In vielen Fällen unheilbarer Erkrankungen bestimmen irgendwann Schmerzen den Alltag. Schmerzen, die ins Unerträgliche gehen und von denen man weiß, dass sie nicht mehr aufhören werden. Menschen, die in dieser Lage sind, wissen oftmals um den nahenden Tod und die Schmerzen lassen in ihnen die Sehnsucht nach dem Tod wachsen. Auf Palliativstationen oder in Hospizen werden sie bis zu ihrem Tod umsorgt und die Schmerzen können ihnen genommen werden. Oft geschieht dies um den Preis, durch starke Medikamente ihre letzte Zeit nicht mehr bewusst mitzuerleben.
Die Entscheidung zum letzten Weg
Häufig führt der Weg in ein Hospiz über eine Palliativstation. Hier geht es nicht mehr um Heilung oder Verbesserung der gesundheitlichen Situation. Es geht um ein möglichst schmerzarmes Dasein. Zwar ist die palliativmedizinische Versorgung auch zu Hause möglich, jedoch entschieden sich viele Patienten für eine Palliativstation, weil sie damit ihre Angehörigen entlasten können. Nicht immer ist der Verbleib auf einer Palliativstation der letzte Weg. Manche Menschen werden wieder nach Hause entlassen, wenn sie medikamentös so eingestellt sind, dass der Schmerz zumindest in einem erträglichen Rahmen bleibt. Dennoch wissen diese Menschen, dass der Tod unausweichlich ist. Sie beginnen Abschied zu nehmen. Abschied von den Angehörigen, Abschied von ihrem Zuhause, vielleicht auch Abschied von geliebten Haustieren. So lange sie noch bewusst in der Lage sind, dies zu tun, denken sie auch darüber nach, die letzten Wochen ihres Lebens eventuell in einem Hospiz zu verbringen.
Abschied nehmen
Was für Außenstehende und Angehörige grausam klingt, nämlich das Verabschieden von allem, was kurz vorher noch von Bedeutung war, ist für unheilbar erkrankte Menschen ein Loslösungsprozess, der ihnen das Sterben erleichtern kann. Vorausgesetzt, sie sind noch in der Lage, diese Entscheidungen bewusst zu treffen. Blieben sie zu Hause, würde ihnen mit jedem Tag schmerzlich bewusst, dass sie alles, was ihnen lieb und wert war, verlassen werden. Die Entscheidung, die letzten Wochen oder Monate in einem Hospiz zu verbringen, ist ein Schutz vor seelischem Schmerz, auch wenn dieser sich nicht komplett ausschalten lässt. Doch es geht den Sterbenden nicht nur um sich selbst. Oft wollen sie ihre Angehörigen entlasten, psychisch und physisch. Während die Angehörigen zu Hause neben der Trauer noch mit vielen praktischen Problemen beschäftigt sind, grenzt sich das Denken Sterbender ein auf die letzten wesentlichen Dinge.
Würdig leben und sterben im Hospiz
Was sich für Menschen, die noch nie damit konfrontiert wurden, bejammernswert anhört, nämlich die letzte Zeit des Lebens in einem Hospiz zu verbringen, ist für Sterbende ein Leben und Sterben in Würde und Ruhe. Ein Hospiz ist aber nicht nur ein Ort, an dem gestorben wird. Es werden Geburtstage ebenso gefeiert wie Weihnachten oder auch Karneval. Es gibt es, das Lachen – auch im Hospiz. Viele Sterbende finden erst hier das Lachen noch einmal wieder, was sie Monate zuvor verloren hatten. Losgelöst von den praktischen Problemen des Alltags, in dem es um Finanzen, Politik, Familienzwiste oder die Gartenpflege geht, dürfen sie sich nun vollkommen auf sich selbst und auf ihre ureigenen Bedürfnisse konzentrieren. Das besonders ausgebildete Personal sowie viele ehrenamtliche Hospizhelfer umsorgen die Bewohner des Hospizes liebevoll. Damit unterstützen sie nicht nur die Bewohner, wie die Patienten in den meisten Hospizen genannt werden, sondern auch deren Angehörige. Losgelöst von Sorgen und Problemen, die die Versorgung sterbender Menschen in der eigenen Wohnung mit sich bringt, können sie sich nun vollends auf diese Menschen konzentrieren, sie besuchen, wann immer sie wollen oder sogar zeitweise bei ihnen leben.
Am Ende steht der Tod
Trotz aller liebevollen Fürsorge, wer in einem Hospiz lebt, weiß, dass der Tod nicht mehr allzu fern ist. Bei manchen Menschen wäre der Kampf gegen die Schmerzen zu stark, um ihn aushalten zu können. Sie werden mit Medikamenten unterstützt. Findet die Medikation in einem Rahmen statt, der die Schmerzen bis auf ein erträgliches Maß lindert und dennoch das Bewusstsein nicht beeinträchtigt, wird den Menschen damit die Möglichkeit gegeben, sich mit Sterben und Tod auseinander zu setzen. Was für andere erschreckend klingt, ist für diese Menschen eine beinahe normale Zeitabfolge. Für sie setzt irgendwann in diesem Prozess die Gewissheit über die Unabänderlichkeit ein, mit der sie sich arrangieren müssen. Es gibt keinen anderen Weg mehr. Die kleine Welt im Hospiz lässt ihnen die Freiheit, sich von der Welt und sich selbst in Würde zu verabschieden.