Erkrankungen durch Helicobacter pylori können ausgeheilt werden. Was mit einer Magenschleimhautentzüngung beginnt, kann zu Magengeschwüren oder gar Magenkrebs führen. Die Heilung soll eine neue Therapie aus Frankreich bringen
Die Vorstellung ist weit verbreitet: Den Magenkeim Helicobacter pylori trage mehr oder minder jeder Mensch in sich. Damit müsse man halt leben. Internisten warnen: Ein gefährlicher Irrglaube. Dieses Bakterium ist eben nicht nur für gelegentliche Reizungen der Magenschleimhaut verantwortlich, sondern auch ursächlich für Magengeschwüre und Krebs. Es gilt also, dieses gezielt und wirkungsvoll zu bekämpfen. Wobei eine gründliche Therapie erforderlich ist, weil das Bakterium schnell resistent wird.
Eine von Helicobacter pylori ausgelöste Gastritis sei „eine ernste Infektionskrankheit, die den Patienten in eine Risikosituation bringt“, sagt der Internist Privat-Dozent Dr. Michael Vierth von der Universitätsklinik Bayreuth. Vor allem Patienten aus Familien, in denen Magenkarzinome bereits aufgetreten sind, bedürfen der Behandlung. Diese sollte so früh wie möglich einsetzen. Dann kann die Magenschleimhautentzündung geheilt werden. Später kommt es sonst immer wieder zu neuen Schüben.
Rheumamedikamente und Magenkeim vertragen sich nicht
In Deutschland werden jährlich rund 40 000 Menschen wegen Komplikationen mit dem Magen stationär behandelt, 6 000 sterben. Besonders gefährdet sind Kranke, die wegen rheumatischer Beschwerden regelmäßig Medikamente einnehmen müssen. Diese vertragen sich oft nicht mit dem Magenkeim Helicobacter pylori. Die Folge sind Magengeschwüre oder Magenblutungen. Einen Ausweg bietet nur die konsequente Behandlung des Magenkeims.
Sieben-Tage-Kombi-Therapie
Europaweit sind Leitlinien für die Therapie entwickelt worden. Aus Frankreich kommt eine Behandlungsmethode, bei der in Kombination zweier Antibiotika und eines Protonenpumpenhemmers innerhalb von sieben Tagen die Erkrankung ausgeheilt werden soll. Dabei soll der Protonenpumpenhemer die Säureproduktion im Magen in speziellen Zellen herabsetzen. Das schützt die ohnehin angegriffene Magen- und Dünndarmschleimhaut davor, weiter geschädigt zu werden. Indem der Ph-Wert im Magen steigt, wächst die Möglichkeit der eingesetzten Antibiotika, das Bakterium wirksam und bleibend abzutöten. Diese Therapie verspricht eine Erfolgsrate von 90 Prozent. Die Gefahr einer erneuten Infektion liegt unter zwei Prozent. Das Medikament wird unter dem Handelsnamen „ZacPac“ vertrieben.
Wichtig ist, dass der Patient regelmäßig seine Tabletten einnimmt. Vergisst er nur jede zehnte Pille oder hält er die Behandlung nicht konsequent eine Woche durch, sinkt der Therapieerfolg um bis zu ein Drittel. Bei korrekter Anwendung bringt diese Behandlungsmethode in den meisten Fällen Freiheit von Beschwerden und heilt dauerhaft Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre. Im Hinblick auf Magenkrebs kann diese Therapie präventiv wirken. Die Probleme der Einnahme sollen von der Pharmaindustrie entwickelte Darreichungsformen lösen. Hinzu kommt eine ausführliche selbsterklärende Patienteninformation. Die Medikamente müssen eine Stunde vor dem Frühstück und eine Stunde vor dem Abendessen eingenommen werden.
Allergiker sind für die Therapie nicht geeignet
Wie bei jedem neuen Medikament gibt es allerdings auch hier Probleme. So ist diese Behandlung für Patienten mit Allergie gegen Penicillin oder andere Antibiotika nicht geeignet. Auch bei anderen Allergien wie etwa Asthma ist Vorsicht geboten. Das gilt auch bei schweren Erkrankungen wie etwa Herzrhythmusstörungen oder Störungen der Funktion von Leber oder Nieren. Hier kann die Therapie meist nicht angewendet werden.