Verbreitungsangaben von Fischen und anderen Tieren nach Ländern sind zoologisch wenig nützlich, weil sich Landesgrenzen ändern können.
Gerade ist in Afrika mit Südsudan ein neuer Staat entstanden. In Asien wird politisch gestritten, ob Tibet selbstständig sein kann oder nur eine chinesische Provinz ist. Verbreitungsangaben von Tieren und Pflanzen aufgrund politischer Staatengrenzen sind historisch unterschiedlich. Das muss bei der Auswertung von Publikationen berücksichtigt werden. Indochina ist in französischer Literatur der Kolonialzeit anders zu interpretieren als Hinterindien in englischer oder deutscher Literatur.
Die Benutzung biogeografischer Gebietsangaben ist wissenschaftlich sinnvoller als politische Grenzen. Um biogeografische Grenzen zu definieren, muss man entsprechende Tiere oder Pflanzen suchen, ihre Verbreitungsmuster studieren und vergleichen. Dabei können sich natürlich für Fische, Pflanzen oder andere Organismengruppen durchaus andere Verbreitungen ergeben.
Malaya ist ein biogeografischer Begriff
Politische Grenzen ändern sich – in evolutionären Zeiträumen gerechnet – sehr schnell, weshalb sie für fischkundliche Verbreitungsangaben wenig nützlich sind. Biogeografie ist die Wissenschaft von der Verbreitung und Ausbreitung von Pflanzen und Tieren. Zoogeografie begrenzt sich auf das Tierreich und die Ichthyogeografie auf Fische.
Malaysia ist eine politische Bezeichnung
Malaysia ist ein Territorium, dessen westlicher Teil auf der malayischen Halbinsel und dessen östlicher Teil auf der Insel Borneo liegt; hinzu kommt, dass an der Südspitze der malayischen Halbinsel der Stadtstaat Singapur (Singapore) liegt.
Fischkundliche Provinzen in Südostasien
Südostasien gehört biogeografisch zum orientalischen „Reich“. Für fischkundliche Zwecke ist die Einteilung in ichthyofaunistische Provinzen, die sich an Flusssystemen orientieren praktisch. Nach Kottelat (1989) und Doi (1997) ist eine Karte mit den folgenden Gebietsangaben nützlich:
- Salween-Einzug (S)
- Chao Phraya-Einzug (CP)
- Mekong-Einzug (Me)
- Annam (A)
- Mae Khlong-Einzug (MK)
- Südost-Thailand, Südwest-Kampuchea (SE)
- Sumatra (Su)
- West-Borneo (WBo)
- Sarawak (Sar)
- Nord-Borneo (NBo)
- Ost-Borneo (EBo)
- Süd-Borneo (SBo)
- Java (Ja)
- Malaya (Ma)
- (Isthmus von Kra, IK)
Biografische Erkenntnisse entwickeln sich ständig weiter
Ganz eindeutig ist der ichthyogeografische Begriff Malaya allerdings auch nicht. Nach Süden, Osten und Westen zum Meer hin ist die Halbinsel hinsichtlich der Süßwasserfischfauna leicht abzugrenzen. Kottelat (1989) gebraucht für das westliche Malaysia (außerhalb Borneos) und die südliche thailändische Halbinsel südlich des Isthmus von Kra die Bezeichnungen Malayische Halbinsel oder Malaya (in Kottelat & Whitten 1993). Der Isthmus von Kra ist die engste Stelle der malayischen Halbinsel zwischen den thailändischen Städten Kraburi (Kra Bhuri) auf der westlichen Seite an der Andamanensee und Chumpon auf der östlichen Seite am Golf von Thailand. Dort ist die Peninsula keine 45 km breit und damit nicht nur die engste Stelle, sondern auch eine Senke, die bei vergleichsweise geringen Erhöhungen des Meeresspiegels immer wieder von Meerwasser geflutet wurde. Der Isthmus von Kra als Grenze wirkt scharf, erscheint jedoch künstlich.
In einer Karte bezieht Kottelat (1989) die ganze Halbinsel ein, die eine zoogeografische Grenze zum Mae Khlong-Gewässersystem im Norden hat. Die nördliche Grenze für Malaya oder die malayische Halbinsel liegt damit in Thailand im südlichen Teil der Provinz Petchabhuri (sprich Petbhuri) und auf burmesischer Seite etwa bei der Stadt Beik (Mergui Myeik). Damit ist das südliche Tenasserim-Gebirge (politisch in Burma) in Malaya einbezogen. Den Gebirgs- und Gewässersystemen entsprechend dürfte die Wasserscheide entlang der burmesisch-thailändischen Grenze von Südsüdwesten nach Nordnordosten verlaufen.
Homaloptera smithi ist in Südostasien weit verbreitet
Beispielsweise kommt das kleine Fischchen mit dem wissenschaftlichen Namen Homaloptera smithi hauptsächlich in Malaya vor, also in Thailand, Malaysia und Singapur. Und wenn Südthailand politisch selbständig wird? Wenn ein Zoohändler also behauptet, ihre neuen Aquarienfische kämen aus Asien, fragen Sie ihn mal, was er damit meint.