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Listeriose und Schwangerschaft

Für werdende Mütter sind Rohmilchkäse und rohes Fleisch tabu

Listerien können dem Baby im Bauch ernsten Schaden zufügen. Schwangere sollten deshalb einige Lebensmittel wie Käse meiden und ein paar Vorsichtsmaßnahmen beachten.

Jedes Jahr werden in Deutschland zwischen 100.000 und 200.000 Erkrankungen gemeldet, die durch Lebensmittel verursacht wurden. Die Dunkelziffer dürfte nach Ansicht des Bundesinstituts für Risikobewertung deutlich höher liegen. In der Regel gehen Lebensmittelinfektionen mit Magenkrämpfen, Durchfall und Erbrechen einher und heilen von selbst aus.

Listerien – für gesunde Menschen harmlos

Von einer Infektion mit Listerien bemerken die meisten Menschen gar nichts. Bei der Listeriose handelt es sich um eine seltene, bakterielle Infektionskrankheit, die für gesunde Erwachsene, wenn überhaupt bemerkbar, mit grippeähnlichen Symptomen, Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen eher harmlos abläuft. Fieber und Muskelschmerzen gehören eventuell zum Krankheitsverlauf, eher selten auch Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Die Listeriose befällt hauptsächlich Tiere (Rind, Schaf, Ziege, Schwein, Huhn, Nager), die das Bakterium in sich tragen können, ohne krank zu werden und wird nur selten auf den Menschen übertragen.

Schwangere haben ein geschwächtes Immunsystem

Besonders gefährdet sind aber Schwangere und Neugeborene. Etwa ein Drittel aller Listeriose-Erkrankungen ereignen sich während der Schwangerschaft. Ihr geschwächtes Immunsystem infolge der hormonellen Veränderung macht werdende Mütter wohl für eine Lebensmittelvergiftung anfälliger. Im letzten Schwangerschaftsdrittel ist die Gefahr der Übertragung der Erkrankung auf das Kind besonders hoch. Eine Listerien-Infektion in der Schwangerschaft kann, wenn sie unbehandelt bleibt, zu Früh- und Fehlgeburten führen oder das Ungeborene schädigen. Die Listerien gelangen über die Plazenta zu dem ungeborenen Kind. Da der Fötus im Mutterleib noch keine adäquaten Abwehrmechanismen hat, ist er stark gefährdet.

Auf rohe Lebensmittel verzichten

Um jegliche Gefahr auszuschließen, sollten Schwangere auf Lebensmittel wie rohen und geräucherten Fisch, rohes Fleisch und Produkte aus unbehandelter Milch sowie rohe Eier verzichten. Werdende Mütter sollten Räucherlachs, Sushi, Rohmilchkäse, Tatar, Carpaccio oder Tiramisu neun Monate lang auf ihre private Verbotsliste stellen. Es gibt viele Käsesorten, die man sowohl aus pasteurisierter Milch als auch aus Rohmilch herstellen kann. Am besten fragt man an der Käsetheke oder liest auf der Verpackung nach, um zu erfahren, ob der Käse aus Rohmilch ist oder nicht.

Stäbchenbakterien sind überall

Es sind natürlich nicht die Lebensmittel an sich, von denen die Gefahr einer Listerien-Infektion ausgehen kann, sondern Bakterien, die eine Lebensmittelvergiftung auslösen können. Listerien sind Stäbchenbakterien, die überall in der Umwelt (Kompost, Abwasser, Erde, Pflanzen) vorkommen und leicht in den Lebensmittelkreislauf gelangen. Das Bakterium Listeria monocytogenes, das bei Menschen Listeriose auslösen kann, wird aber vor allem in rohen vom Tier stammenden Lebensmitteln gefunden. Rohes Fleisch oder Geflügel, Rohmilch und Rohmilchkäse sowie roher Fisch sind vor allem betroffen. Aber auch erhitzte, haltbar gemachte Lebensmittel können Listerien aufweisen: Räucherlachs und Graved Lachs, Feinkostsalate, Mayonnaise, Käse und Erzeugnisse aus Geflügelfleisch können Keime aufweisen. Erst durch Kochen, Braten und Pasteurisieren werden die Keime abgetötet. (Beim Tiefgefrieren von Lebensmitteln können Listerien hingegen überleben.) Da die Bakterien die Lebensmittel nicht verderben lassen, kann man ihre Existenz weder am Aussehen noch am Geruch der Ware erkennen.

Schutz vor einer Infektion

Schwangere können sich am ehesten vor einer Infektion schützen, indem sie keine rohen Lebensmittel tierischer Herkunft essen, auf den Verzehr von geräucherten Fischerzeugnissen verzichten, Rohmilchkäse meiden und Lebensmittel weit vor Ablauf der angegebenen Mindesthaltbarkeit verbrauchen. Lang gereifter Hartkäse wie Appenzeller, Emmentaler, Bergkäse oder Parmesan enthält aufgrund seiner Reifezeit in der Regel keine Listerien mehr. Da sich die Bakterien jedoch bei jedem Käse auf der Rinde, der Käseoberfläche, ansiedeln können, sollte die Rinde grundsätzlich entfernt werden (auch bei Camembert und Brie).

Küchenhygiene an erster Stelle

Lebensmittelhygiene sollte an erster Stelle bei der Verarbeitung und Zubereitung von Speisen stehen. Werdende Mütter sollten zu ihrem Schutz größten Wert auf Küchenhygiene legen und große Sorgfalt im Umgang mit Lebensmitteln walten lassen. Zum Beispiel dürfen rohes Fleisch und Gemüse nicht auf demselben Schneidebrett und mit demselben Messer bearbeitet werden. Die Hände sollte man sich nach jedem Kontakt mit rohen Lebensmitteln mit Seife und warmem Wasser waschen. Obst, Gemüse und Salate müssen vor dem Verzehr unter fließendem Wasser gewaschen werden (Verzicht auf vorgeschnittene, verpackte Salate). Wurst und Fleischwaren generell nur in kleinen Mengen kaufen und in zwei bis drei Tagen aufbrauchen. Reste gegarter Speisen dürfen nur im Kühlschrank aufbewahrt und müssen vor dem Verzehr erneut erhitzt werden. Geschirrtücher, Spüllappen und -bürsten sollten häufig gewechselt werden.

Joseph Baron Lister (1827-1912) war ein britischer Chirurg, der die Antiseptika in die Chirurgie einführte. Er ist der Namensgeber sowohl für die Erkrankung als auch für die Erreger dieser Erkrankung.