichkeit
Art der Schmerzen bei kindlicher Migräne:
- Die Schmerzen nehmen erst langsam, dann heftig zu.
- Die Kopfschmerzen sind pochend, pulsierend, stechend, am häufigsten hinter der Stirn, an der Schläfe; bei einer Bauchmigräne auch im Bauchraum.
- Die Schmerzattacke kann von einer halben Stunde bis zu mehreren Stunden andauern.
Den Auslösern von Kopfschmerzen bei Kindern auf der Spur
„In der Therapie geht es vorrangig darum, das Kind zu lehren, mit seiner Krankheit gut zu leben, sie als Begleiterscheinung anzusehen“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Cicek Wöber-Bingöl. Die Fachärztin für Neurologie und Psychiatrie hat 1991 an der Wiener Universitätsklinik für Neuropsychiatrie des Kindes- und Jugendalters die erste Kinderkopfschmerzambulanz Österreichs gegründet. „Mögliche Auslöser von Kopfschmerzen zu finden und zu vermeiden ist der erste Schritt, um die Häufigkeit der Migräneattacken zu verringern“, unterstreicht die international anerkannte Spezialistin. Solche Migränetrigger (=Auslöser) können z.B. sein: Stress in der Familie, Probleme in der Schule, nicht behandelte Teilleistungsströungen, zu wenig Bewegung oder körperliche Überanstrengung, Sauerstoffmangel, Licht- und Lärmreize, Wettereinfluss, Wachstumsschübe oder Hormonveränderungen in der Pubertät.
Migräne-Attacken lassen sich vorbeugen
Es gibt eine Reihe von Maßnahmen, die dazu beitragen, einem Migräneanfall vorzubeugen. Migräne-Kinder brauchen einen regelmäßigen Tagesablauf und regelmäßige Schlafgewohnheiten. „Das Kind muss den Tag langsam beginnen. Zwischen Aufstehen und aus dem Haus gehen sollte eine Dreiviertelstunde bis eine Stunde Zeit sein – auch um am Frühstückstisch zu träumen!“ betont Expertin Wöber-Bingöl. Besonders Wert zu legen sei darauf, dass das Kind genug Flüssigkeit zu sich nimmt. Das ist wichtig für die Hirndurchblutung. „Eine Tasse Kakao zum Beispiel oder ein Glas Bananen- oder Erdbeermilch liefert dem Körper Flüssigkeit und gleichzeitig das notwendige Eiweiß und Zucker. Zusätzlich sollte das Kind ein Glas Wasser oder verdünnten Saft trinken.“
Entspannung ist für Migräne-Kinder unerlässlich
Nach der Schule ist es wichtig, dass sich das Kind entspannen kann. Abstand nehmen sollte es von allem, was erneut anregt, wie Fernsehen oder Computer spielen. Nach einer Stunde Lernen ist eine Viertelstunde Pause angebracht, das Kind kann sich bei geöffnetem Fenster recken und strecken, eine kleine Zwischenmahlzeit einnehmen und – besonders wichtig wiederum – ausreichend trinken. In der freien Natur sollten Migräne-Kinder immer den passenden Kopfschutz – vor Kälte, Wind und Sonne – sowie eine gute Sonnenbrille tragen. Klagt das Kind bereits über beginnende Kopfschmerzen, so braucht es Ruhe und Entspannung. Ein kurzer Schlaf oder früheres Schlafengehen am Abend kann eine laufende Migräneattacke oftmals beenden.