Immer mehr Menschen in den Industriestaaten entwickeln Übergewicht und Fettleibigkeit. In Kompetenzzentren entwickeln Forscher Strategien gegen diese Entwicklung.
In den letzten zwanzig Jahren hat die Zahl der Menschen in Deutschland – wie auch in den übrigen westlichen Industriestaaten – mit Übergewicht und Adipositas ständig zugenommen. Das zeigt die unlängst veröffentlichte Nationale Verzehrsstudie II. Ab einem Body-Maß-Index von mehr als 30 spricht man von Adipositas. „ Adipositas wird dazu führen, das erstmals seit fünfzig Jahren die Lebenserwartung allgemein sinkt“, so Professor Dr. Matthias Blühen, Oberarzt am Universitätsklinikum Leipzig. Das liege vor allem daran, dass infolge der Adipositas Erkrankungen wie Diabetes Typ 2, Bluthochdruck, koronare Herzkrankheit, Schlaganfall und verschiedene Formen bösartiger Tumor-Erkrankungen zunehmen.
Strategien gegen diese Entwicklung suchen
Die Ärzte und die Gesellschaft seien gefordert, neue Strategien zu entwickeln, um diese „Epidemie“ individuell wie allgemein zu stoppen und eine Trendwende herbeizuführen, meint dazu Professor Blüher. In Kompetenznetzen zu Diabetes und Adipositas arbeiten Forschergruppen zusammen, um neue wissenschaftliche Erkenntnisse über Erkrankungsrisiken, wirksame Präventionsmöglichkeiten und optimierte Behandlungsmaßnahmen ohne Zeitverluste in der Praxis umzusetzen.
Nach Auffassung von Professor Blüher liegen bei der Entstehung von Adipositas und Typ2-Diabetes wahrscheinlich gemeinsame Mechanismen zugrunde, wobei Adipositas einer der fünf wesentlichen Gesundheitsrisiken unserer Zeit sei. In Deutschland beträgt die Zunahme in den letzten zwanzig Jahren 39 Prozent bei den Männern und 44 Prozent bei den Frauen. Inzwischen sind zwei Drittel der Erwachsenen übergewichtig. Besonders zugenommen hat die Zahl der Menschen mit einem Bodymaß-Index von mehr als 30: Mehr als jeder fünfte Erwachsene ist betroffen – mit einem leichten Vorsprung bei Frauen. Besonders bedenklich sei laut Professor Blüher, dass in den letzten Jahren ganz besonders bei Kindern und Jugendlichen sowie jungen Erwachsene diese Zahl rasant nach oben geht.
Besondere Sorge um Kinder und deren Familien
Damit steigt auch das Risiko, an Diabetes Typ 2 zu erkranken – bei Männern um das Neunfache. Das hat auch das Bundesministerium für Bildung und Forschung alarmiert. Deshalb fördert es seit einem Jahr die zuvor erwähnten Kompetenznetze. Vor allem geht es darum, chronisch kranke Kinder und deren Familien optimal zu unterstützen. Dass hierbei ein Anreiz zu mehr Bewegung ganz wesentlich ist, steht außer Frage. Wichtig ist aber, dass die Erkenntnisse der Wissenschaft bei den Patienten und ihren Familien ankommen. Und darum steht es offenbar ganz allgemein nicht zum Besten. Auf mittlere Sicht hofft die Forschung, Diabetes mellitus heilen, wenn nicht gar verhindern zu können. Hier setzen die Forscher große Erwartungen in die Stammzell- und Gentherapie. Vielleicht – so die Zukunftsmusik – wird es eines Tages möglich sein, mit der Transplantation von Inselzellen diese Krankheit heilen zu können. Aber das wird noch dauern.