Wunsch und Glaube, mit Hilfe der Magie das ersehnte Liebesglück zu finden, haben sehr ungewöhnliche Liebeszauber-Praktiken hervorgebracht.
„Du bist bezaubernd!“ drückt aus, dass man sich der Attraktivität eines Menschen schwer entziehen kann. Aber was tun, wenn der Zauber der eigenen Person gerade den Menschen, den man besonders begehrt, nicht berührt? Den Willen eines anderen im eigenen Sinne zu beeinflussen, hat Menschen immer wieder verlockt, sich eines Mittels zu bedienen, das sie mächtig genug wähnten, diesen Wunsch zu erfüllen: der Kraft der Magie. So hat der Liebeszauber eine lange Tradition und die Hoffnung, mit seiner Hilfe dem ersehnten Schicksal auf die Sprünge zu helfen, ist nach wie vor lebendig, wie ein Blick in das Internet beweist.
Liebestrank: fatale Folgen nicht ausgeschlossen
Die Vorstellung, dass es möglich sei, durch Magie Liebe zu wecken oder die Liebeskraft zu stärken, findet sich in allen Kulturen. Die Mittel, derer man sich bediente, waren nicht immer harmlos. Der römische Dichter Lukrez soll nach dem Genuss eines Liebestrankes ebenso wie sein berühmter Zeitgenosse Lukullus, Staatsmann und Feldherr, wahnsinnig geworden sein. Im antiken Rom führte der massive und oft folgenschwere Gebrauch von Liebestränken schließlich zu deren Verbot. Die Herstellerinnen wurden als Giftmischerinnen verfolgt und mit schweren Strafen belegt.
Substanzen, die für die Zubereitung eines Liebestrankes Verwendung fanden, hatten einerseits eine hohe magische Symbolkraft, andererseits waren es Stoffe mit aphrodisischer oder halluzinogener Wirkung, deren Dosierung bei mangelnden Kenntnissen zu unerwünschten Folgen führen konnte. Neben pflanzlichen Substanzen werden unter anderem Menstruationsblut, geriebene Fingernägel, zu Pulver gemahlene Haare, Schweiß, Urin und Extrakte aus Kröten, Schlangen und Fledermäusen als Zutaten angeführt. Nicht immer aber waren die Angaben in den Rezepten wörtlich zu nehmen, da es sich auch um Codierungen handeln konnte. So führt ein Papyrustext aus Ägypten an, was bestimmte Bestandteile in Wirklichkeit bedeuteten: Hämathitstein etwa wurde in den Rezepten zu Schlangenblut, Anissaft zu Pavianstränen oder äthiopisches Gras zu Krokodilskot.
Liebeszauber: mit Hilfe der Magie zum Liebesglück
Von anderen Liebeszauber-Praktiken berichtet um das Jahr 1000 der Bischof und Kirchenrechtler Burchard von Worms. Laut seinen Aufzeichnungen sollen Frauen Liebeszauber ausgeübt haben, indem sie kniend auf ihrem entblößten Gesäß einen Teig kneten ließen und von dem daraus gebackenen Brot dem Mann, den sie begehrten, zu essen gaben. Frater Rudolfus berichtet im 13.Jahrhundert von einem nicht weniger ungewöhnlich anmutenden Liebeszauber. Drei kleine Fische waren dazu nötig. Eines legte sich die Frau in den Mund, das zweite unter die Brüste und das dritte „an den unteren Teil“, solange bis die Fische starben. Dann wurden sie zu Pulver verarbeitet und dem begehrten Mann unter Speisen und Getränke gemischt. Der Fisch galt als Symbol für Leben und Fruchtbarkeit.
Der Glaube an die Kraft eines Zaubers machte es wohl auch leichter, gewisse Geschehnisse zu erklären, denen man hilflos gegenüber stand oder die den gesellschaftlichen Regeln widersprachen. In Böhmen etwa glaubte man, dass eine Hexe einen Mann dazu bringen konnte, aus Liebe zu ihr seine Familie zu verlassen, wenn sie eine Kröte unter seiner Türschwelle vergrub. Sobald der Mann über die Schwelle trat, war er der Hexe verfallen. Dieser Zauber wirkte aber nur so lange, bis die Ehefrau die Kröte fand und sie verbrannte.
Aber auch Männer vertrauten nicht nur auf ihre natürliche Anziehungskraft und suchten magische Unterstützung. Der römische Gelehrte Plinius, der im ersten nachchristlichen Jahrhundert lebte, berichtet davon, dass Wolle mit Fledermausblut getränkt und unter den Kopf gelegt oder das äußere Ende eines Hyänendarmes am linken Oberarm getragen, einen Mann unwiderstehlich auf Frauen wirken lasse. Laut dem Bischof und Kirchenlehrer Albertus Magnus aus dem 13.Jahrhundert kann sich ein Mann für eine Frau, die ihn nicht will, unentbehrlich machen, indem er Bocksgalle und Bocksunschlitt (Fettgewebe aus der Bauchhöhle) auf sein Glied aufträgt.
Liebeszauber im Internet
Aber nicht nur in der Vergangenheit verlockte der Glaube an die Magie dazu, eine begehrte Person mit Hilfe einer unwiderstehlichen Macht an sich zu binden. Im Internet findet sich ein breites Spektrum an Angeboten, die versprechen, durch Liebeszauber Partnerschaften zu begründen, zu verbessern oder zu retten und abhanden gekommene Partner „rückzuführen“. Magier, Hexen, Visionäre und Eingeweihte – laut Eigendefinition – fühlen sich durch geheimnisvolle Energien oder tradiertes Wissen befähigt, sehnsüchtig Liebenden zu ihrem Traumpartner zu verhelfen.
Eine Vielzahl von Anleitungen, schriftlich und auf Video, beschreibt Liebeszauber-Rituale, die jeder selbst ausprobieren kann. Wer einen gewissen Aufwand nicht scheut, um den ersehnten Partner zu finden, soll beispielsweise zum gewünschten Erfolg kommen, wenn er bei abnehmendem Mond jede Nacht einen Kirschkern durchbohrt und die daraus gefädelte Kette vierzehn Nächte um das linke Knie trägt. Für weniger Geduldige gibt es auch simplere magische Praktiken: Eine Seitensprungaffäre des Partners soll schnell abkühlen, wenn ein Blatt Papier mit dem Namen des Partners und seiner Geliebten im Kühlschrank verwahrt wird.
Wenn die Magie versagt, bleibt immer noch der Weg der Selbsterkenntnis. Sich der eigenen Stärken und Schwächen bewusst zu werden, gibt Kraft und Selbstvertrauen, und verhilft zu einer Ausstrahlung, die einfach bezaubernd wirkt.