Fakten, Kurioses und erotische Details über Küsse und die Geschichte des Kusses. Und warum er uns alle zu besseren Menschen macht.
Er schmeckt nach Paradiesäpfeln und warmem Rotwein, nach Freiheit und Abenteuer oder nach einem selbst – und wenn wir Glück haben, schmeckt er auf jeden Fall nach mehr. Der Kuss ist nicht nur die schmackhafteste Art sich mit seinen Mitmenschen auseinanderzusetzen sondern auch ein Symbol der Zuneigung, das einem gewaltig unter alle Häute geht. Das gilt nicht nur für den ersten und den letzten Kuss, Intimküsse ohne jede Begrenzung, solche bei denen man das Bewusstsein verliert oder bei Küssen, die blutige Spuren auf der Haut hinterlassen.
Powerknutschen und Kussmythen
Allein die rohen Fakten lassen uns seufzen: Ungefähr 30 Muskeln werkeln an einem Kuss herum, mehr als 10 Kalorien gehen bei einem dreiminütigen Knutscher in Rauch auf, da der Lippendruck immerhin die Dimension von 30 Pfund erreichen kann, und der Kussweltrekord hat seit langem die 30-Stunden-Grenze überschritten.
Aber vor allem verfügt der Kuss über mythische Kräfte – als Klischee und in der Realität. Der Held von Frederic Beigbeders Roman „39,90“ bezahlte einer Nutte 500 Mark dafür, sie im Regen küssen zu dürfen und für manche Menschen ist Küssen mit Abstand das Beste vom Sex; Filmküsse wie der zwischen Leonardo DiCaprio und Kate Winslet in Titanic oder Romy Schneider und Alain Delon in dem Klassiker der Swimmingpool bringen Mädchen aller Alterstufen zum Heulen. Und hatte nicht selbst der Anblick sich küssender alter Männer aus diversen Politbüros und Zentralkomitees immer etwas Erhabenes?
Teufelsküsse – ein Heidenspaß
Der Kuss ist paradoxerweise oft mehr als er verspricht, Romantik und Obszönität, Leidenschaft und unschuldige Intimität. Wenn wir küssen, können wir nicht auf dumme Gedanken kommen und ein Kuss mit Elan fährt uns schneller in die brisanten Hirnregionen als jedes synthetische Stimulanz. Wen das nicht überzeugt: der Kuss versetzt auch Kleingeister in Panik, wie der berühmte osculum obscaenum, der rituelle Kuß auf den Anus, der traditionell dem Teufel vorbehalten war. Immer ein Heidenspaß.
Küsse offenbaren die Persönlichkeit
Die Metaphorik des Küssens ist fatal: vom Kuss des Todes bis zu dem amüsanteren der Muse, von der verspielten Geste flapsiger Zuneigung bis zum Wahnsinn großer Leidenschaft, die das Universum bis an seine Grenzen erschüttern kann. Diese Vielfalt bezieht der Kuss aus seiner differenzierten Sprache, die es ermöglicht, dass kein Schmatzer wie der andere, kein Küsser wirklich zu imitieren ist. Sage mir wie Du küsst, und ich sage dir den ganzen Rest und noch ein bißchen mehr. Und daher kann kein Kuss jemals ein Verbotener sein. Mohnreste zwischen den Zähnen, Bazillen auf der Zunge und abblätternde Lippen eingeschlossen.