Wie entsteht Lichtverschmutzung? Mit der natürlichen Dunkelheit der Nacht beginnt die künstliche Lichtverschmutzung. Diese ist ein Phänomen der modernen Gesellschaft.
Vor vielen, vielen Jahren gab es nur eine einzige Lichtquelle: die Sonne. Die Lichtabgabe von Mond und Sternen ist bekanntermaßen nur eine Reflexionen des Sonnenlichtes. Dann entdeckte der Mensch aber das Feuer und konnte so neben Wärme auch eigenes Licht produzieren. Man konnte verschiedenste Brennstoffe nutzen, um das Feuer länger brennen lassen zu können. Mit Einzug der Elektrizität und der Weiterentwicklung der Glühbirne war das technische Wunderwerk vollbracht. Es war jederzeit möglich, Licht ein- und auszuschalten und es war nahezu überall einsetzbar. Mittlerweile ist das künstliche Licht fixer Bestandteil der Menschheit und wird als künstliches Nachtlicht gerne als Lichtverschmutzung bezeichnet.
Lichtverschmutzung ist nicht fühlbar
Ein wunderschönes Sternenmeer zeigt sich am Himmelszelt und die nächste Großstadt ist 200 km entfernt. Im Zentrum der Großstadt kann man von diesem Sternenhimmel aber wenig bis gar nichts mehr erkennen. Künstliche Lichtquellen strahlen in den Weltraum ab und hinterlassen einen trüben, hellen Eindruck der Dunkelheit. Abgesehen von der optischen Beeinträchtigung beeinflusst die Lichtverschmutzung Tierwelt und Menschen. Insekten und Vögel werden durch die künstlichen Lichtquellen irritiert und diese erweisen sich oft als tödliche Fallen. Der Mensch muss mit Beeinträchtigungen im biologischen Rhythmus umgehen können, Schlafstörungen und Energieschwäche sind oft Folge der Lichtverschmutzung.
Probleme für Mensch und Natur
Über zig-tausende von Jahren konnte sich der Mensch an einen natürlichen biologischen Rhythmus gewöhnen. Die künstliche Beleuchtung beeinflusst diesen Vorgang und den Hormonhaushalt. Nur in der Dunkelheit kann der menschliche Organismus das Hormon Melatonin bilden. Bei bereits geringem Lichteinfall kann die Bildung reduziert werden. Diese Reduzierung hat Auswirkungen auf die Gesundheit, denn eine geringere Melatonin-Konzentration kennzeichnet einen schlechteren Schlaf und mehr Stress.
Die Tierwelt ist auf das Licht als natürlichen Rhythmusgeber eingestellt. Dabei ist es belanglos, ob es sich um nachtaktive oder tagaktive Lebewesen handelt. Durch künstliche Beleuchtung kommt es zu Blendung oder Desorientierung von Organismen, ebenso gestaltet sich die Futtersuche schwieriger. Einige Insekten finden in der Straßenlaterne häufig ihre letzte Ruhestätte. Für das Fortbestehen bestimmter Arten ist die Lichtverschmutzung also tödlich. Auch weil Fortpflanzungszyklen beeinflusst werden und ein verstörtes Miteinander eine Folge daraus sein kann.
Probleme für die Wissenschaft und Energieversorgung
Zehn Prozent der mit bloßem Auge eigentlich sichtbaren Sterne sind aufgrund der Aufhellung noch zu erkennen. Observatorien in der Nähe von Großstädten müssen mit einem geringeren Betrieb umgehen können, was enorme finanzielle Auswirkungen hat. Die astronomische Tätigkeit und Sternenforschung wird somit beeinträchtigt. Dabei nutzt es mittlerweile nichts mehr, wenn sich Observatorien weit außerhalb von Großstädten befinden. Die Lichtglocke von diesen Städten ist am Horizont nach mehreren 100 Kilometern noch erkennbar.
Nicht mit bloßem Auge erkennbar ist aber der damit einhergehende Stromverbrauch. Allein in der Stadt Wien wird eine Lichtleistung von 2 Megawatt unnötig in den Nachthimmel abgestrahlt. Nach einer achtstündigen Nacht ergibt sich ein Energieverbrauch von 16.000 kWh. Dies entspricht in etwa dem täglichen Energiebedarf von knapp 2.300 Haushalten. Straßenlaternen fallen hier besonders ins Gewicht, vor allem was die Lichtverschwendung betrifft. Annähernd die Hälfte vom Laternenlicht wird nach oben oder zur Seite abgestrahlt und nicht auf die gewünschte Bezugsfläche. Es gibt zwar noch keine greifbaren Studien zur Energieverschwendung und -vermeidung der Lichtverschmutzung, aber auch durch den gesunden Menschenverstand sind viele sinnlose Beleuchtungen bemerkbar.
Lichtverschmutzung ist messbar
Die Messmethoden der Verschmutzung von Gewässern und der Luft sind hinlänglich bekannt. Lichtverschmutzung wird hauptsächlich mit der Bortle-Skala ermittelt und lässt sich in neun Klassen einteilen. Klasse eins bezeichnet einen Ort mit außergewöhnlich dunklem Himmel, Klasse neun definiert den innerstädtischen Himmel. In Mitteleuropa treten Klasse eins und zwei nicht mehr auf.
Gesetzgebung im Zuge der Lichtverschmutzung
Regierungen sehen die verstärkten Lichtabstrahlungen als Problem an. Im deutschen Bundesimmissionsgesetz wird Licht zu den üblichen Immissionen gezählt, im Vergleich zur Luftverschmutzung fehlen aber noch verbindliche Grenzwerte. Die Regierung von Slowenien hat aber bereits 2007 ein Gesetz gegen die Lichtverschmutzung verabschiedet. Dieses soll vor störender Außenbeleuchtung und Blendung schützen. Ziel ist vor allem die Senkung des Stromverbrauchs und es sollen auch astronomische Beobachtungen wieder erleichtert werden. Zielwerte und Grenzwerte für Beleuchtungsstärken setzen den Rahmen des Gesetzes.
Klimawandel, Luftverschmutzung und Müllprobleme sind im menschlichen Bewusstsein vorhanden. Die Frage ist nur, ob und wie weit es die Lichtverschmutzung in die breite Öffentlichkeit schafft.