Eine tägliche Dosis Humor ist lebensverlängernd
Wann haben Sie zuletzt gelacht? „Spaß beiseite…“, heißt es noch viel zu häufig. Dabei ist Lachen das einfachste Mittel, um Körper und Geist gesund zu halten.
Der verlorenste aller Tage ist der, an dem man nicht gelacht hat. (Nicolas de Chamfort)
Wer häufig lacht, der macht seinem Körper und seiner Psyche ein Geschenk. Seit 1964 gibt es sogar eine eigene Wissenschaft, die sich mit dem Lachen beschäftigt. Ihr Name: Gelontologie. Ihr Begründer: William F. Fry.
Dabei ist Lachen bis heute nicht überall gern gesehen – und lautes Lachen schon gleich gar nicht. Contenance wahren, sein Temperament zügeln, „Spaß beiseite …“, heißt es auch heute noch häufig. Man verkneift sich lieber ein Lachen oder einen Scherz, weil man nicht unseriös wirken will oder Angst hat, man werde nicht ernst genommen. Fraglos gibt es Orte, wo ein Lachen unpassend wäre und vielleicht sogar verletzen könnte. Aber manche Behörde, Schule oder Institut würde von mehr Lachen durchaus profitieren. Denn wie schon Charles Dickens wusste: „Nichts ist so ansteckend wie Lachen und gute Laune“.
Was ist Lachen?
Meyers Konversationslexikon* definiert so: „Lachen (Risus), eigentümliche Atmungsbewegungen, bei welchen die Ausatmung in mehreren schnell hintereinander folgenden Stößen unter mehr oder weniger starkem Schall ausgeführt wird, während die Einatmung meist in einem kontinuierlichen, etwas beschleunigten und tiefen Zuge geschieht. Diese Atmungsbewegung ist jedoch beim L. stets mit einer Zusammenziehung der mimischen Gesichtsmuskeln verbunden, welche im wesentlichen auf eine Verbreiterung der Mundspalte und Hebung der Mundwinkel hinausläuft.“
Beim Lachen werden nicht nur die Mehrzahl der Gesichtsmuskeln bewegt, sondern bis zu achtzig Muskeln im Körper aktiviert, das Herz schlägt schneller, der Blutdruck steigt und mehr Sauerstoff gelangt in die Lunge.
Kinder lachen etwa vierhundert Mal am Tag, Erwachsene höchstens noch fünfzehn Mal. Zudem soll auch die Dauer des Lachens rasant abgenommen haben: Ende der 1950er Jahre wurde noch rund 18 Minuten täglich gelacht, heute sind es gerade noch sechs Minuten. Frauen sollen dabei tendenziell noch öfter lachen als Männer.
Auswirkungen des Lachens auf den Körper
- Lachen ist Entspannung: Eine einzige Minute Lachen soll für den Körper ebenso erfrischend wirken wie 45 Minuten Entspannungstraining und ebenso effektiv sein wie 10 Minuten Joggen.
- Lachen lindert Schmerzen: „Lachen ist wie ein Aspirin, es wirkt nur doppelt so schnell“ wusste Groucho Marx, der einst als der witzigste Mann Amerikas galt. So paradox es klingt, schließlich ist uns bei Schmerzen nicht gerade zum Lachen zumute, aber Studien haben bestätigt, dass Schmerzpatienten nach nur wenigen Minuten Lachen eine Linderung der Schmerzen erfahren haben, die sogar mehrere Stunden anhalten kann.
- Lachen stärkt das Immunsystem: Durch die Ausschüttung von Hormonen wird das Immunsystem gestärkt und dadurch Krankheiten vorgebeugt. Aber auch bei bereits bestehenden Krankheiten wirkt Lachen sich positiv auf die Genesung aus. Killerzellen werden aktiviert, die sogar Krebszellen vernichten können. In manchen Krankenhäusern setzt man inzwischen bewusst auf Humor, um Heilungsprozesse bei Krankheiten zu beschleunigen. Sogenannte Clown-Doktoren kommen in die Kliniken und bringen die Patienten mit ihren Späßen auf andere Gedanken.
Auswirkungen des Lachens auf die Psyche
- Lachen ist der beste Stresskiller: Beim Lachen werden Endorphine ausgeschüttet, die dafür verantwortlich sind, dass wir uns gut fühlen. Anspannungen lösen sich. Wer häufig lacht, gibt Stress keine Chance.
- Lachen als Therapie: Die gesundheitsfördernde Wirkung von Lachen versucht man sich auch in der Psychiatrie und der Psychotherapie zunutze zu machen. Wer lacht, bekommt neuen Lebensmut. Gezielt wird das Lachen in der von Frank Farelly entwickelten Provokativen Therapie eingesetzt: Bei dieser Form der Kurzzeittherapie versucht der Therapeut – stark vereinfacht ausgedrückt – den Klienten in einer humorvollen Weise zu persiflieren und ihn so auf sein selbstschädigendes Verhalten aufmerksam zu machen, sodass der Klient schließlich selbst darüber lachen kann.
- Lachen fördert die Kreativität: Denn durch das Lachen wird das angestrengte Denken für einen Moment unterbrochen, der Körper gelockert und mehr Sauerstoff gelangt ins Hirn. Die rechte Gehirnhälfte wird vermehrt stimuliert, dadurch lösen sich Anspannungen und festgefahrene Gedanken, und der Kopf wird frei für neue Lösungsansätze. Die eine oder andere Sitzung mit einem Scherz aufzulockern, kann also durchaus geschäftsfördernd sein.
Mehr lachen ist Psychohygiene und Gesundheitsvorsorge
- Sammeln Sie Komisches: Legen Sie sich ein kleines Archiv an mit lustigen Filmen oder erheiternden CDs. Schreiben Sie komische Zitate auf oder Witze, die Ihnen gefallen und hängen Sie sie in Ihrem Blickfeld auf. Sammeln Sie witzige Postkarten oder Fotos. Lesen Sie Comics. Suchen Sie im Internet nach einer Witzseite, die Ihren Humor trifft. Trauen Sie sich, ab und zu mal richtig albern zu sein.
- Zeichen eines guten Humors ist es auch, sich selbst nicht allzu ernst zu nehmen. Wer sich auf die Kunst versteht, sich selbst auf den Arm zu nehmen und auch mal über sich selbst lachen kann, der sammelt nicht nur bei anderen Sympathiepunkte, der tut auch sich selbst etwas Gutes. Überlegen Sie beim nächsten Missgeschick mal, ob Sie statt sich zu ärgern, nicht einfach mal darüber lachen könnten.
- Besuchen Sie einen Lachyoga-Kurs: Beim sogenannten Hasya-Yoga wird grundlos Lachen provoziert, dass dann in ein echtes Lachen übergehen soll. Der indische Arzt Madan Kataria, der das Lachyoga verbreitet hat, meint: „Wir lachen nicht, weil wir glücklich sind – wir sind glücklich, weil wir lachen!“
*Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892