Kinderkrankheiten können durch Viren oder durch Bakterien verursacht werden. Ein Überblick über die wichtigsten und häufigsten viralen Kinderkrankheiten.
Masern, Mumps, Röteln usw. – unter den Oberbegriff der Viruserkrankungen im Kindesalter fallen eine ganze Reihe unterschiedlicher Infektionen, unter anderem die sogenannten „Kinderkrankheiten“. Impfungen können vor Kinderkrankheiten schützen, einige Infektionen konnten mithilfe von Impfungen praktisch „ausgerottet“ werden. Der folgende Artikel soll einen Überblick über die wichtigsten und häufigsten viralen, das heißt durch Viren verursachten Kinderkrankheiten geben.
Überblick über die wichtigsten viralen Kinderkrankheiten
- Masern
Die Maserninfektion ist eine hochansteckende, typische Kinderkrankheit. Komplikationen können zu Mittelohrentzündung, Lungenentzündung und Entzündung des Gehirns (Panencephalopathie) führen. Ausgelöst wird die Masernerkrankung durch Viren, die per Tröpfcheninfektion übertragen werden. Die Inkubationszeit, also der Zeitraum, der zwischen der Virus-Infektion und dem Auftreten erster Symptome liegt, beträgt 9-12 Tage. Am Anfang treten meist unspezifische Symptome wie Schnupfen, Husten und Fieber auf. Typisch sind danach ein fleckförmiger Hautausschlag, eine stark gerötete Mund- und Rachenschleimhaut, die zudem „kalkspritzerartige“, weißliche Flecke in den Umschlagsfalten der Wangenschleimhaut aufweist. Begleitend treten oft Lichtscheue und Bindehautentzündung auf. Der Kinderarzt stellt die Diagnose anhand des typischen Krankheitsverlaufs: zweimaliges, sehr hohes Fieber (zweigipflige Fieberkurve) und typischer Hautausschlag.
Die Therapie ist symptomatisch und fiebersenkend. Empfohlen werden Bettruhe, bei Komplikationen ggf. Antibiotika. Eine Masernimpfung ist dringend zu empfehlen und in einer Kombinationsimpfung mit Mumps und Röteln vorzunehmen.
- Mumps
Mumps, umgangssprachlich „Ziegenpeter“ genannt, ist eine ansteckende Virusinfektion. Sie kann zu Komplikationen wie Hirnhautreizung, Entzündung der Bauchspeicheldrüse, der Tränendrüse und seltener zu einer Gehirnentzündung führen. Ist der Gehörnerv betroffen, können in der Folge Schwerhörigkeit oder Taubheit entstehen. Bei Erkrankung von Jungen (nach der Pubertät) kann es zu einer Hodenentzündung kommen, evtl. mit nachfolgender Sterilität. Die Erreger werden per Tröpfchen- und Schmierinfektion übertragen. Die Inkubationszeit (Zeit zwischen Infektion und Krankheitsausbruch) beträgt 16-24 Tage. Auch hier treten am Anfang unspezifische Symptome wie Mattigkeit, Fieber und Appetitlosigkeit auf. Im Verlauf ist die schmerzhafte Schwellung der Ohrspeicheldrüse charakteristisch. Die Diagnose kann aufgrund des charakteristischen Symptoms der Ohrspeicheldrüsenschwellung (Parotitis) und der sogenannten „Hamsterbacken“ gestellt werden. Sind die Symptome untypisch, können spezifische Eiweiße (Antikörper) im Blut nachgewiesen werden. Mumps wird symptomatisch behandelt, das bedeutet, der Arzt versucht die Beschwerden zu lindern, zum Beispiel das Fieber zu senken. Eine Impfung (in Kombinationsimpfung mit Masern und Röteln) kann der Erkrankung vorbeugen und wird empfohlen.
- Röteln
Röteln sind eine hochansteckende Viruserkrankung. Bei den möglichen Komplikationen ist v.a. die Rötelnembryopathie gefürchtet, d.h. die Übertragung von der infizierten Mutter auf das ungeborene Kind, insbesondere bei symptomfreier Mutter. Röteln können die Organe des Embryos sehr schwer schädigen. Deshalb sollte bei allen Mädchen bis zur Pubertät eine Impfung durchgeführt werden.
Die Viren werden durch Tröpfcheninfektion übertragen, beispielsweise durch Husten oder Niesen.
2-3 Wochen nach der Infektion tritt ein Hautausschlag auf mit hellroten, oft nur schwach sichtbaren Flecken, die nicht miteinander verschmelzen. Etwa 50% der Infizierten zeigen selbst keine Krankheitszeichen (sogenannte „stille Feiung“). Röteln nur anhand des Hautausschlags zu diagnostizieren, ist für den Kinderarzt schwierig. Denn der Ausschlag ähnelt dem bei Masern und Scharlach. Sicher können Röteln nur anhand eines Antikörper-Nachweises im Blut diagnostiziert werden. Der Kinderarzt wird symptomatisch behandeln und versuchen, die Beschwerden zu lindern. Bei Fieber beispielsweise kann er fiebersenkende Medikamente einsetzen, gegen den Juckreiz helfen sog. Antihistaminika. Auch hier ist eine dringende Impfempfehlung auszusprechen.
- Windpocken
Windpocken sind eine hochansteckende Viruserkrankung. Der Erreger wird über Tröpfcheninfektion (Husten, Niesen) und über die flüssigkeitsgefüllten Bläschen übertragen.
Etwa 14-22 Tage nach der Ansteckung tritt der juckende Hautausschlag mit Flecken, Knötchen, Bläschen und Krusten auf, die typischerweise gleichzeitig nebeneinander auftreten (sog. „Sternenhimmelmuster“). Bei Kindern verlaufen Windpocken meist unproblematisch, selten kommt es zu Gehirn-, Mittelohr, Lungen- und Leberentzündung. Eine Gürtelrose kann als Zweiterkrankung auftreten.Windpocken kann der Kinderarzt schnell anhand des typischen Hautausschlags diagnostizieren. Es ist auch möglich, den Erreger direkt im Bläscheninhalt nachzuweisen oder das Blut auf Antikörper zu untersuchen. Die Behandlung erfolgt symptomatisch, also die Beschwerden lindernd. Juckreizstillende Salben oder Puder verschaffen beispielsweise Linderung. Zuverlässigen Schutz vor einer Ansteckung verspricht die Impfung gegen Windpocken. Seit 2004 wird diese Impfung auch von der STIKO (ständige Impfkommision) empfohlen.
- Pseudokrupp
Eine Sonderform ist der Pseudokrupp, zählt er doch nicht zu den „klassischen“ Kinderkrankheiten. Auch dem Pseudokrupp liegt meist eine Virusinfektion zugrunde, wobei hier jedoch verschiedene Viren ursächlich sein können. Aber auch Allergien und schadstoffreiche Luft können einen Pseudokrupp-Anfall auslösen. Es handelt sich beim Pseudokrupp um eine unspezifische Entzündung der oberen Luftwege mit charakteristischen Hustenanfällen. In den Herbst- und Wintermonaten tritt Pseudokrupp besonders häufig auf. Nach den ersten Anzeichen einer banalen Erkältung tritt der Pseudokrupp-Anfall meist ohne Vorwarnung und vor allem in der Nacht auf: Bellender Husten, pfeifende, fauchende Atemgeräusche, Heiserkeit, Atemnot und Erstickungsanfälle können auftreten. Meist kann die Diagnose schon aufgrund der typischen Beschwerden gestellt werden.
Wichtig: Bei schwerer Atemnot den Arzt rufen und Ruhe bewahren.
Kortison-Zäpfchen oder eine Inhalation von Adrenalin lassen die Schleimhaut abschwellen. Weitere Maßnahmen, auch zur Vorbeugung sind: Auf „saubere“ Atemluft achten, am besten auf das Rauchen verzichten. Ausreichende Luftfeuchtigkeit lindert die Beschwerden. Die Atemluft sollte angefeuchtet werden, indem man z.B. Wasser in die Badewanne einlaufen lässt oder nasse Tücher im Raum ausbreitet. Auch eine Inhalation mit Kochsalzlösung befeuchtet die Schleimhäute. Da Pseudokrupp-Anfälle durch unterschiedliche Erreger/Umstände hervorgerufen werden können, ist eine Impfung nicht vorhanden.