Die Blütensaison ist vorbei. Doch Allergiker können noch lange nicht aufatmen. Denn in der Adventszeit lauern neue Gefahren, die allergische Beschwerden auslösen können.
Manche böse Überraschung versteckt sich oft in weihnachtlichen Leckereien: Da schwellen die Augen nach Zimtsternen, der Gaumen juckt, kaum hat man in einen Lebkuchen gebissen Es entsteht Atemnot nach Glühwein oder Punsch, Hautausschlag nach Vanillekipferln, und nach Omas Stollen spielt die Verdauung verrückt. Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten und Allergien haben in der Advents- und Weihnachtszeit Hochkonjunktur. Denn an den Festtagen kommen viele Lebensmittel-Zutaten auf den Tisch, die den Rest des Jahres ein Schattendasein im Vorratsschrank führen.
Die typischen Weihnachtsgewürze lösen Unverträglichkeitsreaktionen aus
„Nüsse zählen zu den häufigsten und bekanntesten Allergenen“, sagt Prof. Dr. med. Ulrich Amon, Chefarzt der PsoriSol Fachklinik für Dermatologie und Allergologie in Hersbruck bei Nürnberg. „Schätzungen zufolge leidet etwa jeder hundertste Bundesbürger unter einer Nuss-Allergie.“ Und reagiert damit auch auf all‘ jene Lebensmittel, die Spuren von Nusseiweiß enthalten, wie Schokolade, Nougat, Marzipan und das entsprechende Gebäck.
Neben Nüssen stehen vor allem Gewürze wie Anis, Koriander, Kardamom, Muskat, Zimt und Nelken ganz oben auf der Liste der Allergene. Auch Pektin, eine Substanz, die aus Früchten und Fruchtschalen gewonnen wird und Bestandteil vieler Plätzchenrezepte ist, kann allergische Reaktionen verursachen. Und natürlich gehören auch Weizenmehl und Milch zu den üblichen Verdächtigen.
Vorsicht: Kreuzallergien nicht nur bei Lebensmitteln!
Worauf besonders Pollenallergiker achten sollten: Kreuzallergien können ihnen die weihnachtlichen Schlemmereien gründlich vergällen. Denn Pollenallergene gleichen in ihrer Struktur bestimmten Eiweißen in Nahrungsmitteln. Bei Erlen-, Birken- und Haselpollen-Allergikern können Kreuzallergien durch Mandeln, Hasel- oder Walnüsse sowie Nougat entstehen. Auf bestimmte Weihnachtsgewürze wie Anis, Zimt oder Koriander können Beifuß-Allergiker reagieren, und bei einer Gräser-Allergie treten häufig Kreuzreaktionen mit Weizenmehl oder Erdnüssen auf.
Doch nicht nur Plätzchen und Glühwein sind Allergie-Auslöser, bisweilen fangen die Probleme schon bei der weihnachtlichen Dekoration an. „Sowohl der Weihnachtsstern als auch die Christrose können bei manchen Menschen Allergien hervorrufen – besonders, wenn eine Latex-Allergie vorliegt“, warnt Prof. Amon. Hinzu kommen noch künstliche Duftstoffe, Aromaöle oder schadstoffbelastete Kerzen, die in vielen Kaufhäusern und auf Weihnachtsmärkten für festliche Stimmung sorgen sollen. Und auch Tannenbäume oder -zweige haben es in sich: Die echten strömen von Natur aus Terpene und Schimmelpilze aus, während die künstlichen oft mit Schwermetallen wie beispielsweise Blei belastet sind.
Wer seine Allergene kennt, kann sie meiden
Wichtig ist es, so Prof. Amon, seine persönlichen Allergie-Auslöser zu kennen, um sie zu meiden. Bei der Weihnachtsbäckerei kann man sich mit Ersatzprodukten behelfen: Hasel- und Erdnüsse können durch Haferflocken, Kokosraspeln, Amaranth oder Sesam ausgetauscht werden. Viele Plätzchen schmecken auch, wenn sie mit Mais-, Dinkel– oder Buchweizenmehl gebacken wurden. Als Eiersatz eignet sich eine Mischung aus zwei Esslöffeln Wasser, einem Esslöffel Pflanzenöl und einem halben Teelöffel Backpulver. Statt Milch kann man Wasser, Soja- oder Reismilch verwenden. Und mit etwas Safran im Teig bekommt man auch die eiergelbe Farbe hin.
Wer keine Lust mehr hat, alle Allerge zu meiden, kann auch mit einer gezielten Behandlung der Pollenallergie die Nahrungsmittel-Kreuzreaktionen bekämpfen. Hier helfen Allergologen mit bestimmten Tests weiter.