Neue Erkenntnisse über das Altwerden
Die Deutschen werden immer älter. Welche Faktoren beeinflussen die Lebenserwartung?
In den trotz Wirtschaftskrise immer noch reichen Industrieländern, also in Nordamerika, Europa, Japan und Australien werden die Menschen am ältesten. Wenn man sich die Tabelle des Statistischen Bundesamtes über die weitere durchschnittliche Lebenserwartung der Deutschen ansieht, kann man in sämtlichen aufgeführten Altersgruppen von 0 – 80 Jahre einen ansteigenden Trend erkennen. Natürlich ist die Lebenserwartung von Neugeborenen höher als von älteren, Forscher gehen davon aus, dass etwa die Hälfte von ihnen 100 Jahre alt werden wird. Vorausgesetzt, die Lebensumstände bleiben in Deutschland gleich. Das Max-Planck-Institut für demografische Forschung in Rostock beziffert den Anstieg der Lebenserwartung auf drei Monate pro Jahr.
Wie genau sind die Prognosen über die Lebenserwartung?
Dass die Deutschen heute im Durchschnitt rund 30 Jahre länger leben als vor 100 Jahren ist gesicherte Erkenntnis, weil die Zahlen aus der Vergangenheit bekannt sind. Aber die Zukunft ist ungewiss und alle Prognosen über die Lebenserwartung gehen davon aus, dass die Lebensbedingungen in Deutschland nicht schlechter werden und der medizinische Fortschritt weiter voranschreitet. Mit welcher Effizienz beispielsweise die diversen Epidemien und Pandemien, die als globale Gefahren in relativ kurzen Abständen von manchen Experten für möglich gehalten wurden, zukünftig harmlos verlaufen werden oder ob es Kriege, Naturkatastrophen oder Atomunfälle geben wird, lässt sich nicht vorhersagen. Je älter Personen sind und je kürzer ihre durchschnittliche weitere Lebenserwartung, desto genauer sind die statistischen Zahlen. Aber was nützt dieses Wissen dem Einzelnen?
In diesem Zusammenhang ist sicherlich die Frage relevant, ob man an diesen zahlreichen, teilweise kostenlosen, teilweise kommerziellen Lebenserwartungs-Berechnungen im Internet teilnehmen sollte oder nicht. Aus psychologischer Sicht sind sie aus zwei Gründen bedenklich: Erstens können sie nur Annäherungswerte liefern, weil die Eingaben über die Risikofaktoren auf subjektiven Einschätzungen beruhen, die nicht exakt sein müssen und zweitens, weil eine personalisierte Aussage über die Lebenserwartung, gleichgültig ob sie sich später als richtig oder falsch herausstellen würde, zu einer starken psychischen Belastung werden kann. Den angeblichen Zeitpunkt seines Ablebens vermeintlich zu wissen, kann zu Verhaltensänderungen führen, die das Gegenteil dessen bewirken, was man sich davon verspricht, nämlich ein längeres und zwischenzeitlich auch noch schöneres Leben.
Welche Faktoren beeinflussen die Lebenserwartung?
Da ist zunächst einmal das Geschlecht: Mädchen werden älter als Jungen. Der Unterschied liegt in Deutschland zwischen fünf und sechs Jahren, verringert sich aber leicht. Warum ist das so? Wissenschaftler machen dafür zahlreiche Faktoren verantwortlich: geringeres Gesundheitsbewusstsein, Männer gehen seltener zum Arzt, risikoreichere Berufe, mehr Alkohol- und Nikotinkonsum. Bei ähnlichen, relativ stressfreien Lebensbedingungen wie sie Nonnen und Mönche haben, beträgt der Unterschied in der Lebenserwartung nur ein Jahr.
Rauchen, Alkohol, Übergewicht, Bluthochdruck, Diabetes und fehlende regelmäßige Bewegung sollen sich lebensverkürzend auswirken. Wobei wiederum leichtes Übergewicht neuerdings als durchaus günstig für die Lebenserwartung angesehen wird. Ziemlich deutlich ist auf jeden Fall der Unterschied bei den Einkommensgruppen. Menschen mit höherem Einkommen haben eine längere Lebenserwartung als Menschen mit niedrigem Einkommen. Dies gilt auch für Rentner. Zurückgeführt wird diese Tatsache vor allem darauf, dass die Einkommenshöhe mit der Bildung korreliert und eben diese Personengruppen zeit ihres Lebens gesundheitsbewusster gelebt haben.