Wie sich die Partnerin verhalten muss, um emotionale Nähe zu ihrem Mann herstellen zu können.
Einen Mann zum Reden über Gefühle oder Probleme zu bringen, ist sowohl für die Frau als auch für den Mann eine Herausforderung. Die Frau muss ihre Verhaltensweisen und Herangehensweisen ändern, damit der Mann sich überwinden kann, über Dinge zu reden, die er seit seiner Kindheit zu verbergen oder zu ignorieren gelehrt wurde. Dieser Prozess braucht dementsprechend seine Zeit.
Bedingungen, um etwas zu verändern
Empathie, Akzeptanz und Aufrichtigkeit oder Kongruenz, also Authentizität und Echtheit, -dies ist die Haltung, die Psychotherapeuten erfolgreich ihren Klienten entgegenbringen, um Charakterveränderungen oder das Entwickeln von Fähigkeiten zur Problembewältigung zu unterstützen. Daher sind gerade diese Einstellungen auch in einer Beziehung notwendig, um das Wachstum des anderen zu fördern. Dabei ist es jedoch der erste Schritt, die eigenen Absichten zu erklären. Das Verändern einer Eigenschaft oder Verhaltensweise des Partners sollte nicht durch heimliche Strategien und Versuche stattfinden, sondern vollkommen aufrichtig sein. Vor allem muss dem Partner deutlich gemacht werden, warum man diese Veränderung wünscht. Der nächste Schritt ist, sich klar zu machen, dass in jedem Fall auf beiden Seiten der Aufbau von Kommunikationsfähigkeiten stattfinden muss. Das Ziel ist das Wachsen als Individuen innerhalb der Beziehung. Jeder muss an seiner eigenen Sprache arbeiten und stärkendes Zuhören erlernen.
Nonverbale Zeichen und Signale
Das bedeutet auch, auf nonverbales Verhalten zu achten. Dazu gehören Gesichtsausdrücke, die Körpersprache, der Tonfall und sogar nur ein Schweigen. Es ist wichtig, sich gegenseitig zu erklären, wie jeder selbst solche Dinge interpretiert und was er dahinter vermutet, um sich besser kennenzulernen und Missverständnisse zu vermeiden. So erhält man ein Feedback, ob man die Signale richtig verstanden hat und kann daraus lernen und die Kommunikation verbessern. Gleichzeitig wird trainiert, auch kleinen, scheinbar nebensächlichen Dingen Aufmerksamkeit zu schenken. Nonverbale Signale zu ignorieren, kann ein großer Fehler und ein großes Versäumnis sein. Eventuell entdeckt man Dinge am Partner, die einem zuvor nie aufgefallen sind.
Stärkendes Zuhören
Wenn also bei gutem und aufmerksamem Beobachten festgestellt wird, dass der Mann negative Gefühle mit sich herumträgt und bedrückt wirkt, muss die Frau sich bemühen, dem Mann zu zeigen, dass das Teilen dieser Gefühle durchaus akzeptiert und sogar erwünscht ist. Auch wenn der Mann als Junge gelernt hat, dass Gefühle wie Angst, Einsamkeit, Verletzungen, Reue und Trauer ein Zeichen von Schwäche sind, sollte er dennoch erleben, dass in einer Liebesbeziehung gerade solche Gefühle geteilt werden müssen. Wie schwer es Männern auch fallen kann, über Gefühle und persönliche Sorgen zu reden, Reden und Zuhören stärkt eine Beziehung und hilft, einander kennenzulernen.
Stärkendes Zuhören bedeutet, beim Gespräch keine Ratschläge, Kommentare oder Fragen zu stellen, die eventuell von der Richtung abweichen könnten, in die der Partner bei seinem Bericht gehen will. Alleine schon empathische und akzeptierte Feedbacks, auch auf nonverbaler Ebene, können eine starke Wirkung haben. Je stärkender das Zuhören ist, desto leichter fällt es dem Partner, feine Gefühle wahrzunehmen und zu teilen.
Streit vermeiden
Wenn der Partner Dinge tut, die verletzen, muss er darauf angesprochen werden. Es ist wichtig, ihm zu erklären, wie sein Verhalten wirkt. Eine vorwurfsfreie Konfrontation ist überaus wichtig. Kritik oder Sarkasmus in einer Diskussion haben verachtende und verletzende Wirkung. Auch Abwehr, Mauern, Überflutung und geblockte Rettungsversuche sind negativ in einer Diskussion und enden in einer nicht zielbringenden Streitsituationen.
Warum der Mann Konfrontationen meidet
Untersuchungen ergaben, dass bei Männern der Blutdruck und der Adrenalinpegel bei einem Streit höher steigen als bei Frauen und auch länger anhalten. Frauen können sich in der Regel nach zwanzig Minuten wieder beruhigen, während Männer länger mit den belastenden Vorwürfen und Kritiken zu kämpfen haben. Der Mann wird entweder geschwächt oder in irgendeine Form auf Flucht oder Revanche zurückgreifen, um sich emotional entlasten zu können. So ist ein Streit aus physiologischer Sicht für den Mann belastender als für die Frau. Daher neigen Männer eher dazu, Konfrontationen und Diskussionen zu meiden als Frauen. Aus diesem Grund sollte die Partnerin bei schwierigen Themen besonders darauf achten, auf welche Weise sie das Gespräch einleitet, damit der Mann nicht gleich zur Flucht greift. Auch wenn es schwer fällt, schädigende Gewohnheiten wie kritisieren und Vorwürfe machen zu unterlassen, so ist es hilfreich, wenn man sich vor Augen hält, dass man den Partner nicht verletzen, sondern der Beziehung helfen will. Ruhige Disziplin für eine Konfrontation ohne Härte ist die Aufgabe und Herausforderung.
Den Mann zum Reden bringen
Die wichtigsten Verhaltensbasics sind, sowohl verbale und nonverbale Botschaften wahrzunehmen und auch zurückzumelden. Stärkendes Zuhören muss geübt werden. Auch an der Art der Konfrontation muss gearbeitet werden, sodass die Frau nicht vorwurfsvoll und kritisch auf den Mann zugeht, sondern solche angreifenden Signale in ihrem Tonfall und ihrer Wortwahl vermeidet. Damit der Mann Fähigkeiten zum Reden entwickeln kann, muss auch die Partnerin vorwurfsfreies, empathisches und nicht urteilendes Zuhören und Konfrontieren üben. Es ist wichtig, Bedingungen zu schaffen, die die Bereitschaft und Möglichkeiten des Partners fördern, emotionale Nähe zuzulassen.