Schubladen-Denken und Mobbing statt Anerkennung und Würde? Ob Mediation oder einfache Menschenkenntnis. Viele Führungskräfte und Arbeitnehmer geben sich mit Vorurteilen im Job zufrieden. Doch Schwarz-Weiß gibt es nicht.
Jeder hat sie, jeder kennt sie. Diese Meinungen aus der Hüfte heraus: Vorurteile. So sind Süßigkeiten nun mal ungesund, verpesten Kernkraftwerke die Umwelt und arbeiten Politiker nur in die eigene Tasche. Wir pauschalisieren schnell – und gießen alles in eine große Form. Pauschalen entlasten unseren von Reizen überfluteten Alltag. Es ist einfacher, Personen in bestimmte Schubladen zu stecken.
Sündenbock ist schnell gefunden, Schuld sind immer die anderen
Ob die soziale Ungerechtigkeit in der Gesellschaft oder die Suche nach dem „Sündenbock“ . Vorurteile produzieren in uns negative Gedanken und Gefühle. Jesus von Nazareth hatte damit weniger Probleme. Ohne Berührungs-Ängste lud er sich bei einem Zöllner ein. Der war wenig beliebt, zog er doch den Leuten das Geld aus der Tasche. Die Menschen drum herum beschwerten sich: Wie kann der das nur machen, zu so einem Sünder absteigen? Aber das Ergebnis davon spürten auch sie: einen netten Kerl, der ihnen ihren Zoll sogar vierfach zurückgab.
Vorurteile durch begründete Urteile ersetzen
Eine Würdigung individueller Eigenschaften scheint oft ausgeschlossen: Vorurteile. Im Grunde besteht ein Vorurteil aus zwei Komponenten: persönlicher Einstellung und Überzeugung. So sind Süßigkeiten ungesund, Kernkraftwerke verpesten die Umwelt. Studenten hängen auf wilden Partys rum, während die Azubis hart in der Firma schaffen.
Oft sind Vorurteile negative Einstellungen gegenüber konkreten Menschen und Gruppen, Berufen und Bildungswegen. Wir neigen zu einförmiger und emotionaler „Übergeneralisierung“, wie eben der Zahnarzt das große Geld kassiert und Politiker nie das halten, was sie mal versprochen haben. Vorurteile enthalten negative Gefühle und Gedanken, Tendenzen zu intolerantem Handeln und Diskriminierung.
Superlative, Übertreibungen, Pauschalen
Jedoch müssen sie nicht gleich abwertend sein. Es ist durchaus verständlich, dass ein Student im Erstsemester seinem Professor einen intellektuellen Superlativ zutraut, der Azubi mit seinen Kollegen eigene Ansichten über die Leute anderer Ausbildungsgänge an der Berufschule hat. Der Grund für Vorurteile liegt wohl in unserem psychischen „Haushalt“. Pauschalen entlasten unseren von Reizen überfluteten Alltag, komplexe Sachen sollen möglichst einfach gehalten werden.
Schubladen-Denken statt komplexeres Studium
Wie? Indem wir Personen und Sachen in bestimmte Schubladen stecken. Dazu kommen soziale Ungleichheiten, ein idealer Nährboden für Vorurteile. Eine weitere Ursache liegt darin, den eigenen Status zu erhöhen. Emotionale Faktoren von sozialer Identifizierung bis zur „Sündenbocksuche“ kommen dazu. Daneben existiert das „Gerechte-Welt-Phänomen“, bei dem wir je nach Situation dem Opfer helfen oder es erniedrigen nach dem Motto: „Der hat’s verdient“. Überwinden wir Vorurteile? Indem wir versuchen, an unseren Ausbildungs-Standorten miteinander zu reden, praktisch Hand in Hand zu arbeiten.
Positives Betriebsklima durch klarere Kommunikation
Daran lässt sich besser überprüfen, inwiefern bestehende „Informationen“ von der Realität abweichen oder nicht. Eine wirksame Aufklärung von Vorbehalten ist mühseliger als ihr Ersatz durch ein neues Vorurteil. Es hilft, sich den gleichberechtigten Status der Kommilitonen und Kollegen bewusst zu machen. Dazu gehört ein möglichst offenes Kennen lernen in einem positiven Betriebsklima, um negative Feindbilder zu widerlegen. Darüber hinaus können gemeinsame Ziele gefunden werden, die das eigene Ich und sein Gegenüber in einer gesunden Unternehmenswelt miteinander verbinden.