Von Kommaregeln, Pausen, Qualen, Entscheidungen und Verantwortung. Kommas sind sichtbare Pausen. Man setzt sie, nach den geltenden Regeln, um einen Text verständlich zu machen. Doch manchmal hat man die Wahl und muss sich entscheiden…
Der Verfasser des Urdudens, Konrad Duden, unterstützte die Parole: „Schreibe, wie du sprichst!“, und machte sich damit nicht gerade überall beliebt. Mal abgesehen davon, dass er heute mit dieser Aussage zur allgemeinen Erheiterung beitrüge: War damit auch die Kommasetzung gemeint?
Schließlich kann man ohne Punkt und Komma reden. Zugegeben, das kann und tut nicht jeder. Denn beim Sprechen legt man Pausen ein, damit der Zuhörer den jeweiligen Gedankengängen auch folgen kann. Beim Schreiben werden diese Pausen dann u. a. zu Kommas und dienen dann der Verständlichkeit eines Textes.
Nun, dann kann die Kommasetzung ja nicht allzu schwierig sein. Oder doch? Immerhin hat die Dudenredaktion beschlossen, auch die Kommasetzung durch den Rechtschreibduden zu regeln. Bei der Neuregelung dieses Standardwerkes der deutschen Sprache, die am 1. August 2006 endgültig in Kraft trat, hat sie sogar einige Regeln geändert. Aber vielleicht haben diese Änderungen ja tatsächlich etwas mit diesen kleinen Pausen zu tun …
Einige Neuregelungen der Kommasetzung
Nach wörtlicher Rede steht auch dann ein Komma, wenn sie durch ein Ausrufe- oder Fragezeichen beendet wird. Natürlich nur, wenn ein Begleitsatz folgt oder weitergeführt wird.
- Er schien fassungslos zu sein. „Was ist das denn?“, fragte er und machte auf dem Absatz kehrt.
Zwei mit und verbundene Hauptsätze werden nicht mehr durch ein Komma getrennt.
- Sie zuckte zusammen und warf einen ängstlichen Blick auf die zuklappende Tür.
Spielt dabei ein Nebensatz eine Rolle, bleiben dessen einschließende Kommas selbstverständlich erhalten.
- Allmählich kam sie zu der Überzeugung, dass es ein Fehler gewesen war herzukommen, und wollte gerade aufstehen, …
Bei Partizipgruppen kann man ein Komma setzen, wenn es der Verständlichkeit dient.
- … als die Tür wieder aufgestoßen wurde. Verzweifelt nach Fassung ringend, sackte sie in ihren Stuhl zurück.
Auch bei Infinitivgruppen kann man ein Komma setzen, um Missverständnisse auszuschließen.
- Sie bemühte sich, ganz ruhig zu bleiben.
Ist der Satz eindeutig, kann man es dagegen weglassen.
- Er begann die Instrumente zu inspizieren.
PS: Infinitivgruppen, die mit als, anstatt, außer, ohne, statt oder um eingeleitet werden, werden immer durch Kommas abgetrennt!
- Sie schloss die Augen, um diese Folterwerkzeuge gar nicht erst sehen zu müssen.
Noch ein PS: Auch wenn sich Infinitivgruppen auf ein Substantiv beziehen oder ein hinweisendes Wort vor- oder nachgestellt wird, setzt man ein Komma.
- Sie verwarf ihre Idee, zu flüchten. Sich dieser Blamage auszusetzen, das würde sie ebenso wenig überleben!
Bei gleichrangigen Teilsätzen, die durch und oder oder verbunden sind, setzt man kein Komma.
- „Seien Sie bitte so nett und öffnen Sie Ihren Mund“, sagte er höflich und noch: „Wollen sie eine Spritze oder wollen Sie lieber keine?“
Wird ein Nebensatz – durch eine beiordnende Konjunktion wie und, oder, sowie etc. – gleichrangig an ein Satzglied des Hauptsatzes angereiht, wird er nur dann mit einem Komma abgetrennt, wenn er an das Satzglied anschließt.
- Sie stöhnte. Er versuchte es noch einmal: „Bei Problemen bzw. wenn Unverträglichkeiten vorliegen, sollten wir es ohne Spritze versuchen.“ Sie stöhnte lauter. Er wurde allmählich ungehalten: „Von einer Spritze ist bei Problemen bzw. wenn Unverträglichkeiten vorliegen, dringend abzuraten!“
Wird ein Nebensatz mit einer mehrteiligen Fügung eingeleitet, kann der Schreiber selbst entscheiden, ob er ein Komma setzen möchte. Das Komma entspricht dann einer deutlich wahrnehmbaren Pause im Text.
- „Aha!“, stieß sie endlich hervor. „Natürlich möchte ich eine Spritze“, beeilte sie sich hinzuzufügen. „Vorausgesetzt, dass Sie ganz vorsichtig sind!“ „Ich bin immer vorsichtig“, murmelte er leicht gereizt. „Ausgenommen, wenn …“
- Als er ihr entsetztes Gesicht sah, lachte er: „Keine Sorge, schließlich trage ich ja die meiste Verantwortung!“
Die Sache mit den Pausen war doch gar nicht so schlecht. Und als Schreiber trägt man die alleinige Verantwortung für die Verständlichkeit eines Textes. Wer die Wahl hat, … muss sich entscheiden!