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Liebe aus dem Netz

Wie finde ich den Partner, der sogar meinen Glauben teilt? Christen setzen bei der Partnersuche auf göttliche Fügung aus dem Internet. Christliche Singleportale sind beliebt. Auch Moslems und Juden haben Börsen eröffnet.

Gespannt clickt Agnes im Internet umher. In einer christlichen Partnerbörse hat sie ein Profil von sich erstellt, Fotos hochgeladen, einen Fragenkatalog beantwortet. Sie hat sich hier angemeldet, um ihren Mann fürs Leben zu finden. Oder noch besser: von ihm gefunden zu werden. Und der soll auch ihren Glauben an Gott verstehen.

„Für viele Christen ist es wichtig, einen christlichen Ehepartner zu finden“, sagt Monika Lebschik, Mitarbeiterin der Plattform kathtreff.org, die sich ausdrücklich als „Heiratsportal“ begreift. Das gelte gerade für Menschen, die ihren Glauben ernst nehmen. Das gemeinsame religiöse Leben in der Ehe sei dabei ein gemeinsamer Nenner, so Lebschick. „Dabei geht es dann auch um mehr Toleranz und Verständnis für den anderen“. Bei Agnes hat es mit René gefunkt, einem niederländischen Schiffsoffizier. Sie freut sich, denn nicht alle E-Mail-Kontakte gehen so aus.

Aus der Vielzahl das Besondere entdecken

Viel Getippe sei auch in christlichen Auftritten verlorene Liebemühe gewesen: „Im Netz sind viele Abenteurer unterwegs. Solche, die es nicht ernst meinen“, sagt Agnes. Der gemeinsame Glaube an Jesus verbindet Agnes und René. Über gemeinsame Gebete und Gottedienste hinaus ist das für René eine „Quelle der Einheit“, Liebe und Nachsicht füreinander, auf die er nicht verzichten will. Früher habe er es anderen, nicht-christlichen Partnern recht machen wollen, sagt er. Christliche Partnerbörsen im Internet wollen neben dem klassischen Geschäft auch geistliche Botschaften und im religiöse Denkanstöße vermitteln: In Newslettern, einem moderierten Chat und Predigten zum Anhören.

Videos und Web 2.0 für die Partnersuche einbinden

Das geht auch per VideoClip, zum Beispiel bei singlechrist.de, einer Börse, die ausschließlich von Spenden lebt. Friedhelm Hensen betreibt diese Seite, da er auch eine kostenlose Alternative bieten will. Es gebe viele Menschen, die bei der Partnersuche in der Kirche vor Ort nicht weiter gekommen seien. „Zum Teil besitzen sie auch nicht den Mut, auf neue Menschen zuzugehen, mal über den Tellerrand zu blicken“. Hensen will solchen Leuten eine Chance geben, die auch bei der Partnersuche fürs erste in ihrem eigenen Schutzraum bleiben wollen. „Gerade weil im Internet viel Unseriöses zu finden ist, ist Ehrlichkeit das Wichtigste“, sagen Agnes und René. Sie haben sich gefunden, trotz der 500 Kilometer Entfernung zwischen ihnen. Fernbeziehungen wie ihre sind längst Teil des modernen Lebens, weiß Norbert Schneider von der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. Fast zehn Prozent der Deutschen zwischen 20 und 60 Jahren leben nach einer Studie des Soziologen in getrennten Haushalten.



Romantik im Netz muss Mann erst Mal finden

Für Schneider sind Fernbeziehungen und Internetbekanntschaften eine von vielen Formen gemeinsamen Lebens. Der zunehmend individuelle Lebensstil, geprägt vom Internet, habe das romantische Ideal entzaubert, urteilt der Experte. Das sehen Philli und Manni, die sich auf kathtreff.org gefunden haben, anders: „Bei uns war’s Liebe auf den 1. Click! Öffnet Euch der Fügung Gottes, auch wenn ER manchmal ganz andere geographische Vorlieben zu haben scheint, als man selbst“, sagen die beiden. Heiratsportale der anderen Art.