Was macht einen Mann männlich? Sind es ein starker Haarwuchs, ein hoher Testosteronspiegel oder doch nur das Y-Chromosom? All dies und doch noch mehr – oder weniger. Es kommt dabei ganz auf den Blickpunkt an. Die Psychologen Jennifer Bosson und Joseph Vandello von der University of South Florida beschäftigten sich intensiv mit der Frage, was Männlichkeit eigentlich ausmacht. Und das Ergebnis war: Männlichkeit symbolisiert einen sozialen Status.
Ein Mann will als männlich angesehen werden
Die empirische Studie belegt, dass ein Mann sich dann männlich fühlt, wenn seine Umwelt ihn als solchen wahrnimmt. Die Evolutionspsychologie legt die Vermutung nahe, dass dabei gerade die Wahrnehmung der Frauen für den Mann wichtig ist. Schließlich wäre es im Sinne der Fortpflanzung wichtig, dass gerade die potentielle Sexualpartnerin um die Männlichkeit des Partners weiß. Doch das Gegenteil ist der Fall. Ein Mann legt Wert darauf, dass andere Männer seine Männlichkeit bemerken. Und damit nicht genug: Mann muss diese Wahrnehmung seiner Geschlechtsgenossen auch registrieren. Nur dann fühlt er sich wirklich in seiner Männlichkeit bestätigt.
Die Männlichkeit wird durch soziale Aspekte definiert
Bosson und Vandello stellten fest, dass Männer vor allem auf soziale Aspekte achten. Männlichkeit wird hierbei durch einen guten Job, ein solides bis sehr gutes Gehalt oder die Fähigkeit, die eigene Familie zu versorgen, generiert. Männer, die diese Aspekte erfüllen, werden automatisch von ihren Geschlechtsgenossen als männlich wahrgenommen. Doch gerade das Identifizieren mit sozialen Mustern zeigt, wie zerbrechlich das Konstrukt Männlichkeit doch ist. Der Verlust des Arbeitsplatzes kann ebenso zum Verlust der maskulinen Ausstrahlung führen, wie Scheidungen oder Erkrankungen.
So ließe sich auch erklären, dass viele Angestellte in ein tiefes Loch fallen, wenn sie plötzlich arbeitslos werden. Es spielt für sie dabei kaum eine Rolle, ob sie dieser Schlag verschuldet trifft oder es einfach nur an der Firmensituation lag, dass man sich von ihm trennen musste. Für Männer bedeutet der Verlust der Arbeit auch meistens eine Herabsetzung ihrer Männlichkeit. Dies könnte noch verstärkt werden, wenn die Frau plötzlich in die Rolle des Familienversorgers schlüpft. Aus männlicher Sicht kommt dies einer Kastration gleich. Denn Mann weiß instinktiv: In den Augen anderer Männer verliert er dadurch an Status. In der heutigen Zeit läuft ein Mann also ständig Gefahr, die Attribute seiner Männlichkeit zu verlieren.
Männlichkeit muss erkämpft werden
Nicht genug damit, dass die Männlichkeit also durch soziale Aspekte immer gefährdet wird. Die Herren der Schöpfung müssen sich die einzelnen Aspekte ihrer Männlichkeit auch noch hart erarbeiten und ständig neu beweisen. Einmal einen guten Job zu haben, genügt hierbei nicht. Männer müssen sich auch kontinuierlich verbessern, um zu zeigen, dass sie etwas erreichen können. Sie haben somit eine doppelte Last zu tragen: Zu verhindern, das Erreichte zu verlieren und gleichzeitig immer noch mehr zu erreichen. Da hilft auch das gute Zureden der Partnerin nicht. Es geht eher darum, wie Männer sich untereinander sehen und bewerten.