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Lockangebote von Personaldienstleistern

Nicht jede ausgeschriebene Stelle ist wirklich zu besetzen. Arbeitssuchende beziehen bei der Stellensuche häufig auch Personaldienstleister ein, um ihre Chancen auf eine Stelle zu erhöhen. Oft ist die Bilanz jedoch ernüchternd.

Unter Personaldienstleistern sind nicht nur Zeitarbeitsfirmen zu verstehen, sondern auch Recruiting-Unternehmen, die Fach- und Führungskräfte nach vorangegangener Bewerbung passgenau und direkt an Kundenunternehmen vermitteln. Viele Bewerber ziehen die Recruiting-Unternehmen den Zeitarbeitsfirmen vor, da es meist um eine unbefristete Stelle zur Direktvermittlung geht und die Bezahlung meist wesentlich besser ist als bei reinen Zeitarbeitsfirmen. Es gibt zwar auch Zeitarbeitsfirmen, die Stellen zur Direktvermittlung anbieten, dies ist jedoch nicht die Regel. Oft wird der eher schwammige Begriff „Arbeitnehmerüberlassung mit Option auf Übernahme“ gebraucht. In etwa 90 Prozent der Fälle kommt die Übernahme jedoch nicht mehr zustande, während die Übernahme eines Mitarbeiters aus der Arbeitnehmerüberlassung in ein festes Angestelltenverhältnis bis vor etwa fünf Jahren durchaus häufig war.

Der Unterschied zwischen Zeitarbeit und Recruiting-Unternehmen

Zeitarbeitsfirmen suchen nicht nur Fachkräfte aus den unterschiedlichsten Arbeitsbereichen, etwa Sekretärinnen, Bürokaufleute, Buchhalter oder Facharbeiter, sondern stellen auch ungelernte Kräfte oder Anlernkräfte für einfachere Tätigkeiten ein (zum Beispiel Lageristen, Produktionshelfer, Warenauffüller). Recruiting-Unternehmen haben sich meist auf die Bereiche Jura, Betriebswirtschaft, Finance, Accounting und Ähnliches spezialisiert und suchen explizit gut qualifizierte Fach- und Führungskräfte.

Gute Bewerbung, aber keine Antwort

Manche Personaldienstleister, wobei in diesem Fall Recruiting-Unternehmen gemeint sind, inserieren stets mehrere Anzeigen in großen Online-Jobbörsen wie monster.de oder stepstone.de, wobei den Bewerbern Diskretion, gute Bezahlung, übertarifliche Sozialleistungen und eine „Traumstelle“ zugesichert werden. Viele Recruiting-Unternehmen suchen sogar kurzfristig oder zum nächstmöglichen Zeitpunkt eine geeignete Fach- oder Führungskraft. Manchmal findet sich am Ende der Anzeige noch der Hinweis, dass das Personalvermittlungsunternehmen wieder unaufgefordert auf die Bewerber zukommt.

In der Praxis kommt es jedoch immer wieder vor, dass Stellensuchende überhaupt gar keine Antwort auf ihre Bewerbung erhalten, auch wenn sie sich unter Umständen auf mehrere vergleichbare Positionen bei ein und demselben Personaldienstleister beworben haben. Von kurzfristiger Notwendigkeit einer Besetzung der Stelle ist dann plötzlich keine Rede mehr. Auch bei Stellen, die von Zeitarbeitsfirmen ausgeschrieben sind, verhält es sich mittlerweile oft ähnlich.

In einigen Fällen folgt zumindest eine Eingangsbestätigung für die Bewerbung, aber dies ist vielfach das Letzte, was die Bewerber dann von dem Unternehmen hören. Absagen folgen, wenn überhaupt, erst neun bis zwölf Monate später mit der Begründung, dass bisher nichts Geeignetes für den Bewerber im Stellenpool dabei war. Interessanterweise ist es aber nie zum Vorstellungsgespräch oder zumindest Telefoninterview gekommen, so dass das Unternehmen überhaupt nicht wissen kann, ob der Kandidat für irgendeine Position aus dem Stellenpool passend gewesen wäre oder nicht.

Telefonische Rückfragen von Stellensuchenden nach dem Verbleib ihrer Bewerbung

Gerade bei Personaldienstleistern kommt es häufig vor, dass sich der zuständige Ansprechpartner bei gezielter Nachfrage dann zwar buchstäblich windet, aber letztendlich zugibt, diese Stelle als Lockangebot für neue, qualifizierte Bewerber ins Netz gestellt zu haben. In Wirklichkeit ist diese Stelle also nur ein Fake. Adäquate, vergleichbare Alternativen zur ausgeschriebenen Stelle gibt es jedoch eher selten.

Oft gibt das Unternehmen eher unfreiwillig sehr viel über sich und seine Unternehmenskultur preis. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn der Mitarbeiter des Personaldienstleisters am Telefon behauptet, nie eine Bewerbung von dem Anrufer erhalten zu haben, dann aber in Erklärungsnöte kommt, wenn der Anrufer ihn höflich darauf hinweist, eine Eingangsbestätigung von dem Unternehmen bekommen zu haben. Beliebte Begründungen für diese temporäre Gedächtnislücke sind in solchen Fällen Arbeitsüberlastung, die Masse an eingehenden Bewerbungen, Krankheit der Assistentin oder eine anstehende Betriebsprüfung.

Enttäuschung für die Bewerber

Egal, ob sich ein Stellensuchender direkt bei einem Unternehmen oder bei einem Personaldienstleister bewirbt: Die Enttäuschung angesichts des oben dargestellten Geschäftsgebahrens ist umso größer, denn jede versendete Bewerbung ist zugleich mit der Hoffnung verbunden, bald eine neue Arbeitsstelle gefunden zu haben.

Zugleich wird seitens der Arbeitgeber von den Bewerbern ein gewisses Maß an Höflichkeit und Umgangsformen im Bewerbungsprozess erwartet. Umgekehrt scheinen einige Unternehmen jedoch die gleichen Maßstäbe nicht auf ihr eigenes Verhalten gegenüber den Bewerbern anzuwenden.